Politik

Wegen Euro: Finnland muss mehr Schulden machen

Finnlands Wirtschaft leidet unter der Rezession der Eurozone. Erstmals wird die Schuldenquote im kommenden Jahr die 60-Prozent-Grenze aus dem Maastricht-Vertrag übersteigen. Damit fällt eine der letzten Bastionen der Stabilität im Euro-Raum.
17.09.2013 23:22
Lesezeit: 1 min

Am Montag sagte Finnland, es werde 2014 erstmals die Maastricht-Vorgaben verfehlen. Danach sind die Staaten verpflichtet, ihre Schuldenquoten unterhalb von 60 Prozent zu halten. Finnland war das letzte Land der Eurozone, das die gemeinsamen Vereinbarungen noch einhielt.

Im kommenden Jahr werde die Schuldenquote Finnlands 60,7 Prozent erreichen und im Jahr 2015 sogar 62 Prozent, zitiert France 24 die finnische Regierung. Wegen seiner Haushaltsdisziplin galt Finnland bisher als Modell für die anderen EU-Staaten, deren Schuldenquoten allesamt über der Maastricht-Grenze von 60 Prozent liegen.

Auch „in den kommenden Jahren“ werde der finnische Haushalt wegen der schwachen Wirtschaft in den roten Zahlen verharren, so die Regierung. Die Technologie-, Papier-, Stahl und Metallindustrie der exportabhängigen Nation leiden unter der Eurokrise. Auch der finnische Handy-Hersteller Nokia kriselt und wurde kürzlich für 5,4 Milliarden Euro von Microsoft gekauft (hier).

Die Wirtschaft des Landes werde dieses Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen. Dies ist der zweite Rückgang der finnischen Wirtschaft in Folge. Für das kommende Jahr erwartet die Regierung ein Wachstum von 1,2 Prozent.

Finnland galt bisher auch in wirtschaftlicher Hinsicht als das Euro-Musterland. Doch die Produktivität in Finnland ist schlechter ist als in Südeuropa, so eine finnische Studie. Man kann im Euro-Raum offenbar auch mit vergleichsweise geringen Schulden zum Krisenfall werden (mehr hier).

Im August hatte die finnische Vielparteienkoalition ein Maßnahmenpaket zur Verringerung der öffentlichen Ausgaben angekündigt. Gekürzt wird bei den lokalen Behörden und den Sozialprogrammen. Auch das Renteneintrittsalter soll angehoben werden. Trotz der steigenden Schulden behält Finnland vorerst bei den drei großen Agenturen sein Kredit-Rating von AAA.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...