Die EZB setzt ihren Kurs der lockeren Geldpolitik weiter fort. Dies teilte Draghi am Mittwoch nach der EZB-Ratssitzung mit. Noch immer gebe es kein Inflationsproblem, da sich diese unterhalb der selbst gesetzten Marke von zwei Prozent bewege, so der EZB-Chef. Deshalb „erwartet der EZB-Rat, dass die Leitzinsen für einen längeren Zeitraum auf dem derzeitigen Niveau oder darunter bleiben werden“. Zwar hatte auch keiner mit einer baldigen Anhebung des Leitzins gerechnet. Doch die EZB wollte wohl sicher gehen, dass einfach jeder merkt, man halte am Gelddrucken weiter fest.
Zuvor hatte auch die Bank of England zudem ebenfalls angekündigt, den Leitzins so bald nicht heben, sondern eher senken zu wollen. Allerdings ist davon auszugehen, dass die steigenden Kurse nicht allzu lang anhalten werden. Schließlich wissen die Investoren, dass die EZB lieber die Märkte mit Worten als mit Taten beruhigt.
Die Reaktionen an den Börsen vielen jedoch sehr unterschiedlich aus. Während die Aktienkurse deutliche Gewinne verbuchten, rutschte der Eurokurs sehr stark ab. nach den Ankündigungen Draghis rutschte der Eurokurs zwischenzeitlich um 0,72 Prozentpunkte ab. Derzeit notiert er bei 1,29 Dollar.
Schließlich ist seit der Ankündigung des neuen Anleihekaufprogramms (OMT) nichts geschehen. Und mehr als bisher bekannt wollte auch Draghi am Donnerstag nicht zu den OMTs sagen. Man arbeite noch an dem gesetzlichen Rahmen. Dieser werde aber erst veröffentlicht, wenn ein Land nach den OMTs frage, so Draghi – warum sollte man auch vorher schon erfahren, wie es wirklich laufen soll!
Mit Blick auf die derzeitigen Entwicklungen an den Anleihemärkten dürfte das OMT-Programm jedoch bald gezückt werden. Portugals Renditen schossen am Mittwoch auf über acht Prozent und Italien musste am Donnerstag bei einer Auktion höhere Zinssätze hinnehmen (hier).
Aber in Portugal selbst sah der EZB-Chef zumindest offiziell keine wirkliche Gefahr:
„Ich denke, Portugal hat sehr bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Es war ein schmerzhafter Weg und die erzielten Ergebnisse waren sehr bedeutend, bemerkenswert, wenn nicht sogar überragend. Wir sollten der Regierung und Minister Gaspar (…) dafür Kredit zollen.“
Mit Blick auf die Nachfolgerin des zurückgetretenen, portugiesischen Finanzministers sagte Draghi, „Portugal ist in sicheren Händen“. Bezüglich der politischen Situation im Land wolle er sich jedoch nicht äußern, „da das nicht meine Aufgabe ist“. Aber auch Griechenland habe erhebliche Fortschritte seit Beginn des Bailouts gemacht.
Natürlich wurde Draghi auch auf die drohenden Milliarden-Verluste durch Derivategeschäfte des italienischen Staates angesprochen. Immerhin wurden diese abgeschlossen, als er noch als Generaldirektor des italienischen Finanzministeriums war (mehr hier). Draghi sagte, dass diese Verträge gänzlich legal waren und in Übereinstimmung mit den offiziellen Regulierungen. Sie wurden gänzlich durchgeschaut, so der EZB-Chef. Man habe diese nur abgeschlossen, um Italien vor Verlusten am Devisenmarkt zu schützen. „Das ist der einzige Grund, warum sie gemacht wurden“, so Draghi.