Technologie

Branchenverband zeichnet ernüchterndes Bild der Elektromobilität in Deutschland

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland zeichnet ein bemerkenswertes Bild des gegenwärtigen Zustandes der Elektromobilität in Deutschland. Besonders kritisiert wird, dass für viele E-Autos keine Daten zu deren Klimabilanz existieren.
04.09.2019 13:26
Aktualisiert: 04.09.2019 13:39
Lesezeit: 2 min

Kaum Autos - wenige Lademöglichkeiten: Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat seine aktuelle Umweltliste veröffentlicht und diesmal ausschließlich Elektrowagen unter die Lupe genommen. Die absoluten Zahlen seien "ernüchternd", erklärte der VCD am Mittwoch, wie AFP berichtet. Demnach fahren derzeit nur 200.000 Autos mit E-Antrieb auf deutschen Straßen - bei insgesamt 47 Millionen Pkw. Der Marktanteil neuer E-Autos liege derzeit bei lediglich 2,6 Prozent.

Der VCD verwies auf Spitzenreiter Norwegen, wo bereits mehr als jeder zweite Neuwagen ein E-Auto sei, sowie auf die Niederlande mit einem Marktanteil von fast zehn Prozent. Dabei muss jedoch bedacht werden, dass Norwegen den Verkauf von Elektroautos massiv mit Steuergeldern subventioniert und Hürden für Autos mit traditionellem Verbrennungsmotor errichtet hat - beispielsweise existieren in der Hauptstadt Oslo Straßen, die nur von E-Autos genutzt werden dürfen.

Gebremst werde die Nachfrage hierzulande oft durch "lange Lieferfristen mit Wartezeiten von bis zu einem Jahr", kritisierte der VCD. Auch das Angebot sei zu gering. Für viele Elektromodelle lägen zudem keine Daten vor, deshalb könne der VCD "nur wenige Modelle empfehlen".

Konkret erfüllen 19 Stromer die Anforderungen des Verkehrsclubs, davon 16 reine Elektroautos und drei Hybride. Zu den empfehlenswerten Elektrofahrzeugen deutscher Hersteller gehören demnach der BMW i3, der Smart als Zwei- oder Viersitzer sowie der e-Golf von Volkswagen. Auch Elektromodelle von Hyundai, Kia, Nissan, Renault und Toyota stehen auf der Liste.

Allerdings bezeichnete der Verkehrsclub das Elektro-Angebot etwa bei Volkswagen als "enttäuschend", da lediglich der e-Golf derzeit erhältlich sei. Hersteller wie Fiat, Ford, Honda, Mazda, Seat und Skoda hätten "schlicht noch keine E-Autos im Angebot", kritisierte der VCD. Audi und PSA mit den Konzernmarken Citroën, DS, Peugeot und Opel "haben ihre Teilnahme ganz abgesagt" und der US-Hersteller Tesla habe keine Werte für sein Model 3 liefern können.

Nach wie vor gebe es außerdem zu wenige Ladestationen in Mehrfamilienhäusern und privaten Tiefgaragen, kritisierte der VCD. Strom an Ladesäulen kommerzieller Anbieter sei zudem teurer als Haushaltsstrom, welcher inzwischen ohnehin ein Allzeithoch erreicht hat. Hier seien bessere Rahmenbedingungen nötig.

Der VCD verwies außerdem darauf, dass E-Autos wegen der Batterieproduktion im Herstellungsprozess bereits "ihren Lebenszyklus mit einem ökologischen Rucksack" starteten. Auch bei der Produktion des Ladestroms entstünden Emissionen. Daher müsse bei einem Vergleich der Klimabilanz von Stromern mit Verbrennern "der gesamte Lebenszyklus betrachtet" werden. Auf den gesamten Lebenszyklus gerechnet sei das Elektroauto allerdings "schon heute klimaschonender unterwegs als ein Verbrenner". Je nach Einsatzgebiet und Batteriegröße könne es seinen „ökologischen Rucksack“ nach unterschiedlich vielen gefahrenen Kilometern kompensieren, erklärte der VCD.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...