Finanzen

Crash-Gefahr im Bond-Markt: Zentralbanken stoßen US-Staatsanleihen ab

Lesezeit: 1 min
30.06.2013 01:19
Noch nie haben ausländische Zentralbanken innerhalb nur einer Woche eine so hohe Summe US-Staatsanleihen abgestoßen. Die Federal Reserve hält einen immer größeren Anteil an den US-Schuldpapieren. Den USA droht die Staatsfinanzierung mit der Notenpresse.
Crash-Gefahr im Bond-Markt: Zentralbanken stoßen US-Staatsanleihen ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ausländische Zentralbanken haben diese Woche eine Rekordsumme an US-Staatsanleihen verkauft. Zudem zogen sich so viele Privatinvestoren aus Anleihe-Fonds zurück wie niemals zuvor.

Die Bestände an US-Staatsanleihen, die von ausländischen Zentralbanken gehalten werden, gingen in der vergangenen Woche um 32,4 Milliarden Dollar zurück. Sie liegen nunmehr bei 2,93 Billionen Dollar, berichtet die FT. Es war die dritte Woche in Folge, dass die ausländischen Zentralbanken Staatsanleihen der USA abstießen.

Der bisherige Rekord war im August 2007, als die ausländischen Zentralbanken US-Staatsanleihen im Umfang von 24 Milliarden Dollar verkauften.

„Wir können zurzeit nur spekulieren, welche Länder verkaufen“, sagte Lou Crandall, Ökonom bei Wrightson Icap. Eine Möglichkeit seien Entwicklungsländer, deren Währungen unter Druck geraten sind.

Auch private Investoren ziehen sich massiv aus Investitionen in US-Staatsanleihen zurück. In der Woche bis zum 26. Juni flossen 10,6 Milliarden Dollar aus entsprechenden Fonds ab, berichtet der Finanzdienstleister EPFR Global.

Entsprechend der Preisverfall bei den Anleihen. Die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen erreichten am Freitag 2,52 Prozent. Anfang Mai hatten sie noch bei 1,62 Prozent gelegen.

Die US-Zentralbank Federal Reserve hingegen kauft weiter massiv US-Staatsanleihen. Wenn die Entwicklung anhält, wird die Fed irgendwann den gesamten US-Anleihemarkt übernehmen. Derzeit hält sie 30,86 Prozent aller US-Staatsanleihen. In der Vorwoche waren es noch 30,63 Prozent. Ihr Anteil an der Gesamtmenge aller US-Staatsanleihen wächst um circa 0,23 Prozentpunkte pro Woche, rechnet Zero Hedge.

Diese massiven Anleihekäufe durch die Fed werden von den Fonds-Managern als Argument dafür angeführt, dass die Flucht aus den Anleihen unbegründet ist. Zudem sei überhaupt nicht absehbar, dass die Zentralbank die Niedrigzinspolitik einstellen wird. Auch dies ist ein Argument für Staatsanleihen.

Doch wenn der Kapitalabfluss aus den Anleihe-Fonds anhält, könnten einige Fonds zu Notverkäufen gezwungen sein, was den Preisverfall beschleunigen würde.

Fed-Chef Ben Bernanke hatte kürzlich angekündigt, dass die US-Zentralbank ihre Käufe von US-Staatsanleihen zurückfahren wird. Wenn die Fed das tatsächlich tun würde, müssten die Zinsen massiv ansteigen. Doch bei einer Staatsschuldenquote von über 100 Prozent und einem Defizit von circa einer Billion Dollar pro Jahr kann sich das die US-Regierung schlicht nicht leisten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...