Finanzen

Negativ verzinste Staatsschulden erreichen weltweites Rekordniveau

Die globale Schuldenmenge, die negative Renditen verzeichnet, liegt auf einem historischen Hoch. Immer mehr Staaten und Unternehmen erhalten Geld fürs Schuldenmachen.
04.07.2019 16:54
Lesezeit: 1 min

Die Gesamtmenge der negativ verzinsten Schulden weltweit ist Ende des vergangenen Monats zum ersten Mal auf mehr als 13 Billionen Dollar angestiegen. Noch im Oktober des Jahres 2018 waren Anleihen im Umfang von weniger als 6 Billionen Dollar davon betroffen.

Während die Renditen für 10-jährige Schweizer und deutsche Staatsanleihen im Juni neue historische Tiefs verzeichneten, kamen Österreich, Schweden und Frankreich zum Klub der Staaten hinzu, die 10-jährigen Staatsschulden mit Renditen unter Null haben.

Hintergrund des Vormarschs der Negativzinsen war eine Rallye auf dem globalen Anleihemarkt - ebenso wie beim Gold und bei Aktien. Negative Zinsen auf ihre zehnjährigen Staatsanleihen verzeichnen derzeit:

  • die Schweiz -0,66 Prozent
  • Deutschland -0,41 Prozent - ein Rekordtief und tiefer als der negative Einlagensatz der EZB
  • Dänemark -0,31 Prozent
  • die Niederlande -0,25 Prozent
  • Japan -0,15 Prozent
  • Frankreich -0,13 Prozent
  • Österreich -0,15 Prozent
  • Finnland -0,14 Prozent
  • Belgien -0,06 Prozent

Auch die Renditen auf zehnjährige US-Bonds sind zuletzt stark gefallen. Zwar sind sie noch weit davon entfernt, in den negativen Bereich zu rutschen. Doch aktuell liegen sie bei 1,95 Prozent - so niedrig wie zuletzt im Jahr 2016.

Bei Staatsanleihen mit kürzeren Laufzeiten haben heute sogar Länder wie Italien und Portugal negative Renditen. Rund 40 Prozent der globalen Anleihen rentieren heute weniger als 1 Prozent, so Daten von Bloomberg. "Die Märkte geben uns die Rückmeldung, dass es Probleme gibt, auf welche die Zentralbanken, nicht nur die Fed, jetzt reagieren", sagte Ed Hyman, Evercore ISI Chairman, gegenüber Bloomberg TV.

Betroffen sind nicht nur Staatsschulden. Selbst im Markt für Unternehmensanleihen von anlagewürdiger Bonität (englisch: investment grade) verzeichnet heute fast ein Viertel des Gesamtvolumens negative Zinsen. Weil Unternehmen die Vorteile der niedrigen Zinssätze nutzen und mehr leihen, haben die neuen Emission dazu beigetragen, die ausstehenden Junk-Bonds auf mehr als 1,23 Billionen Dollar zu steigern. Das ist mehr als doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollpoker ohne Risiko? Anleger setzen auf das alte Trump-Muster
09.07.2025

Donald Trump zündelt erneut im globalen Zollstreit – und die Finanzmärkte zucken nur mit den Schultern. Haben Investoren aus der...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...