Finanzen

Zinsniveau für Firmen-Kredite erreicht neue historische Tiefstände

Lesezeit: 2 min
12.07.2019 15:20
Das durchschnittliche Zinsniveau für Unternehmensschulden hat einen historischen Tiefstand erreicht.
Zinsniveau für Firmen-Kredite erreicht neue historische Tiefstände
EZB-Präsident Mario Draghi. (Foto: dpa)

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Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten steigt aktuell so stark wie seit dem Zeitraum kurz vor der vergangenen Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 nicht mehr. Laut der Studie des Investment-Bank und Finanzierungsspezialisten FOX CORPORATE FINANCE (FCF) sei der Kreditbestand im April 2019 gegenüber dem Vorjahr um 6,6 % angestiegen – ein Wachstum, das es seit Ende der Finanzkrise 2011 nicht mehr gegeben habe.

„Die Kreditmaschine der Banken arbeitet nach wie vor auf höchsten Touren“, sagt Arno Fuchs, Geschäftsführer der FCF. „Wir beobachten, dass nahezu alle Marktteilnehmer im deutschen Markt aktiv unterwegs sind. Im besonderen Maße gilt dies für Auslandsbanken.“

Trendwechsel: Niedrige Zinsen für Unternehmenskredite bei steigenden Margen

Das Zinsniveau für Unternehmenskredite liegt mit durchschnittlich 1,29% aktuell auf einem absoluten historischen Tiefstand. Angekurbelt wurde der Niedrigzins von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) der letzten Jahre: mit niedrigen Leitzinsen und verstärkten Anleihekäufen.

Seit den Kreditzinshöhepunkten in den 1980er und '90er Jahren (rund 13% bzw. 11%) gingen die Kreditzinsen kontinuierlich zurück. In den letzten drei Jahren bewegten sich diese in einem Korridor zwischen 1,5% und 2,0% und sanken seit Jahreswechsel bis heute sogar auf das neue historische Tief von 1,29%.

Gründe für den aktuellen weiteren Rückgang der Kreditzinsen liegen insbesondere in ebenfalls nach wie vor rückläufigen Euribor- und Swap-Sätzen, nicht jedoch in den Kreditmargen der Banken. Diese Risikoaufschläge steigen seit September 2018 leicht an und bewegten sich in den vergangenen neun Monaten von 1,40% auf heute 1,47%. Dieser Margenanstieg wurde jedoch von den sinkenden Euribor- und Swap-Sätzen überkompensiert.“

EZB-Entscheidungen können weiterhin den Niedrigzins beeinflussen

Ein Ende der Niedrigzinsphase ist derzeit nicht in Sicht. Erst Anfang Juni hat EZB-Präsident Mario Draghi die Zinswende auf das kommende Jahr 2020 verschoben. Damit bleibt der Leitzins im Euroraum weiterhin auf seinem Rekordtief von null Prozent. Ebenso hat Draghi im portugiesischen Sinatra Mitte Juni erklärt, dass er eine zusätzliche Lockerung in Aussicht stelle, wenn sich der Wirtschaftsausblick nicht bessere.

„In den vergangenen Jahren war es durchaus sinnvoll, auf weitere Zinssenkungen zu warten bzw. darauf zu spekulieren. Während ein weiterer kurzfristiger Zinsrückgang, insbesondere nach der Rede von Herrn Draghi, nicht ausgeschlossen werden kann, so scheint die Luft nach unten, vor allem für Unternehmenskredite, doch begrenzt. Aufgrund des sich eintrübenden Wirtschaftsausblicks hat sich das Risiko für Unternehmen jedoch ganz klar dahingehend verlagert, dass es kurzfristig zu deutlich verschärften Finanzierungskonditionen kommen kann. Diese Trendumkehr hat bereits im 2. Halbjahr 2018 im Bereich der sonstigen Kreditkonditionen wie z.B. Laufzeit, Covenants und Besicherung eingesetzt“, erklärt Arno Fuchs. „Für Unternehmen ist es daher sinnvoll, anstehende Finanzierungen kurzfristig anzugehen und das aktuell noch günstige, offene Finanzierungsfenster mit niedrigen Zinsen und noch günstigen Kreditbedingungen zu nutzen.“

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