Gemischtes

VW holt Slowaken, anstatt Einheimische weiter zu beschäftigen

Das VW-Werk in Emden holt Arbeitskräfte aus der Slowakei, anstatt Einheimische zu beschäftigen.
14.08.2019 13:58
Lesezeit: 2 min

Bei VW in Norddeutschland bahnt sich ein massiver Konflikt an – und zwar im Werk Emden des größten Autobauers der Welt. Das Werk, das rund 10.000 Mitarbeiter beschäftigt, ist mit einer jährlichen Produktion von mehr als 210.000 Fahrzeugen der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Region. Das Problem:  Das Management sorgt mit seiner Personalpolitik in der Belegschaft für Verwirrung. Offenbar spielt die Führungsriege die einheimischen Mitarbeiter gegenüber Kollegen aus der Slowakei gegeneinander aus.

Wie das lokale Blatt „Ostfriesen-Zeitung“ berichtet, hat die Werksleitung für 500 Arbeitnehmer aus Emden, die einen befristeten Vertrag hatten, die Kontrakte nicht verlängert. Sie sitzen seit März freigestellt zuhause. Trotzdem seien Mitarbeiter aus dem slowakischen Werk in Bratislava in den Betrieb geholt worden. Frühere Medienberichte zufolge handelt es sich um 120 Kollegen vom osteuropäischen Standort, der als Vorzeigewerk im Konzern gilt.

Diese Personalpolitik hat die Emotionen hochkochen lassen. „Da fühlt man sich schon total verarscht“, zitiert die „Ostfriesen-Zeitung“ einen einheimischen Mitarbeiter aus Emden in seiner Überschrift. Die Verträge der 500 einheimischen Kollegen, die befristet waren, seien deswegen nicht verlängert worden, weil das Werk ein anderes Schichtsystem eingeführt und die Arbeitsaufgaben anders verteilt habe, heißt es.

Werk in der zweiten Jahreshälfte gut ausgelastet

Das Problem: Das Werk ist der zweiten Jahreshälfte gut ausgelastet, so dass unbedingt Arbeitskräfte benötigt wurden. Über die firmeninterne Job-Drehscheibe seien deswegen die Kollegen aus dem slowakischen Werk geholt worden, so die Zeitung.

Die Slowaken, die zuhause von VW auch kein weiteres Arbeitsangebot mehr bekommen hatten, sollen darüber hinaus die krankheitsbedingten Ausfälle auffangen, die es im Werk gebe. Sie sollen zunächst für drei Monate aushelfen. Die ersten 20 slowakischen Kollegen seien bereits am vergangenen Freitag gekommen.

Fazit: Die Auseinandersetzungen im Emdener Werk sind zwar regional begrenzt, weil die Produktionsvolumina des Betriebes insgesamt nur ein paar Prozentpunkte zur Produktion des gesamten Konzerns beisteuern.

Hier werden unterschiedliche Versionen des „Passats“ hergestellt – aber auch das höher klassige Modell „Arteon“ läuft hier vom Band. Doch kann der Konflikt schon dafür sorgen, dass sich die Atmosphäre innerhalb des Unternehmens verschlechtert – und das kann angesichts der Rückgänge, die die Autobauer derzeit verzeichnen, nicht positiv sein.

Manfred Wulff, Betriebsratvorsitzender im Werk, IG Metall, sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten:

"Das geht auf keine Kuhhaut mehr, was der Konzern da für eine Personalpolitik betreibt. Das geht nicht nur zu Lasten des Werkes, sondern der ganzen Region. Anstatt zu schauen, dass man zuhause noch die Mitarbeiter hat, holen sie nun andere aus einem anderen Werk. Die Konzernleitung will sich bis heute nicht eingestehen, dass sie hier einen Fehler gemacht hat. Für die slowakischen Kollegen ist es doch auch nicht so günstig, wenn sie nur für ein paar Monate beschäftigt werden."

VW hat sich gegenüber den Deutschen Wirtschaftsnachrichten bisher nicht geäußert.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...