Politik

Erstmals seit zwei Jahren: USA greifen Al-Qaida in Syrien an

Lesezeit: 2 min
03.07.2019 17:02
Die US-Luftwaffe hat eine Stellung der Al-Qaida-Gruppe Hurras al-Deen angegriffen. Doch der eigentliche Kern von Al-Qaida in Syrien ist die al-Nusra-Front. Sie hat über 30.000 Söldner, während Hurras al-Deen maximal 3.000 Söldner hat.
Erstmals seit zwei Jahren: USA greifen Al-Qaida in Syrien an
Das Ziel in Syrien war die Ortschaft al-Muhandisin im Südwesten Aleppos und bei Idlib. (Grafik: DWN/Syria Live Map)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die US-Luftwaffe hat nach Angaben von CENTCOM (United States Central Command) am Montag Luftangriffe gegen einen Ableger von Al-Qaida in Syrien (AQ - S) geflogen.

“Die US-Streitkräfte führten einen Luftschlag gegen die Führung von Al-Qaida in Syrien (AQ-S), die sich in einem Trainingslager befand, aus. Der Nordwesten Syriens ist nach wie vor ein sicherer Hafen, in dem die Führer der AQ-S die terroristischen Aktivitäten aktiv koordinieren, um auch Anschläge in der gesamten Region und im Westen zu planen”, teilt die Pressestelle von CENTCOM den Deutschen Wirtschaftsnachrichten in einer Mitteilung mit.  Der Angriff soll in der Nähe von Aleppo erfolgt sein. Einen derartigen US-Luftangriff hat es in den gesamten vergangenen zwei Jahren nicht gegeben. 

Nouvelles en Direct du Terrain zufolge richtete sich der Angriff gegen die Gruppe Hurras al-Deen, aber nicht gegen die al-Nusra-Front. Er fand im Vorort von Aleppo  - in al-Muhandisin - statt. Die GPS-Koordinaten für das Ziel lauten 36°05'40.3"N 36°57'41.1"E.

Während Hurras al-Deen eine Kampfstärke von 2.000 bis 3.000 hat, bestätigte Reuven Erlich, Chef des israelischen Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center (ITIC), den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, dass sich die Anzahl der al-Nusra-Söldner und weiterer verbündeter Söldner in Idlib auf schätzungsweise 30.000 beläuft.

Der Luftangriff der US-Amerikaner kann nur nach Billigung Moskaus erfolgt sein, da der Luftraum im Westen und Nordwesten Syriens von Russland kontrolliert wird. In Syrien erfolgt ohnehin eine enge Kooperation zwischen den USA, Russland und der Türkei - trotz aller Differenzen.

Im vergangenen Jahr hatte der US-Sondergesandte für Syrien James Jeffrey das Sotschi-Abkommen zwischen der Türkei und Russland ausdrücklich gelobt.

Seit der Unterzeichnung des Sotschi-Abkommens zwischen Russland und der Türkei zur Errichtung einer entmilitarisierten Zone in Idlib haben Söldner-Truppen immer wieder versucht, das Abkommen zu verletzen, indem Angriffe auf den Norden von Hama ausgeführt wurden. Die Angriffe gingen immer von dem Süden der Provinz Idlib aus. Die al-Nusra-Front, die Al-Izza-Brigaden, Hurras al-Deen, Ajnad al-Kavkaz (Tschetschenen), die Al-Aqsa-Front (IS-Verbündete), Katibat Tawhid wal-Dschihad und Katibat al-Imam al-Bukhari (Usbeken) und die Islamische Partei Turkestan (Uiguren aus China) sind allesamt gegen das Abkommen von Sotschi. Die Söldner der Nationalen Befreiungsfront (NLF) und die Freie Syrische Armee (FSA) unterstützen die Einigung zwischen Russland und der Türkei.

Die türkische Zeitung Aydınlık führt aus: "Die Einigung hat der syrischen Armee den Weg eröffnet, am Dreieck Latakia-Hatay-Idlib die strategisch wichtigen Gebirge und Dschisr al-Schugur einzunehmen. Dieses Gebiet wurde im Jahr 2015 von ausländischen Terroristen mit uigurischen, usbekischen, kirgisischen, tadschikischen, turkmenischen und tschetschenischen Hintergründen erobert. Gemeinsam mit ihren Familien bilden sie eine große Kolonie. Bei ihren Militärparaden lässt sich beobachten, dass sie über schwere Waffen, Raketenrampen und Kriegsdrohnen verfügen. Diese Leute will kein einziges Land aufnehmen. Wenn sie sich für eine kriegerische Auseinandersetzung entscheiden sollten, ist ohne Zweifel klar, was mit ihnen passieren wird. Auch wenn sie sich dafür entscheiden sollten, ihre Waffen niederzulegen, werden sie am politischen Prozess in Syrien nicht mitwirken können, da sie keine syrischen Staatsbürger sind. Sie werden auch nicht an irgendeinem anderen Aussöhnungsprozess teilnehmen dürfen. Die Frage, wohin diese Leute gebracht werden sollen, bereitet allen Seiten Kopfzerbrechen."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...