Politik

Die unheimliche Macht von Monsanto: Abtrünniger Bauer drakonisch bestraft

Lesezeit: 1 min
14.05.2013 15:13
Wer in der Landwirtschaft nicht nach den Regeln von Monsanto spielt, muss zahlen. Ein amerikanisches Höchstgericht hat einen Bauern zu einer drakonischen Strafe verurteilt. Der Bauer hatte Saatgut von Monsanto mit einem anderen Saatgut vermischt. Das Urteil hat richtungsweisende Bedeutung.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Agrarchemie-Konzern Monsanto hat vor Gericht einen wichtigen Sieg auf dem Weg zur totalen Dominanz des Saatgut-Marktes errungen. Der Oberste Gerichtshof der USA entschied am Montag einstimmig, dass ein Farmer aus dem Bundesstaat Indiana gegen ein vom Konzern geführtes Patent verstoßen hat. Der Surpreme Court bestätigte damit ein Urteil der unteren Instanz.

Die betroffene Sojabohnen-Sorte hat in den USA einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent am gesamten Soja-Anbau. Der Farmer Vernon Hugh Bowman hatte bei einem kleinen Getreidesilo Sojabohnen für die Aussaat gekauft, welche von anderen Bauern geliefert wurden. Dabei handelte es sich um einen Mix aus verschiedenen Sorten. Ein Teil dieses Saatgutes stammte von Monsanto. Dieses Saatgut aus zweiter Generation kaufte Bowman und vermehrte es anschließend auf konventionelle Art weiter.

Das Gericht sieht darin einen Verstoß gegen den Vertrag, den alle Bauern unterschreiben, die Monsanto-Saatgut kaufen. Dieser verbietet die Aufbewahrung von Samen der daraus erwachsenen Soja. Die Bauern müssen also jedes Jahr neues Saatgut von Monsanto kaufen. Auch Bowman kaufte regelmäßig diese Sorten. Sein Handeln verstieß damit gegen den Patentvertrag, stellte das Oberste Gericht nun endgültig fest. Nun muss er dem Saatgut-Hersteller eine Entschädigungszahlung in Höhe von 85.000 Dollar zahlen.

Große Bedeutung hat das Urteil deshalb, weil es eine grundsätzliche Entscheidung darüber ist, ob der Patentschutz für gentechnisch veränderte Pflanzen auch für nachfolgende Generationen gilt, oder nur für die erste Generation. Die New York Times zitiert dazu aus der Entscheidung des Obersten Gerichtes: „Wenn ein Käufer dieses Produkt selbst herstellen und unzählige Kopien verkaufen könnte, würde das Patent nur noch einen einzigen Verkauf der Erfindung schützen.“

Monsanto hat in der Vergangenheit gezeigt, dass der Konzern entschlossen ist, seine Patente bis zum Äußersten zu schützen. Bis zum Jahr 2013 hat Monsanto 142 Prozesse wegen angeblicher Patentverletzungen bei Saatgutarten geführt. Mehr als 23 Millionen Dollar an Entschädigungszahlungen hat der Konzern bisher erstritten (hier). Die Strafzahlungen sind ein wichtiger Baustein in der Strategie der Agro-Konzerne. In den USA hat sich in den letzten Jahrzehnten ein kontinuierlicher Schwenk in Richtung Lebensmittel-Kommerzialisierung und Kontrolle der Saatgut-Rechte vollzogen. Allein drei Agrochemie-Firmen – Monsanto, DuPont und Syngenta – kontrollieren heute 53 Prozent des globalen Saatgut-Marktes. Die zehn größten Saatgut-Firmen, hauptsächlich in US-Besitz, kommen zusammen sogar auf 73 Prozent (hier).

Gegner dieses globalen Saatgut-Kartells hofften auf ein Urteil zugunsten des Landwirts, um damit zumindest einer weiteren Verschärfung der Vereinheitlichung Grenzen zu setzen.

Die Hoffnung wurde nun enttäuscht.

Der Zug fährt in die andere Richtung.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

 

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...