Finanzen

Wegen EZB-Nullzinsen: Sparkasse und Volksbank legen erstmals Filialen zusammen

In Hessen kommt es angesichts des durch die EZB ausgelösten Spardrucks erstmals zur Zusammenarbeit von Sparkassen und Volksbanken. Wenn in den gemeinsam betriebenen Filialen rotes Licht scheint, sind Sparkassenkunden dran, bei blauem Licht sind die Schalter für Volksbank-Kunden geöffnet.
03.09.2019 16:14
Aktualisiert: 03.09.2019 16:17
Lesezeit: 1 min

Volksbanken und Sparkassen in Hessen legen an 26 Standorten ihre Filialen zusammen. Die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse kündigten die "erstmalige flächendeckende Kooperation" zweier Konkurrenten am Dienstag an. Das Modell sei die Antwort auf die seit Jahren sinkende Kundenfrequenz und die Folgen der Nullzinspolitik der EZB für die Profitabilität der Filialen, sagte die Chefin der Frankfurter Volksbank, Eva Wunsch-Weber.

Gleichzeitig genössen die Filialen weiterhin eine "hohe Wertschätzung". Es gebe nach wie vor nicht wenige Kunden, die lieber persönlich in die Bankfiliale kämen. "Kunden, die bei Fragen aller Art unkompliziert vorbeikommen und einen vertrauten Berater sprechen möchten."

Die gemeinsamen Filialen werden Finanzpunkte heißen. An 17 Standorten im Main-Taunus- und im Hochtaunuskreis sollen die Service- und Beratungsleistungen laut Wunsch-Weber künftig an unterschiedlichen, aber festen Tagen in der Woche für die Kunden angeboten werden. Im Regelfall sollen demnach an zwei Tagen Mitarbeiter des einen und an zwei Tagen Mitarbeiter des anderen Instituts vor Ort sein - für die Kunden sichtbar am "Lichtkonzept": Rot für Sparkasse, blau für Volksbank. An weiteren neun Standorten stehen Geldautomaten und Terminals für die Kunden beider Geldinstitute zur Verfügung.

Der Umbau der ersten Geschäftsstelle beginne im Herbst in Bad Soden-Neuenhain, kündigte Eva Wunsch-Weber an. Bis Ende 2021 soll der Umbau abgeschlossen sein. Die Volksbank-Chefin betonte, die IT-Infrastruktur bleibe strikt getrennt, so blieben Bankgeheimnis und Datenschutz "in vollem Umfang gewährleistet". Die beiden Institute werden nach Wunsch-Webers Angaben in den kommenden drei Jahren "bis zu fünf Millionen Euro" in die Umsetzung dieses "zukunftsweisenden Projekts" investieren.

Der Chef der Taunus Sparkasse, Oliver Klink, betonte in der gemeinsamen Pressekonferenz, sein Institut habe nicht dem "üblichen Reflex" folgen wollen, die Filialen einfach irgendwann zu schließen. In der Frankfurter Volksbank habe sein Institut einen Partner gefunden, der genauso denke. Das "Share-a-Bank"-Prinzip sei ein Gewinn für Kunden, Mitarbeiter und die Region. In Umfragen seien die Institute auf breite Zustimmung gestoßen.

Die von der EZB betriebene extrem expansive Geldpolitik hat in den vergangenen Jahren zu einer deutlichen Abnahme der Zahl von Bankfilialen in Deutschland geführt, weil nicht mehr die nötigen Zinsgewinne erwirtschaftet werden können, um diese zu unterhalten und die Angestellten zu bezahlen, behaupten die Banken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Goldman Sachs: Europas Aktienmarkt wird die USA überholen
07.09.2025

Nach Jahren der US-Dominanz kommt die Trendwende: Goldman Sachs sieht europäische Aktien vor einem kräftigen Aufschwung. Banken,...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertspeicher im Taschenformat: Wie Sie Edelsteine kaufen – und ob sie als Anlageklasse taugen
07.09.2025

Chris Pampel, Geschäftsführer des Deutschen Edelstein Kontors und Autor des Buches „Das 1x1 der Edelsteininvestments“, erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Experteninterview: Wie Sie mit Geld in Zeiten sinkender Zinssätze umgehen sollten
07.09.2025

Börsen und Gold auf Rekord, Inflation rückläufig – doch die Zinsen wackeln. Während Trump Druck auf die Fed macht, ringt die EZB um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boliden-Chef: Mikael Staffas verteidigt Trump-Stahlzölle
07.09.2025

Der CEO von Boliden, Mikael Staffas, verteidigt Trumps Stahlzölle und warnt vor der chinesischen Konkurrenz. Europa steckt in lähmender...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation zwingt Unternehmen zu klarer Preisstrategie
07.09.2025

Die Inflation zwingt Unternehmen zu heiklen Preisentscheidungen. Wer zu schnell oder zu spät reagiert, riskiert Margenverluste – oder...

DWN
Panorama
Panorama Samenernte in 40 Meter Höhe: Wie der Wald von morgen wächst
07.09.2025

Die Samenernte hoch in den Baumwipfeln ist Abenteuer, Handwerk und Zukunftsarbeit zugleich. Wer an den Samen der Tanne gelangen will,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Österreichs Maßnahmen gegen die Inflation – und die Bedeutung für Deutschland
07.09.2025

Österreich steckt in der Krise: Die Regierung verspricht Milliardenhilfen, doch bei genauerem Hinsehen bleiben nur kleine Reformen übrig....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Turbojet-Drohne: Polen präsentiert universelle Technologieplattform
06.09.2025

Polen präsentiert die Turbojet-Drohne – eine universelle Technologieplattform für Militär und Zivil. Für Deutschland stellt sich die...