Politik

Lagebericht Syrien: Russland rückt in Rakka ein, baut Militärpräsenz im Osten des Landes aus

Russische Truppen sind in die ehemalige syrische IS-Hochburg Rakka eingerückt, nachdem US-Truppen dort abgezogen sind. Russland baut seine militärische Präsenz im Osten des Landes aus.
09.12.2019 17:00
Lesezeit: 2 min
Lagebericht Syrien: Russland rückt in Rakka ein, baut Militärpräsenz im Osten des Landes aus
Russische Soldaten üben am 04.05.2016 auf der Luftwaffenbasis Hamaimim bei Latakia in Syrien für die Parade zum Tag des Sieges. (Foto: dpa) Foto: Friedemann Kohler

Am 9. Dezember 2019 sind russische Truppen in die ostsyrische Stadt Rakka eingerückt, nachdem US-Truppen abgerückt sind, meldet der englischsprachige Dienst von Reuters. Zvezda TV hat ein Video veröffentlicht, aus dem das Einrücken der Russen ersichtlich wird. Die erste Handlung der Russen bestand darin, die einheimische Bevölkerung mit humanitären Gütern zu versorgen. Auf den humanitären Hilfsbündeln steht der Slogan “Russland ist mit Ihnen”.

“Die Arbeit in der Stadt, um die Trümmer zu beseitigen und das Gebiet (von Bomben oder Minen) zu räumen, ist noch nicht abgeschlossen, und es mangelt an sauberem Wasser, Medikamenten und Nahrungsmitteln”, so der Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums, Wladimir Varnavsky.

Rakka wurde vor zwei Jahren von US-Truppen und Kurden-Milizen besetzt, nachdem sie den IS vor Ort besiegt hatten. Als US-Präsident Donald Trump im Oktober 2019 einen Rückzug der US-Truppen ankündigte, rückten russische und türkische Truppen im Nordosten Syriens ein, um das Machtvakuum zu füllen.

Die russische Militärpolizei hat zudem nach eigenen Angaben die Kontrolle über einen zuletzt vom US-Militär genutzten Flugplatz im Norden Syriens übernommen. “Unsere Einheit hat damit begonnen, den Flugplatz und die Militärbasis zu bewachen”, sagte ein Militärvertreter der Agentur Tass. Die US-Truppen hätten das Gelände in der Nähe der Stadt Kobane verlassen. “Derzeit überprüfen Minenräumer die Anlage auf Sprengkörper”, sagte er. Auf dem Flugplatz gebe es klimatisierte Wohnräume und sogar ein Fitnessstudio.

Zuvor hatte das russische Militär Medienberichten zufolge Hubschrauber und das Luftabwehrsystem vom Typ Panzir auf einen weiteren Flugplatz in Qamischli verlegt. Bisher hatte die russische Luftwaffe nur Stützpunkte in Tartus und in Khmeimim.

In diesem Zusammenhang führt das israelische nachrichtendienstliche Militärportal DebkaFile aus: “Es wurde festgestellt, dass die Russen mit den örtlichen kurdischen Behörden einen Pachtvertrag über 49 Jahre für den Flugplatz Qamishli ausgehandelt hatten. Dieser Vertrag sollte einen Teil des Gebiets für die Zivilluftfahrt nutzen, während ein großer Teil als russische Militäreinrichtung geschlossen werden sollte (...) Inzwischen sind in Qamischli beträchtliche russische Streitkräfte eingetroffen: 50 Lastwagen mit 300 Soldaten, bestehend aus einem Kampfkontingent zur Sicherung des neuen russischen Luftwaffenstützpunkts und einer technischen Einheit für dessen Bau. Es sind auch Kampfhubschrauber Mi-35 und Mi-8 sowie die Luftverteidigungssysteme Pantsir-S gelandet, die rund um die Anlage stationiert sind.”

Kurdische Milizionäre in Nordostsyrien haben sich nach russischen Angaben aus nahezu allen Gebieten an der Grenze zur Türkei zurückgezogen. “Der Abzug ist so gut wie abgeschlossen”, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow in Moskau der Agentur Interfax zufolge. “Es gibt nur noch einige wenige Regionen, wo das noch getan werden muss.” Ähnliche Aussagen hatte es bereits in der Vergangenheit gegeben. Die Kurden hätten keine Alternative zu einer Kooperation mit der Regierung in Damaskus, meinte Lawrow. Die Türkei hatte wiederholt mit einer neuen Militäroffensive gedroht, sollten die Kurdenmilizen nicht wie vereinbart abziehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Engpässe treiben Aufwärtsrallye – warum Anleger jetzt wachsam sein müssen
09.12.2025

Der Silberpreis jagt von Rekord zu Rekord und übertrifft selbst den Hype um Gold, folgerichtig gibt es am Dienstag ein neues...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Sieben Wege wie Unternehmen Fachkräfte finden und halten
09.12.2025

Qualifizierte Fachkräfte werden knapp – das spüren Unternehmen bei der Personalsuche immer deutlicher. Die Folgen: Engpässe,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milan Nedeljkovic folgt auf Oliver Zipse bei BMW
09.12.2025

BMW bekommt einen neuen Chef: Milan Nedeljkovic übernimmt das Ruder von Oliver Zipse. Der Produktionsvorstand bringt Erfahrung aus fast...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie im Fokus: Allianz-Kooperation mit Oaktree – was der Syndikat-Pakt für Anleger bedeutet
09.12.2025

Ein neuer Deal in London, ein bestätigtes Top-Rating und höhere Gewinnziele treiben die Allianz-Aktie bis an das Jahreshoch. Doch hinter...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschaffung: EU-Lieferkettengesetz wird deutlich gelockert
09.12.2025

Das EU-Lieferkettengesetz sollte Unternehmen weltweit verpflichten, Menschenrechte zu achten. Doch bevor es überhaupt greift, haben sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kosten für Wohnen und Essen fressen geringere Einkommen auf
09.12.2025

Wohnen und Lebensmittel werden teurer – doch die Härte trifft nicht alle gleich. Neue Daten der Statistiker zeigen, wie stark vor allem...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putins Besuch in Indien zeigt die gefesselten Hände des Kreml
09.12.2025

Wladimir Putins Besuch in Indien sollte Stärke demonstrieren, doch die Realität wirkt gegenteilig. Der Kreml ist stark von Ölexporten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp-Aktie: Rückkehr in die Gewinnzone trotz Sanierungsdruck
09.12.2025

Thyssenkrupp meldet wieder Gewinn, doch der Preis dafür ist hoch. Der Konzern kämpft mit sinkender Nachfrage, Sanierungsrückstellungen...