Wirtschaft

Großbritannien verliert durch den Brexit 1,3 Billionen Euro

Der Brexit wird der britischen Wirtschaft riesigen Schaden zufügen. Die internationalen Banken werden wohl eine astronomische Summe an Vermögen nach Europa verlagern.
11.09.2019 19:19
Aktualisiert: 11.09.2019 19:22
Lesezeit: 2 min
Großbritannien verliert durch den Brexit 1,3 Billionen Euro
Auch die britische Automobil-Produktion wird unter dem Brexit schwer zu leiden haben. (Foto: dpa) Foto: Jacob King

Großbritannien wird wahrscheinlich bald die EU verlassen. Dadurch werden wohl viele wichtige Branchen der britischen Wirtschaft massiv leiden – beispielsweise die Autoindustrie. Darüber hinaus dürften die internationalen Banken astronomische Summen an Kapital abziehen und anstelle dessen in Europa platzieren. Davon geht die Europäische Zentralbank (EZB) in einer aktuellen Schätzung aus.

„Am Ende des Prozesses werden wir Vermögenswerte in Höhe von etwa rund 1,3 Billionen Euro haben, die von London in den Euroraum verlagert werden", sagte der Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), Andrea Enria.

„24 Banken werden umziehen“, zitiert die Nachrichtenagentur dpa-AFX den Italiener. „Sieben davon werden unter direkter Aufsicht der EZB stehen, die 17 anderen fallen unter die jeweilige nationale Aufsicht ihres künftigen Standorts,“ erklärte der Chef der Bankenaufsicht.

Hintergrund: Die EZB, die sich in Frankfurt am Main befindet, hat seit November 2014 die Aufsicht über die größten Finanzhäuser des Euroraumes. Aktuell gibt es weit mehr als 100 Banken und dazu gehörige Gruppen.

Briten können in der EU nicht mehr reibungslos Geschäfte machen

Der Abfluss des Vermögens nach Europa ist nur ein Problem, das im Zusammenhang mit dem Austritt Großbritanniens aus der Gemeinschaft auftritt. Darüber hinaus wird der britische Finanzplatz viele Arbeitsplätze verlieren. Besonders wichtig ist, dass das Land sein sogenannte Passporting-Recht verlieren wird, das den britischen Finanzhäusern bis dato ermöglicht, ihre Geschäfte ohne Einschränkung auch in den anderen Ländern der Gemeinschaft abzuwickeln.

Wie sehr das der britische Finanzsektor spüren dürfte, wird auch an folgenden Zahlen deutlich: So werden Schätzungen zufolge in Großbritannien durch den Brexit zwischen 65.000 bis 75.000 Arbeitsplätze wegfallen.

Allerdings wird der deutsche Börsenplatz Frankfurt am Main davon profitieren. So haben bereits insgesamt 20 Banken angekündigt, ihren Hauptsitz von der britischen Hauptstadt nach Deutschland zu verlagern.

Polen für Deutschland jetzt noch wichtiger als Großbritannien

Doch das sind noch nicht alle Probleme, mit der die britische Volkswirtschaft fertig werden muss: So verringert sich der Außenhandel mit Deutschland, der größten europäischen Volkswirtschaft, wegen der Unsicherheit vor dem Brexit immer mehr.

Polen hat in der Liste der wichtigsten geschäftlichen Partner Deutschlands die Briten nun vom sechsten Platz verdrängt. Die Umsätze zwischen Großbritannien und Deutschland sind nach den ersten sechs Monaten betrugen nur noch 58,1 Milliarden Euro. Das geht aus aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamtes hervor.

Polen erreichte hingegen ein Volumen von 60,7 Milliarden Euro und übertraf damit die Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich das erste Mal.

Dass der Brexit für die EU und alle in Europa, die davon betroffen sind, trotzdem insgesamt nicht leicht wird, ist auch dem Chef der EZB-Bankenaufsicht klar: „Wir haben die besten Vorbereitungen getroffen, die Banken haben das getan, worum wir sie gebeten haben, und ein Notfallplan ist vorhanden“, so der Chef der Bankenaufsicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich – Deutschland hinkt hinterher
03.11.2025

Trotz fast gleicher Erwerbstätigenzahlen von Frauen und Männern bleiben Frauen in Deutschlands Führungsetagen weiterhin die Ausnahme. Im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau im freien Fall – Aufträge brechen im September dramatisch ein
03.11.2025

Alarmstufe Rot für Deutschlands Maschinenbauer: Nach einem äußerst schwachen September steuert die Branche auf ein Produktionsminus von...

DWN
Politik
Politik General Breuer will alle jungen Männer mustern – Bundeswehr rüstet sich für den Ernstfall
03.11.2025

Ein Satz, der aufhorchen lässt: Alle jungen Männer sollen wieder gemustert werden. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führung als Schlüsselfaktor: Wie Chefs Mitarbeiter halten oder vertreiben
03.11.2025

Mitarbeiter kündigen selten wegen Gehalt oder Karrierechancen – entscheidend ist meist der Vorgesetzte. Eine Studie zeigt: Jeder zweite...

DWN
Politik
Politik „Wer zuerst schießt, stirbt als Zweites“ – USA planen Atomtests ohne Explosion: Das Comeback des nuklearen Wahnsinns
03.11.2025

Ein Aufschrei geht um die Welt: Die USA wollen wieder Atomwaffen testen – und zwar ohne nukleare Explosionen. Was US-Präsident Trump...

DWN
Finanzen
Finanzen Blackrock rät zu neuer Portfolio-Strategie: Private Märkte als Schlüssel zur Diversifikation
03.11.2025

Märkte und Kapitalflüsse verändern sich nachhaltig, sodass vertraute Allokationsregeln zunehmend an ihre Grenzen stoßen. Wie sollten...

DWN
Politik
Politik Sanktionen zeigen Wirkung: Lukoil veräußert seine Tankstellen an schwedischen Öl-Milliardär
03.11.2025

Der russische Energieriese Lukoil steht unter massivem Druck amerikanischer Sanktionen. Nun verkauft der Konzern seine internationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft ÖPNV wird teurer: Deutschlandticket und Fahrpreise steigen 2026
03.11.2025

Ab dem neuen Jahr müssen Fahrgäste in vielen Städten und Regionen tiefer in die Tasche greifen: Das Deutschlandticket steigt von 58 auf...