Politik

Umsätze in der Luftfracht-Branche gehen weltweit zurück

In der Luftfracht-Branche, die mehr als ein Drittel des Welthandels ausmacht, zeichnet sich seit Jahresbeginn ein erheblicher Einbruch ab.
07.06.2019 15:31
Lesezeit: 3 min
Umsätze in der Luftfracht-Branche gehen weltweit zurück
Auch die Daten der Deutschen Lufthansa zeigen einen Rückgang bei der Luftfracht (Foto: AFP) Foto: AFP

Die International Air Transport Association (IATA) hat einen Bericht veröffentlicht, wonach die Nachfrage in der globalen Luftfrachtbranche gemessen in Frachttonnenkilometer (FTKs) im April des laufenden Jahres um 4,7 Prozent niedriger lag als noch ein Jahr zuvor.

Der Trend drehte sich bereits im Januar ins Negative, als die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahresmonat aufgrund des globalen Abschwungs und eines sich vertiefenden Handelskrieges zwischen der US-Regierung und anderen Staaten zu schwächeln begann.

Luftfracht-Branche erwartet schlechte Zeiten

Die Luftfrachtunternehmen erwarten für das zweite Halbjahr dieses Jahres einen weiteren Rückgang des globalen Handelswachstums. "Wenn wir eine weitere Verschlechterung und Zollerhöhungen sehen, wird es weitere Beeinträchtigungen im Welthandel geben", sagt IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac. "Es wird ein schwieriges Jahr für die weltweite Frachtbranche."

Die Frachtkapazität stieg im April um 2,6 Prozent zum Vorjahresmonat. Damit übertrifft das Kapazitätswachstum das Nachfragewachstum seit vier Quartalen. Das Luftfrachtvolumen stieg im Laufe des chinesischen Neujahrs und zu Ostern leicht an, ist aber seitdem um 3 Prozent unter den Höchststand vom August 2018 gesunken.

Schlechte Prognosen für die Luftfracht

"Im April ging das Wachstum der Luftfracht stark zurück, und der Trend ist in diesem Jahr deutlich negativ", sagt Juniay. "Die Kostenvorgaben steigen, die Spannungen im Handel beeinträchtigen das Vertrauen, und der Welthandel schwächt sich ab."

Dem IATA-Generaldirektor zufolge passen die Fluggesellschaften ihr Kapazitätswachstum an, um dem Rückgang des Welthandels seit Ende 2018 gerecht zu werden. "Das alles führt zu einem herausfordernden Jahr für das Frachtgeschäft", so Juniac.

Die Anzeichen für einen wirtschaftlichen Abschwung zeigen sich weltweit. So sanken die Konjunkturerwartungen der deutschen Unternehmen im vergangenen Monat auf den niedrigsten Werte seit vier Jahren.

Die chinesische Industrieproduktion, der Einzelhandelsumsatz und die Investitionen sanken im April, berichtet Bloomberg. In den USA gingen die Einzelhandelsumsätze im April zurück, und die Industrieproduktion fiel zum dritten Mal in vier Monaten.

Laut IATA werden jedes Jahr fast 6 Billionen Dollar an Waren per Flugzeug exportiert, was 35 Prozent des gesamten Welthandels ausmacht. Luftfrachtunternehmen haben bereits vor Umsatzrückgängen aufgrund der Schwächung des Welthandels gewarnt.

Die Paketdienste UPS und FedEx haben aufgrund des Handelskrieges vor sinkenden Sendungszahlen gewarnt. Korean Air Lines hatte kürzlich einen "drastischen" Rückgang des Frachtaufkommens verzeichnet.

Auch die Daten der deutschen Flughafenbetreiber und der Deutschen Lufthansa AG zeigen rückläufige Frachtvolumen.

Laut Robert Mayer, Dozent für Frachtgeschäfte am Centre for Air Transport Management an der englischen Cranfield University, könnte ein Rückgang der Luftfracht zu einer breiteren industriellen Verlangsamung führen, ähnlich wie kurz vor der Krise 2008.

"Es wird im Laufe des Jahres einen negativen Einfluss auf die Frachtbranche geben", sagt auch Tim Clark, Präsident der Langstreckenfluggesellschaft Emirates, in einem Interview auf der Jahrestagung der IATA am Sonntag in Seoul.

Mit der Vertiefung des Handelskrieges werden die verhängten Zölle Lieferketten unterbrechen und die Preise für Teile und Produkte erhöhen. Unternehmen müssen sich in ihren Prozessen darauf einstellen, wodurch sich Handelsströme verschieben.

"Viele Spediteure haben ihre Lieferketten für Waren aus Südasien, Südamerika, Mexiko, Kanada oder den USA angepasst", sagte Cowen & Co-Analyst Jason Seidl in einem Bericht vom 8. Mai.

Globales Handelsvolumen deutlich niedriger

Das globale Handelsvolumen ist seit dem vierten Quartal 2018 rückläufig. Das globale Wachstum stagnierte im ersten Quartal dieses Jahres, und das Risiko einer weltweiten Handelsrezession ist höher als je zuvor in den letzten zehn Jahren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...