Politik

Brasilien: Regierung will National-Garde gegen Demonstranten einsetzen

Seit sechs Tagen überziehen massive Proteste Brasilien. Die Demonstranten protestieren gegen Korruption, zu hohe Lebenskosten und die politische Situation. Die Regierung wird nervös. Nun soll die Nationalgarde eingesetzt werden, um die Sicherheit beim Confederations Cup zu gewährleisten. Für Donnerstag sind in mindestens 15 Städten Proteste angekündigt worden.
19.06.2013 18:59
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Druck der Straße gegen die herrschenden Verhältnisse bleibt weiterhin hoch. Geschätzte 50.000 Menschen fanden sich auch am Mittwoch in Sao Paulo auf dem Cathedral-Platz und anderen wichtigen Straßenzügen ein. Im Vorort Sao Bernardo besetzten Demonstranten tagsüber den Anchieta Highway und setzten Reifen in Brand. In der nordöstlichen Stadt Fortaleza versammelten sich zudem zahlreiche nahe des Austragungsortes für das Spiel zwischen Brasilien und Mexiko. Mit Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten ist auch Mittwochnacht wieder zu rechnen.

Deshalb hat das brasilianische Justizministerium nun den Einsatz der Nationalgarde angekündigt. Damit soll nach zwei Wochen anhaltenden Protesten die Sicherheit beim Confederations Cup gewährleistet werden, so die Businessweek. Unter anderem sollen die Truppen in Salvador, Belo Horizonte und Brasilia eingesetzt werden. Lokale Behören hatten zuvor zusätzliche Kräfte gefordert.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kam es erneut zu Ausschreitungen in Sao Paulo. Vor dem Amtssitz des Bürgermeisters Müllsäcke und der Wagen eines Fernsehteams in Brand gesteckt.  Hier hatten sich einige Demonstranten vor dem Bürgermeisteramt versammelt und eine Puppe in Gestalt des dortigen Bürgermeisters, Fernando Haddad, verbrannt. Über 60 Menschen wurden vorübergehend festgenommen.

Für Donnerstag sind Demonstrationen in 15 Städten angekündigt worden.

Am Montagabend versuchte eine Gruppe von Demonstranten, ins Rathaus von Sao Paulo einzubrechen. Die Polizei konnte sie jedoch mit Pfefferspray davon abhalten. Andere Demonstranten bildeten eine Menschenkette, um die Angreifer zurückzuhalten, und skandierten: „Keine Gewalt“, so der Guardian. 250.000 Menschen waren in ein paar Dutzend brasilianischen Städten auf die Straßen gegangen.

Unterdessen bekundeten auch einige Spieler der brasilianischen Fußballmannschaft ihre Unterstützung für die Proteste. So sagte beispielsweise Verteidiger David Luiz vom FC Chelsea, es sei natürlich für die Menschen, ihre Meinung zu äußern. Derzeit läuft in Brasilien der Confederations Cup, als Vorbereitung auf die nächstjährige WM.

Grund für die Proteste ist eine ganze Reihe von Missständen. Die Demonstranten werfen der Regierung und den Behörden unter anderem Polizeibrutalität, soziale Ungerechtigkeit und Korruption vor. Die hohen Ausgaben für die in einem Jahr stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft hätten besser in Bildung und eine verbesserte Infrastruktur investiert werden sollen.

Vergangene Woche gab es blutige Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten. Unter anderem wurden Gummigeschoße auf Protestierende und Journalisten abgefeuert. Nun will Dilma Rousseff ihre Gegner scheinbar besänftigen. „Die Stimmen der Straße wollen mehr Bürgerrechte, Gesundheit, Infrastruktur, Chancen“, sagte die Präsidentin. „Meine Regierung will den Zugang zu Bildung und Gesundheit erweitern. Sie versteht, dass die Forderungen der Menschen sich ändern", so Rousseff.

.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...