Die Commerzbank will ihre Kapitalausstattung durch die Begebung einer Nachranganleihe stärken. Die sogenannte Additional-Tier-1-Anleihe soll ein Volumen von mindestens 500 Millionen US-Dollar (439 Mio Euro) haben, teilte der MDax-Konzern am Dienstag in Frankfurt mit. "Mit der AT-1-Emission optimieren wir unsere Kapitalstruktur, gerade auch mit Blick auf unsere Wachstumsstrategie und veränderte regulatorische Vorgaben", sagte Finanzvorstand Stephan Engels. Der Kurs der Commerzbank-Aktie fiel am Vormittag in einem schwächelnden Gesamtmarkt um knapp ein halbes Prozent.
Tier-1-Anleihen (auch "CoCo"-Bonds genannt) werden unter bestimmten Bedingungen zum regulatorischen Eigenkapital gezählt - also dem Eigenkapital, das die Aufseher für ihre Bewertung der Stabilität eines Finanzinstituts berücksichtigen. Die Papiere können mit besonderen Bedingungen verknüpft sein, falls die Kapitalquoten der Bank unter eine bestimmte Schwelle fallen. Dazu können ein Aussetzen von Zinszahlungen, die Wandlung in Aktien oder sogar der Totalverlust für die Anleger im Fall einer Krise zählen. Diese Maßnahmen sollen es Banken erlauben, in Krisenzeiten ihre Kapitalquoten zu verbessern, ohne sich in solch schweren Zeiten Geld vom Kapitalmarkt beschaffen zu müssen.
Bei den Papieren, die die Commerzbank jetzt ausgeben will, droht den Anlegern ein Verlust, sollte die harte Kernkapitalquote (CET-1-Quote) der Bank unter 5,125 Prozent fallen. Ende März lag die CET-1-Quote den Angaben zufolge bei 12,7 Prozent.
Die Commerzbank kann frisches Geld aktuell gut gebrauchen, feilt sie doch nach der gescheiterten Fusion mit der Deutschen Bank an einer Strategie, um Antworten auf Ertragsschwäche im Niedrigzinsumfeld zu finden. Grundsätzlich sieht Konzernchef Martin Zielke die Bank mit der Konzentration auf Privatkunden sowie Firmenkunden und Mittelstand zwar gut aufgestellt. Mit Blick auf die Gewinnentwicklung ist er aber noch nicht zufrieden. Erst im Mai hatte der Manager versichert, alle Möglichkeiten prüfen, die Profitabilität der Bank zu steigern - möglicherweise auch durch Partnerschaften oder Zukäufe.
So scheinen die Möglichkeiten der Bank begrenzt, aus eigener Kraft zu wachsen. Denn die anhaltenden Niedrigzinsen lasten auf den Margen in klassischen Einlagen- und Kreditgeschäft. Zudem ist der Preiskampf in der Branche hart. Auch deshalb hatten sich lange Zeit Spekulationen gehalten, die niederländische ING und die italienische Unicredit hätten ein Auge auf die Frankfurter geworfen. Die Unicredit hat ein Interesse allerdings zwischenzeitlich dementiert, und auch die ING soll ihre Lust auf die Commerzbank laut Medienberichten verloren haben.