Finanzen

JP Morgan: Spanien hat ohne EU-Bailout keine Chance

Spanien benötigt in den nächsten zwei Jahren Gelder im dreistelligen Milliardenbereich und allein 75 Milliarden für seine Banken, so JP Morgan. Ohne ein Rettungspaket könne das Land seine Probleme nicht lösen. Verschärft wird die Lage, weil der Internationale Bankenverband erklärt, für Spanien keinesfalls einen Schuldenschnitt akzeptieren zu wollen.
31.05.2012 12:05
Lesezeit: 1 min

Die Situation in Spanien wird zunehmend kritischer, weswegen immer wieder auf die schnelle Ratifizierung des ESM-Vertrages gedrängt wird. Nur mit den finanziellen Möglichkeiten des ESM und einer möglichen Banklizenz des neuen Rettungsschirms scheint eine Unterstützung Spaniens möglich. David Mackie, Chefsvolkswirt von JP Morgan, geht davon aus, dass Spanien auf ein Rettungspaket in Höhe von 350 Milliarden Euro angewiesen ist. 75 Milliarden Euro müssten allein aufgebracht werden, um die spanischen Banken zu rekapitalisieren. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die spanische Regierung und allen voran der spansiche Premier Mariano Rajoy um Gelder aus dem Rettungsfonds fragen wird.

Die Idee Spaniens, die Banken durch den ESM direkt zu rekapitalisieren wird derzeit von der EU überlegt (mehr hier), aber der Wunsch, die EZB zu neuen Käufen von spanischen Staatsanleihen zu bewegen, stößt weiter auf Widerstand (hier). Im Moment sehe die EZB im Kauf von Staatsanleihen wohl keinen angemessenen Schritt, um die Probleme zu lösen, so David Mackie. Aber es könne durchaus sein, dass die EZB zur Beruhigung der Märkte zwischenzeitlich wieder Anleihen aufkaufe, während gleichzeitig ein Rettungspaket für Spanien ausgehandelt wird.

Durch den immensen Ankauf von Staatsanleihen ihres eigenen Landes – im April hielten spanische Banken Anleihen im Wert von rund 261,3 Milliarden Euro – sind die Krisen-Anleihen Spaniens nationalisiert worden. Das Risiko im System selbst ist gestiegen, vor allem, da sich ausländische Banken und Fonds stetig von Staatsanleihen aus krisengebeutelten Staaten trennen.

Einen Schuldenschnitt wie in Griechenland hält der Internationale Bankenverband IIF jedoch für ausgeschlossen. Im niederländischen „Het Financieele Dagblad“ erklärte der IIF-Chef Charles Dallara, „Griechenland war einmalig“. „Die spanische Volkswirtschaft ist zu groß für einen Beitrag des privaten Sektors." Charles Dallara will, dass der Rettungsfonds direkt in spanische Banken investiert, der „europäische Fonds muss größer und flexibler eingesetzt werden“. Es käme nun endlich darauf an, die „problematische Beziehung zwischen der Regierung und den Banken aufzulösen“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...