Gemischtes
Eine Branche in der Krise

Autozulieferer Norma kündigt Einsparungen und „Umstrukturierungen“ an

Der hessische Autozulieferer Norma hat beträchtliche Einsparungen und Änderungen der Unternehmensstruktur angekündigt.
06.08.2019 17:12
Lesezeit: 2 min

Der Autozulieferer Norma denkt nach zwei Prognosekorrekturen binnen weniger Monate über eine Verschärfung des Sparkurses nach. Interimschef Michael Schneider kündigte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag "weitere Optimierungsschritte" an. Diese könnten sowohl Standorte als auch mittelfristig die Struktur des Unternehmens betreffen. Er verwies darauf, dass der Konzern aus dem hessischen Maintal in der Vergangenheit bereits Sparprogramme aufgelegt habe. "Wir werden uns darüber hinaus noch deutlich stärker künftig verändern und anpassen müssen im Hinblick auf die Entwicklungen, die sich im Umfeld tun."

Die deutsche Automobilbranche befindet sich aufgrund der Nachwirkungen des Diesel-Skandals sowie des anschließend gestarteten Feldzuges gegen die Diesel-Antriebstechnologie sowie aufgrund der Hinwendung zum Elektroauto in einer schweren Krise, die derzeit insbesondere schon die Zulieferer mit aller Härte spüren.

"Wir werden unser Portfolio mittel- und langfristig sehr fokussiert ausrichten auf die Wachstumsbereiche E-Mobilität und Wasser", sagte Schneider weiter, der Konzernchef Bernd Kleinhens zu Monatsanfang an der Unternehmensspitze abgelöst hatte. "Und wir werden uns sicherlich im Hinblick auf die Organisationsstruktur in den nächsten Monaten adjustieren." Konkrete Schritte sollten in den kommenden Wochen erarbeitet werden. Schneider ließ durchblicken, dass er sich zutraut, den Konzern länger zu führen. Das müsse aber der Aufsichtsrat entscheiden. Seine Funktion als Finanzvorstand behält Schneider vorerst bei.

Norma macht - wie anderen Zulieferern auch - der Abschwung der Autokonjunktur zu schaffen. Deswegen hatte der Konzern zuletzt Mitte Juli seine Prognose gesenkt. Das Management rechnet nun nur noch mit einem bereinigten Umsatzwachstum "um die Null-Linie". Davor hatte sich Norma ein bis drei Prozent Zuwachs vorgenommen. Die operative Rendite (Ebita) wird für 2019 nun bei 13 statt 15 Prozent erwartet. Bereits im Mai hatte Norma die Erwartungen gesenkt. Weiteren Korrekturbedarf sieht Schneider für dieses Jahr nicht, lässt sich aber ein Hintertürchen offen: "Was immer einem amerikanischen Präsidenten oder wem auch immer einfällt, zu twittern, das kann natürlich Auswirkungen auf den Weltmarkt haben." Aber aus heutiger Sicht sei dies "die beste Prognose, die wir geben können".

Langfristig sei Norma gut aufgestellt und werde von den Megatrends der Branche profitieren. "Unsere Produkte sind in allen Antriebsarten einsetzbar, ob das ein Diesel ist, ein Benziner, Hybrid, Plug-in-Hybrid, ein Elektro- oder Brennstoffzellen-Fahrzeug." Das Unternehmen stellt unter anderem Schläuche, Verschraubungen, Rohre und Befestigungen, aber auch Leitungen und Steckverbindungen für Batteriekühlsysteme von Elektroautos her. Daneben gibt es noch einen kleineren Geschäftsbereich für Be- und Entwässerungssysteme, der in Zukunft eine größere Rolle spielen soll.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schiene unter Druck: Expertenrunde soll Bahnverkehr stabilisieren
06.12.2025

Wegen anhaltender Probleme im Zugverkehr arbeitet eine neue Taskforce an kurzfristigen Lösungen für mehr Pünktlichkeit und Stabilität...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Automobilindustrie erholt sich: Nachfrage kehrt zurück
06.12.2025

Die europäischen Neuzulassungen ziehen spürbar an und signalisieren eine langsame, aber stabile Erholung der Automobilindustrie. Doch...

DWN
Technologie
Technologie Bidirektionales Laden in Schweden: E-Autos und Solaranlagen bieten neue Energie für Haushalte
06.12.2025

In Schweden entwickelt sich eine neue Form der dezentralen Energieversorgung, bei der Haushalte Strom selbst erzeugen und intelligent...

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs schließt über 24.000 Punkten: Erholung geht am Freitag weiter
05.12.2025

Der deutsche Aktienmarkt legt zum Wochenschluss spürbar zu und der Dax überschreitet eine wichtige Schwelle. Doch der Blick richtet sich...