Technologie
Passwörter, Fingerabdrücke und Bilder

Forscher entdecken ungeschützte Riesensammlung biometrischer Daten im Internet

Israelische Sicherheitsforscher haben im Internet eine Sammlung von fast 28 Millionen frei zugänglichen biometrischen Daten gefunden. Die Datensätze sollen vom Marktführer für biometrische Anwendungen in Europa stammen.
14.08.2019 11:51
Lesezeit: 1 min

Sicherheitsforscher aus Israel haben eine riesige Datenbank mit rund einer Million Fingerabdrücken und anderen biometrischen Daten aufgespürt, die quasi ungeschützt und unverschlüsselt im Web abgerufen werden konnte, berichtet die dpa. Die Daten stammen vom System "Biostar 2" der koreanischen Sicherheitsfirma Suprema, die nach eigenen Angaben Marktführer in Europa bei biometrischen Zutrittskontrollsystemen ist. Über das Sicherheitsleck hatten zuerst der britische "Guardian" sowie das israelische Portal "Calacalist" berichtet.

"Biostar 2" arbeitet mit Fingerabdrücken oder Gesichtsscans auf einer webbasierten Plattform für intelligente Türschlösser, mit der Unternehmen die Zugangskontrolle für ihre Büros oder Lagerhallen selbst organisieren können. Das System wird nach Angaben vom "Guardian" auch von der britischen Polizei sowie mehreren Verteidigungsunternehmen und Banken genutzt.

Die gravierende Sicherheitslücke wurde von den israelischen Hackern Noam Rotem und Ran Lokar entdeckt, die für den Dienst vpnMentor arbeiten. Die Schwachstelle habe dazu geführt, dass man die vollständige Kontrolle über die Konten im System erhalten konnte, sagte Rotem dem Portal "Calcalist".

Die Forscher hatten Zugriff auf über 27,8 Millionen Datensätze und 23 Gigabyte Daten, darunter Fingerabdruck- und Gesichtserkennungsdaten, Gesichtsfotos von Benutzern, unverschlüsselte Benutzernamen und Passwörter, Protokolle über den Zugang zu den Einrichtungen, Sicherheitsstufen und -freigabe sowie persönliche Daten des Personals. Außerdem hätten sie Datensätze in den Firmenkonten neu anlegen und manipulieren können.

Entsetzt zeigten sich die Forscher darüber, dass in dem System die vollständigen biometrischen Daten meist unverschlüsselt abgespeichert wurden. "Anstatt einen Hash des Fingerabdrucks zu speichern, der nicht rückentwickelt werden kann, speichern sie die tatsächlichen Fingerabdrücke der Menschen, die für bösartige Zwecke kopiert werden können", sagten die Forscher dem "Guardian". Überrascht waren Rotem und Lokar darüber, wie schlecht die Suprema-Kunden zum Teil ihre Konten abgesichert haben: "Viele Konten enthielten lächerlich einfache Passwörter wie" Passwort "und" abcd1234."

Der Marketingleiter von Suprema, Andy Ahn, sagte dem "Guardian", das Unternehmen habe eine "eingehende Bewertung" der von vpnMentor bereitgestellten Informationen vorgenommen. Die Kunden würden im Falle einer Bedrohung informiert werde. Die Sicherheitslücke sei inzwischen geschlossen worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...