Finanzen

Miele baut hunderte Arbeitsplätze bis Ende 2021 ab

Der Hausgerätehersteller Miele hat den Abbau von über tausend Stellen in den kommenden beiden Jahren angekündigt.
30.10.2019 13:55
Aktualisiert: 30.10.2019 14:00
Lesezeit: 2 min
Miele baut hunderte Arbeitsplätze bis Ende 2021 ab
Das Miele-Logo. (Foto: dpa) Foto: Maurizio Gambarini

Es war eigentlich ein goldener Oktober für Miele: Bei einer Umfrage des "Handelsblattes" wurde der Haushaltsgerätehersteller erst kürzlich im Bereich Elektrogeräte zur "Marke des Jahres" gewählt. Außerdem wurde ein Miele-Gerät von der Stiftung Warentest zum Sieger im jüngsten Waschmaschinentest ausgerufen. Trotzdem kündigte die Miele-Konzernleitung am Mittwoch einen einschneidenden Stellenabbau an.

Bis Ende 2021 sollen bei dem Familienunternehmen in einem ersten Schritt weltweit rund 1070 Stellen gestrichen werden, davon etwa 240 in Deutschland. Weitere 650 Stellen sollen bis Ende 2025 im Gütersloher Waschmaschinenwerk wegfallen, wie das Unternehmen mitteilte. Der Stellenabbau solle möglichst sozialverträglich erfolgen, hieß es bei Miele. Außerdem sollen an anderer Stelle - etwa im Digitalbereich - auch 470 neue Stellen entstehen. Das vor 120 Jahren gegründete Familienunternehmen beschäftigt weltweit gut 20 000 Mitarbeiter, mehr als 11 000 davon in Deutschland.

Bei der Gewerkschaft IG Metall schrillen angesichts der Meldungen aus Gütersloh die Alarmglocken. Der IG-Metall-Unternehmensbeauftragte Thomas Wamsler befürchtet, dass der nun angekündigte Stellenabbau noch nicht das letzte Wort ist. "Ich weiß, das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Der Gewerkschafter warf der Miele-Leitung eine "Salami-Taktik" vor. Es werde ein Restrukturierungsprogramm nach dem anderen gestartet. Gleichzeitig werde der Beschäftigungsabbau verharmlost. Nun gehe es darum, die Beschäftigten zu mobilisieren.

Miele betonte dagegen, der Stellenabbau sei notwendig, um den tiefgreifenden Veränderungen der Märkte durch die Digitalisierung und den immer preisaggressiveren Auftritt asiatischer Wettbewerber Rechnung zu tragen. Ziel sei es, allein im ersten Schritt durch Einsparungen bei Sachkosten und Personal rund 190 Millionen Euro pro Jahr einzusparen und so die Wirtschaftlichkeit der gesamten Miele-Gruppe nachhaltig zu sichern.

Die Ankündigung des Stellenabbaus kommt nicht ganz überraschend. Denn schon im November vergangenen Jahres hatte sich die Konzernleitung Berater von McKinsey ins Haus geholt und die Verlagerung von Teilen der Waschmaschinenproduktion nach Polen angekündigt.

Miele macht mittlerweile mehr als 70 Prozent seines Umsatzes außerhalb Deutschlands. Deshalb treffen die aktuellen weltweiten Handelskonflikte das Gütersloher Unternehmen hart. Der mancherorts wieder aufkeimende Protektionismus mache das Geschäft nicht einfacher, klagte Geschäftsführer Markus Miele schon Anfang des Jahres in einem Interview.

Im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 hatte der Premiumhersteller die weltweite Konjunkturabkühlung bereits zu spüren bekommen. Nur dank der erstmaligen Einbeziehung der koreanischen Tochter Yujin Robot stieg der Umsatz noch einmal leicht um 1,5 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Ohne diesen Effekt hätte das Plus nur bei 0,2 Prozent gelegen.

Im wettbewerbsintensiven deutschen Markt musste Miele im abgelaufenen Geschäftsjahr sogar einen leichten Umsatzrückgang um 0,3 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro hinnehmen. Spürbare Rückgänge gab es außerdem in China, wo staatliche Restriktionen den Immobilienhandel erschwerten. In Hongkong dämpften die politischen Unruhen das Geschäft.

Mit dem Stellenabbau und einer Umstrukturierung wolle Miele nun aus einer Position der Stärke die Weichen für eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft stellen, heißt es im Unternehmen. Man wolle schlagkräftiger und wachstumsstärker werden. Das operative Geschäft soll deshalb künftig in acht Geschäftsbereichen gebündelt werden.

Das immer wichtiger werdende Digitalgeschäft - vom Marketing, über die Datenanalyse bis zum E-Commerce - soll künftig aus Amsterdam gesteuert werden. Und einer der Geschäftsbereiche - die "Wachstumsfabrik" - soll sich nur damit beschäftigen, neue Geschäftsfelder zu identifizieren. Es geht um neue Erlösquellen. "120 Jahre nach seiner Gründung stellt sich Miele grundlegend neu auf", hieß es in Gütersloh.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Amerika: Hat Joe Biden jemals wirklich die USA regiert?
11.03.2025

Wurde die US-Regierung per Autopen (Unterschriftenautomat) gesteuert? Ein Bericht enthüllt, dass fast alle Biden-Dokumente maschinell...

DWN
Politik
Politik BSW klagt in Karlsruhe auf Neuauszählung der Wahl
11.03.2025

Knapp gescheitert, doch nicht bereit aufzugeben: Das Bündnis Sahra Wagenknecht zieht vor das Bundesverfassungsgericht. Die Partei zweifelt...

DWN
Politik
Politik Bargeldreform: Verschwinden bald die Ein- und Zwei-Cent-Münzen?
11.03.2025

Kaum jemand zahlt noch mit Ein- und Zwei-Cent-Münzen – stattdessen verstopfen sie Geldbeutel oder verschwinden in Sparschweinen. Die...

DWN
Technologie
Technologie Der Verbrenner-Golf bleibt mindestens bis 2035: Volkswagen Vertriebschef Martin Sander im Interview
11.03.2025

Volkswagen steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits soll die ID-Familie den Markt für Elektroautos erobern, andererseits...

DWN
Politik
Politik Grönland wählt heute Parlament
11.03.2025

Die Menschen auf Grönland wählen ein neues Parlament – doch der Wahlkampf wird von außen beeinflusst. Trump mischt sich ein, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Künstliche Intelligenz: KI-Trading revolutioniert den Anlegermarkt – Welche Vorteile, Risiken und Möglichkeiten es gibt
11.03.2025

KI-Trading ermöglicht es Anlegern, durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz schneller und präzisere Marktanalysen zu erstellen und...

DWN
Politik
Politik Drohnenangriff auf Moskau fordert drei Todesopfer - Friedensgespräche beginnen
11.03.2025

Ein massiver Drohnenangriff auf Moskau erschüttert Russland: Zwei Tote, beschädigte Gebäude und gesperrte Flughäfen. Während der Kreml...

DWN
Immobilien
Immobilien Neues Büro finden: Was ist zu beachten und wie vermeidet man kostspielige Fehler bei der Suche?
11.03.2025

Die Firma wächst schneller als erwartet und mit ihr das Personal? Oder die Firmenräumlichkeiten werden nicht mehr benötigt? Je nachdem...