Politik

Syrien: Moskau evakuiert russische Staatsbürger

In Anbetracht eines drohenden Militärschlags der Amerikaner gegen Syrien hat Russland nun damit begonnen, seine Staatsbürger aus Syrien zu evakuieren. Seit Tagen warnt der russische Außenminister Sergej Lawrow vor einem solchen Vorgehen des Westens. Das würde die Region nur noch mehr destabilisieren. Ein Angebot der Saudis, das mit der Abkehr von Assad verbunden ist, lehnten die Russen unterdessen ab.
29.08.2013 01:53
Lesezeit: 2 min

Aufgrund der sich immer weiter zuspitzenden Kriegsgefahr in Syrien hat Russland offenbar damit begonnen, Dutzende seiner Bürger außer Landes zu bringen. Die Furcht ist groß, dass aus einem kurzen Einsatz der USA und ihrer Verbündeten eine längerfristige Destabilisierung der gesamten Region resultieren könnte.

Wie das russische Ministerium für Katastrophenschutz am vergangenen Dienstag mitteilte, seien bereits 89 Personen evakutiert worden. 75 von ihnen seien Russen gewesen, berichtet ABC News. Weitere Evakuierungen würden für diesen Mittwoch erwartet. Die Menschen aus  Russland, Weißrussland und der Ukraine sollen mit Maschinen des Zivilschutzes nach Moskau gebracht worden sein.

Noch einmal signalisierte Russland zur Wochenmitte, dass es hinter dem Regime Bashar al-Assads stehe. So warnte der russische Außenminister Sergej Lawrow den Westen erneut vor einem bewaffneten Eingreifen. Das „führt zu einer langfristigen Destabilisierung des Landes und der gesamten Region“. Schon am vergangenen Montag hatte sich Lawrow mahnend in die Debatte über ein Eingreifen in Syrien ohne UN-Mandat eingemischt. Bei einer Pressekonferenz in Moskau bezeichnete der Außenminister ein solches Vorgehen als „äußerst gefährlich“. Das Ganze wäre ein furchtbarer Fehler, der am Ende nur zu noch mehr Blutvergießen führe. Darüber hinaus sei ein solcher Einsatz ohne UN-Mandat ein schwerer Verstoß gegen internationales Recht. Nach wie vor bezweifelt Russland einen Giftgaseinsatz durch die syrischen Regierungstruppen.

Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur ITAR-TASS gibt es jedoch von Seiten der russischen Botschaft in Syrien keinen Plan, ihre Diplomaten zu evakuieren. Derzeit leben zehntausende russische Bürger in Syrien. Geschuldet ist dieser Umstand der seit vielen Jahren bestehenden engen Zusammenarbeit und dem Austausch zwischen beiden Staaten.

Bei einem Treffen zwischen Präsident Putin und dem saudischen Prinz Bandar vor gut drei Wochen sollen Putin nun jedoch einige finanzkräftige Argumente für ein Fallenlassen Assads angeboten worden sein. Unter anderem habe Saudi-Arabien in Aussicht gestellt, tschetschenische Terroristen aus den Olympischen Spielen herauszuhalten. Außerdem habe der saudische Prinz dem russischen Präsidenten angeboten, für einen stabilen Ölpreis zu sorgen, indem man die Produktionskapazitäten entsprechend verändere. Dafür könne man die Mitglieder der OPEC, eines Zusammenschlusses hauptsächlich arabischer Erdöllieferanten, zu einer Allianz mit Russland drängen. Das berichtet die australische Zeitung Sydney Morning Herald.

Ein Militärschlag gegen Syrien wird bereits für dieses Wochenende erwartet. Deutschland wird sich nach Informationen der Deutschen Wirtschafts Nachrichten aus Regierungskreisen kurzfristig zu einer politischen Unterstützung der Militäraktion aufraffen. Man werde die „ungeheuerlichen Verbrechen des Assad-Regimes, gegen seine eigene Bevölkerung mit Giftgas vorzugehen“, aufs Schärfste verurteilen und die Aktion der USA als Strafe für ein Verbrechen gutheißen. Militärische Hilfe soll es keine geben. Auch die Bundesregierung erwartet einen kurzen Angriff, den sie als „Bestrafung“ ansieht, damit Splittergruppen nicht ermuntert werden, mit Giftgas zu operieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...