Finanzen

Financial Times: Saudi-Arabien drängt Oligarchen zu Aramco-Beteiligungen

Die Financial Times berichtet, dass Saudi-Arabien wohlhabende Familien unter Druck setzt, damit diese beim Börsengang des staatlichen Ölkonzerns Aramco investieren.
20.09.2019 15:27
Aktualisiert: 20.09.2019 15:29
Lesezeit: 2 min
Financial Times: Saudi-Arabien drängt Oligarchen zu Aramco-Beteiligungen
Mohammed bin Salman ist Kronprinz, Verteidigungsminister und stellvertretender Premierminister von Saudi-Arabien. (Foto: dpa) Foto: -

Namentlich nicht genannte Insider sollen der Financial Times berichtet haben, dass die Regierung von Saudi-Arabien das Ziel verfolgt, einige der wohlhabendsten Familien des Königreichs "unter Druck zu setzen", "zu zwingen" oder "zu tyrannisieren", damit diese Großinvestoren beim Börsengang von Saudi Aramco werden, wie das Blatt berichtet.

Das Königreich ist bemüht, den Börsengang, drei Jahre nachdem er erstmals angekündigt wurde, endlich zu starten. Kronprinz Mohammed bin Salman verfolgt dabei das Ziel, eine Bewertung von 2 Billionen Dollar für die staatliche Ölgesellschaft zu erreichen. Damit wäre Aramco der bisher größte Börsengang der Welt.

Mitglieder vieler der betroffenen Familien waren bereits in den Jahren 2017 und 2018 im Ritz-Carlton-Hotel in Riad inhaftiert worden - eine Maßnahme , welche die Regierung damals als Razzia gegen Korruption bezeichnete. Einige der Inhaftierten sollen dort gefoltert worden sein. Die meisten wurden später gegen Geldzahlungen freigelassen.

Eingefrorene Gelder sollen in Aramco-Börsengang fließen

Zu den Personen, die nun offenbar im Zusammenhang mit dem Börsengang von Saudi Aramco unter Druck gesetzt werden, gehört Alwaleed bin Talal. Der Milliardär wurde einst mehr als drei Monate lang im Ritz-Carlton festgehalten. Viele seiner Vermögenswerte sind nach wie vor in Saudi-Arabien eingefroren. Den Insidern zufolge wird diskutiert, die eingefrorenen Vermögenswerte für den Börsengang zu verwenden.

Einer der Insider sagte, dass der Druck von der Regierung Saudi-Arabiens und nicht von dem Unternehmen ausgeübt werde. Dutzende der wohlhabendsten saudischen Familien seien angesprochen worden, zitiert die Financial Times einen saudischen Finanzier, demzufolge der Druck nicht offen ausgeübt wird.

Ein saudi-arabischer Geschäftsmann muss offenbar bis zu 100 Millionen Dollar beisteuern, so einer seiner Berater, der anonym bleiben wollte. "Er wird jetzt ermutigt, seine patriotische Pflicht für das Königreich zu erfüllen", so der Berater. "Aber es gibt eine Grenze, wie patriotisch er sein will." Der Geschäftsmann, der auch im Ritz festgehalten wurde, hatte sich mit den Behörden darauf verständigt, Vermögenswerte zu übergeben und eine monatliche Rate zu zahlen, um seine angeblichen Schulden bei der Regierung zu begleichen.

Saudi-Arabien weist Vorwürfe zurück

"Die Behauptungen, dass Saudi-Arabien Druck auf Familien und Einzelpersonen innerhalb oder außerhalb des Königreichs ausgeübt hat, damit diese beim Aramco-Börsengang zu jedem festgelegten Preisniveau teilnehmen, sind unbegründet und falsch", sagte ein Regierungsbeamter gegenüber der Financial Times. Saudi Aramco lehnte es ab, einen Kommentar abzugeben.

Die Vorgänge werfen auch kein gutes Licht auf die westlichen Banker, die nach Riad geströmt sind, um dort als Berater für Saudi Aramco tätig zu werden. JPMorgan, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Credit Suisse gehören zu mehr als einem Dutzend westlicher Finanzinstitute, die den Börsengang in den kommenden Wochen bei Investoren bekannt machen wollen.

Die von Prinz Mohammed, Sohn von König Salman und De-facto-Herrscher des Landes, angestrebte Bewertung in Höhe von 2 Billionen Dollar verlangsamte den Prozess im vergangenen Jahr. Es wurde nämlich befürchtet, dass es ihm peinlich sein könnte, wenn das Bewertungsziel nicht erreicht werden kann. Einige der Banken, die am Börsengang mitwirken, halten Insidern zufolge eine Bewertung von 2 Billionen Dollar für möglich. Immerhin ist Saudi Aramco der größte Rohölproduzent und das profitabelste Unternehmen der Welt. Doch Investoren befürchten, dass es ein erhebliches politisches Risiko birgt.

Wenn die wohlhabenden Familien des Landes, darunter viele der mehr als 300 Königshäuser und Wirtschaftsmagnaten, die einst im Ritz-Carlton gehalten wurden, beim Börsengang erhebliche Mittel investieren müssen, so könnte die angestrebte Bewertung möglicherweise erreicht werden.

Einer saudischen Familie wurde von ihrem Bankberater mitgeteilt, dass ihre während der Ritz-Carlton-Affäre eingefrorenen Vermögenswerte in Aramco-Aktien übertragen werden könnten. Für die Familie ist dies kaum eine Verschlechterung ihrer Lage. Denn sie kann derzeit sowieso nicht auf diese Gelder zugreifen, berichtet die FT.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“
14.11.2025

Kaspar Schulz ist der älteste Braumaschinen-Hersteller der Welt. Seit 1677 produziert der Traditionsbetrieb in Bamberg. Johannes...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Google investiert: 6,41 Milliarden Dollar für Deutschlands Cloud-Infrastruktur
14.11.2025

Google plant eine milliardenschwere Expansion seiner Cloud-Infrastruktur in Deutschland, um seine Rechenzentren auszubauen und die Präsenz...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash erschüttert Anleger: Bitcoin-Kurs und andere Kryptowährungen stürzen ab – die Gründe
14.11.2025

Der Kryptomarkt wankt: Der Bitcoin-Kurs ist am Freitag unter die psychologisch wichtige Marke von 100.000 US-Dollar gerutscht und...

DWN
Finanzen
Finanzen Siemens Energy-Aktie: Rekordzahlen befeuern das Vertrauen in Siemens Energy
14.11.2025

Siemens Energy hat Anleger mit Rekordzahlen und einem starken Auftragseingang überrascht, die Siemens Energy-Aktie kletterte am Freitag...

DWN
Technologie
Technologie Streit um Verbrenner-Aus spitzt sich zu: Koalition sucht dringend nach gemeinsamer Linie
14.11.2025

Der ausbleibende E-Auto-Boom und zunehmender Druck aus der Industrie bringen das geplante EU-Verbrenner-Aus ab 2035 erneut ins Wanken....

DWN
Politik
Politik Alle 75 Minuten eine rassistische Straftat: Bundesregierung startet neuen Aktionsplan
14.11.2025

Die Bundesregierung will den Kampf gegen Rassismus neu aufstellen und modernisieren. Mit einer Auftaktsitzung von Ministeriumsvertretern...

DWN
Finanzen
Finanzen Klingbeil verteidigt Aktivrente: Steuerfreie Zusatzverdienste im Alter sollen Arbeitsmarkt stärken
14.11.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die geplante Aktivrente im Bundestag energisch verteidigt. Sie soll es älteren...