Finanzen

Repo-Guru: Liquiditätskrise zum Jahresende wird Fed zu massiven Anleihekäufen zwingen

Jener Analyst, welcher einen Monat vor Ausbruch der Liquiditätskrise am US-Geldmarkt genau diese Krise korrekt vorhergesagt hatte, warnt nun in einer neuen Studie, dass die Krise schon zum Jahresende eskalieren könnte.
13.12.2019 11:00
Lesezeit: 2 min
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Kaum jemand hatte die Probleme im Geldmarkt kommen sehen, die im September über das US-Finanzsystem hereinbrachen und seitdem immer stärkere Eingriffe der Federal Reserve erforderlich gemacht haben. Zu den wenigen, die im Vorfeld davor gewarnt hatten, gehört Zoltan Pozsar von der Schweizer Großbank Credit Suisse. Der Analyst hatte nur einen Monat vor Ausbruch der Schwierigkeiten in einer Studie den gefährlichen Anstieg der Übernacht-Repo-Zinsen richtig vorhergesagt.

Nun schlägt Pozsar in seiner jüngsten Studie, die diese Woche veröffentlicht wurde, erneut Alarm. Er prognostiziert, dass wachsender Druck zum Ende des Jahres die Federal Reserve dazu veranlassen werde, das Quantitative Easing-Programm (QE) wieder aufzunehmen, also ein erneutes Programm umfangreicher Wertpapierkäufe. Bisher kauft die Fed in Reaktion auf die aktuelle Liquiditätskrise seit Oktober nur US-Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten, was der Zentralbank zufolge kein QE ist.

Das Chaos vom September im Übernacht-Repo-Markt, an dem Investoren gegen einen zeitlich begrenzten Eintausch von US-Staatsanleihen und anderen hochwertige Sicherheiten Kredit von der Zentralbank erhalten, hatte die New York Abteilung der Fed - den ehemaligen Arbeitgeber von Zoltan Pozsar - dazu veranlasst, viele Milliarden Dollar in das Finanzsystem zu pumpen. Das Ausmaß der Eingriffe zeigt die entscheidende Rolle des Repo-Markts im Finanzsystem und beim Handel mit US-Staatsschulden. Die Eingriffe im Repo-Markt gehören inzwischen zu den wichtigsten Instrumenten der Geldpolitik.

Doch nach Ansicht von Zoltan Pozsar sind die Eingriffe der Federal Reserve am Geldmarkt und die erneute Aufnahme von Anleihekäufen in Höhe von rund 60 Milliarden Dollar pro Monat nicht genug gewesen. Die überschüssigen Zentralbankreserven der Banken, die sie bei der Fed halten und die sie in den Repo-Markt zurückführen könnten, seien immer noch zu niedrig, zitiert die Financial Times den Finanzanalysten.

Zudem müssen die Banken aufgrund geltender Vorschriften ihre Bilanzsummen verkleinern. Diese Vorschriften könnten die Kreditvergabe am Repo-Markt einschränken, da die Banken die höheren Kapitalkosten zu vermeiden suchen. All dies deute auf deutlich höhere Zinssätze im Repo-Markt zum Jahresende hin, so Pozsar.

Das Hauptinstrument der Fed, um Liquidität in den Repo-Markt zu bringen, ist die Kreditvergabe an die sogenannten Primärhändler, bei denen es sich überwiegend um Großbanken handelt. Damit will die Zentralbank bewirken, dass die Primärhändler das Geld in der Folge unter einer breiteren Gruppe von Marktteilnehmern ausleihen. Zwar haben die Banken die geliehenen Barmittel seit September tatsächlich in Umlauf gebracht. Doch das ist keine Garantie dafür, dass sie dies am Ende des Jahres auch tun werden, sagt Pozsar.

Zusätzlich zu ihren Eingriffen am Repo-Markt kauft die Fed seit Oktober auch Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten, um Liquidität in den Markt zu bringen. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Banken nicht viele solcher Papiere halten, stattdessen halten sie aber viele Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten. Daher wird der nächste Schritt der Fed laut Pozsar darin bestehen, dass sie die volle Kraft des Quantitative Easing zum Einsatz bringt und US-Staatsanleihen aller Laufzeiten kauft.

Die Wiederaufnahme von QE wäre eine Umkehr der Zentralbank von ihren Versuchen, ihre Bilanz wieder zu schrumpfen, was bereits von Ende 2017 bis August dieses Jahres massiv Barmittel aus den Finanzmärkten abfließen ließ. "Die Menschen geben den Banken die Schuld, weil diese nicht leihen oder den Hedgefonds", sagte Pozsar der Financial Times. "Mein größerer Blickwinkel ist, dass wir die Bilanz [der Fed] zu sehr und zu schnell gekürzt haben. Die Fed muss das rückgängig machen."

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