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Probleme mit dem Gesetz: Goldman Sachs rettet Software-Firma

Lesezeit: 2 min
03.05.2013 01:22
Der Software-Hersteller Ebix soll Steuern hinterzogen und seine Anleger getäuscht haben. Der Aktienkurs des Unternehmens ist in den letzten Monaten massiv eingebrochen. Nun will Goldman Sachs Ebix übernehmen. Man kann davon ausgehen, dass der Deal für Goldman ein gutes Geschäft wird.

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Niemand ist an der Wall Street so gut informiert wie die Investmentbank Goldman Sachs. Daher sorgt in den USA die jüngste Erwerbung der Goldmänner für Aufsehen: Die Bank übernimmt das Software-Unternehmen Ebix. Ebix ist kürzlich schwer unter Beschuss geraten, die Börsenaufsicht SEV ermittelt wegen falscher Buchführung.

Da kommt ein kenntnisreicher Retter wie Goldman gerade recht.

Goldman Sachs bietet 820 Millionen Dollar (630 Millionen Euro), um Ebix zu übernehmen, einen Hersteller von Versicherungs-Software. Falls aber dem Software-Hersteller in den kommenden 45 Tagen ein besseres Angebot gemacht wird, kann das Unternehmen von dem Deal mit Goldman zurückzutreten. Sonst wird Goldman Sachs der neue Eigentümer.

Steuerbehörde ermittelt gegen Ebix

Seit November vergangenen Jahres untersucht die US-Börsenaufsicht SEC die Buchführung von Ebix, so Bloomberg mit Verweis auf eine anonyme Quelle. Nach Befragungen ehemaliger Mitarbeiter leitete die SEC nun sogar eine offizielle Ermittlung ein, nachdem der Deal mit Goldman bekannt wurde. Ebix-Chef Robin Raina bestreitet jedoch, dass die Börsenaufsicht SEC gegen sein Unternehmen ermittle.

In der Presseerklärung von Goldman Sachs heißt es: „Wir freuen uns darauf, mit dem Unternehmen zusammenzuarbeiten und sie darin zu unterstützen ihr Wachstumspotential zu maximieren.“ Zu möglichen Ermittlungen der SEC gegen Ebix wollte Goldman nichts sagen.

Auch die US-Steuerbehörde IRS ermittelt gegen Ebix. Sie prüft die Buchungen der Einnahmen aus internen Verkäufen an Abteilungen mit ausländischen Standorten - vor allem nach Indien und Singapur. Dort profitiert Ebix von niedrigen Steuern, sagen Quellen aus dem IRS.

Im Jahr 2012 zahlte Ebix 7,5 Millionen Dollar Steuern auf Einnahmen vor Steuern in Höhe von 78 Millionen Dollar. Im Jahr davor gingen von 73,5 Millionen Dollar Einnahmen 2,1 Millionen Dollar an den US-Fiskus. In seinem Jahresbericht sagt Ebix, es bestehe das Risiko „größerer Steuer-Verpflichtungen als geplant“.

Eine Sammelklage von Aktionären gegen Ebix wurde 2012 von einem US-Richter zugelassen. Die Anteilseigner werfen dem Unternehmen vor, das Management habe zwischen 2009 und 2011 falsche und irreführende Aussagen gemacht.

Infolge von Übernahmen stiegen die Einnahmen von Ebix über die vergangenen zehn Jahre massiv von 12 Millionen auf fast 200 Millionen Dollar. Der Nettogewinn des Unternehmens stieg von 500.000 Dollar im Jahr 2002 auf 70,1 Millionen Dollar im vergangenen Jahr. Der Wert des Unternehmens lag vorübergehend bei 1,2 Milliarden Dollar.

Aktien-Crash bei Ebix

Der schnelle Anstieg des Aktienpreises wurde von einigen Investoren als übertrieben angesehen. Sie hinterfragten ein Geschäftsmodell, das abhängig ist von Niedrigsteuer-Zonen wie Indien und Singapur, um die Gewinnziele zu erreichen.

Im Februar wurde von dem Finanzblog Seeking Alpha enthüllt, dass in den Büchern der Ebix-Abteilung in Singapur ein Kredit existiert, der niemals der US-Börsenaufsicht SEC gemeldet wurde. Der Aktienkurs von Ebix fiel an nur einem Tag von über 19 Dollar auf 14 Dollar. Ebix-Chef Raina nannte den Kredit eine „Konzern-interne“ Transaktion, die man dem SEC nicht mitteilen müsse.

Am 22. März postete ein Blogger unter dem Pseudonym Copperfield eine kritische Analyse der Unternehmens-Gewinne auf Seeking Alpha. Dieser Eintrag beschrieb Ebix als „Kartenhaus“. Zwei Tage später fiel der Aktienkurs um 24 Prozent. Der Wert des Unternehmens sank auf 878 Millionen Dollar. Ebix erklärte den Blog-Artikel von Copperfield als „irrelevant für die derzeitige finanzielle Lage des Unternehmens, für seine langfristigen Wachstums-Aussichten und die Politik des Managements“.

Goldman könnte unter diesen Vorzeichen der beste Rette für Ebix sein: Die Investment-Bank beherrscht wie keine andere die Kunst der kreativen Buchführung und hat beste Kontakte in die US-Administration und die Regulierungsbehörden.

Das Ebix-Geschäftsmodell wird von Beobachtern als Schneeball-System angesehen. Auch wenn Goldman mit Wintersport wenig am Hut hat - bei solchen Systemen kennt sich die Investment-Bank traditioneller Weise gut aus.

Vielleicht wird Ebix am Ende wegen seiner Zugehörigkeit zu Goldman als too big to fail eingestuft.

In jedem Fall wird Goldman mit Ebix ein gutes Geschäft machen. Denn früher oder später wird Ebix weiterverkauft. Jetzt ist der Zeitpunkt zum Einstieg wegen der niedrigen Aktienkurse günstiger denn je. Mit dem billigen Geld der Zentralbanken ist für die Investment-Banken heute kaum noch ein Deal ein Risiko. Es gibt auch bei Übernahmen nichts, was sie sich nicht leisten könnten.

Dass eine andere Abteilung von Goldman zur Absicherung gegen Ebix wettet, ist nach den bisherigen Erfahrungen mit Goldman-Transaktionen ganz und gar auszuschließen.

 


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