Politik

Ökonom: Alpine-Pleite ist Glücksfall für Österreich

Lesezeit: 2 min
02.08.2013 03:12
Durch die Insolvenz der Alpine Bau, Österreichs zweitgrößtem Bau-Unternehmen, verlieren 6.500 Arbeitnehmer ihren Job. Doch nicht alle in Österreich sehen die Mega-Pleite als Problem: Eine Marktbereinigung in der Baubranche scheint unumgänglich.
Ökonom: Alpine-Pleite ist Glücksfall für Österreich

Neben den allgemeinen Klagen über den Wegfall von Arbeitsplätzen nach der Pleite des österreichischen Baukonzerns Alpine gibt es auch Unternehmen, die von den Ereignissen profitieren: Zahlreiche kleine und mittlere österreichischen Bauunternehmen sind in den vergangenen Wochen eingesprungen und haben sich Aufträge geschnappt, die die Alpine nicht mehr zu Ende führen konnte.

Der Kollaps des zweitgrößten Bauunternehmens des Landes könne eine notwendige Konsolidierung der Branche bringen, sagt Christian Keuschnigg, Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts IHS. Für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung habe die Alpine-Pleite hingegen keine schlimmen Auswirkungen.

Die Alpine plagen nach eigenen Angaben Schulden in Höhe von 2,6 Milliarden Euro. Ende Juni stellte der im Eigentum des spanischen Mischkonzerns FCC stehende Konzern deshalb einen Insolvenzantrag. Die Gründe dafür liegen vor allem in der kostspieligen Expansion nach Deutschland, Italien und vielen osteuropäischen Ländern (mehr hier). Dabei verhob man sich gleich mit einer ganzen Reihe an uferlosen Großprojekten.

Bisher gilt der Bau-Bereich in Österreich als deutlich überdimensioniert, sagte Keuschnigg in einem Interview für die New York Times. „Eine Markt-Reinigung ist mehr als willkommen“, so der Wirtschaftsforscher. Und weiter: „Die herausfallenden Unternehmen geben den anderen Mitbewerbern die Chance auf eine stärkere Robustheit in dem aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfeld“.

Auch andere Analysten gehen davon aus, dass die meisten der 6.500 Alpine-Angestellten von konkurrierenden Bau-Unternehmen übernommen werden, genau wie die laufenden Projekte. Der Schaden für die österreichische Wirtschaft dürfte sich also in engen Grenzen halten. Das war auch der österreichischen Bundesregierung bekannt, als sie kurz nach Bekanntwerden der Pleite ein Konjunkturpaket in Höhe von 1,5 Milliarden Euro verabschiedete. Die Ankündigung war mit Blick auf die im September stattfindende Nationalratswahl mehr ein Geschenk an die Wähler.

„Langfristig wird der Bau-Sektor in Österreich größere strukturelle Anpassungen durchmachen“, sagt auch Michael Peneder, Vize-Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO. „Das bedeutet unausweichlich weniger Arbeitsplätze im Baugewerbe“, so Peneder.

Für Keuschnigg ist diese Entwicklung durchaus willkommen. Das österreichische Baugewerbe habe zu viele Kapazitäten, die Aussichten auf dem Markt seien sehr schlecht. „Ein Markt mit zu hohem Umfang kann immer eine Säuberung gebrauchen“, so der IHS-Chef. „Das ist ein gutes Zeichen für die Industrie – die anderen Unternehmen können wachsen“. Die Alpine-Konkurrenz wird dem kaum widersprechen.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Ampel auf Rot: Warum die deutsche Wirtschaft abwandert
08.05.2024

Der Frust des deutschen Mittelstands ist gewaltig. Immer mehr Unternehmer denken über Verlagerung ihrer Produktionsbetriebe nach. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen KfW: Deutlich weniger Förder-Kredite, aber mehr Gewinn zum Jahresauftakt
08.05.2024

Nach mehreren Krisenjahren hat sich das Kreditgeschäft der staatlichen Förderbank wieder normalisiert. Gleichwohl verdient die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW mit Gewinnrückgang - Konzernchef Zipse bleibt extrem optimistisch
08.05.2024

Der Autobauer BMW musste im ersten Quartal trotz des florierenden Luxussegments Gewinneinbußen verbuchen. Konzernchef Oliver Zipse bleibt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster
08.05.2024

Im April verzeichnete Deutschland erneut einen starken Anstieg der Firmeninsolvenzen - ein bedenklicher Trend, der bereits seit 10 Monaten...

DWN
Technologie
Technologie Abzocke an der Ladesäule? E-Auto laden unterwegs teurer als Benzin E10
08.05.2024

Die Begeisterung für Stromer hat in Deutschland schon arg gelitten. Die Ampel gewährt keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung - und nun...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Siemens Energy beendet Misere und startet Sanierungsplan für Windkraftsparte Gamesa
08.05.2024

Beim kriselnden Energietechnikkonzern Siemens Energy scheint sich der Wind zu drehen. Nach einem guten zweiten Quartal mit schwarzen Zahlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Anlagevermögen in Deutschland 2023 um 10 Prozent gewachsen
08.05.2024

Deutsche Kapitalanleger sind trotz schwacher Weltkonjunktur reicher geworden. Eine erfreuliche Nachricht für die Vermögensverwalter, die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
08.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...