Politik

DWN EXKLUSIV: Syrien-Offensive: Nato unterstützt die Türkei über Twitter, aber das war’s auch schon

Die Nato hat sich mit einem Twitter-Video angesichts der türkischen Offensive in Syrien mit der Türkei solidarisiert. Mehr Unterstützung bietet sie nicht an. Währenddessen überschlagen sich die Ereignisse - die Kämpfe nehmen an Intensivität zu.
20.02.2020 18:57
Aktualisiert: 20.02.2020 18:57
Lesezeit: 2 min
DWN EXKLUSIV:   Syrien-Offensive: Nato unterstützt die Türkei über Twitter, aber das war’s auch schon
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. (Foto: dpa) Foto: Francisco Seco

Die Nato hat angesichts der türkischen Offensive in Idlib über Twitter ein pro-türkisches Video veröffentlicht. Der Tweet beinhaltet folgende Worte: “Die NATO ist eine Familie gemeinsamer Werte. Wir treten mit unseren Verbündeten vereint für Frieden und Stabilität ein."

Allerdings hatte zuvor ein Nato-Sprecher der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass gegenüber geäußert, dass trotz der Tötung von türkischen Soldaten in Syrien der Bündnisfall nicht eingetreten sei. Bisher ist eine aktive Nato-Unterstützung der Türkei entlang ihrer Grenze zu Syrien tatsächlich ausgeblieben.

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldet, dass die Syrische Arabische Armee (SAA) von Präsident Assad im Osten von Idlib zahlreiche Angriffe diverser Söldner-Gruppen abgewehrt habe. Die Angriffe seien in Richtung al-Nairab südlich der Stadt Saraqeb erfolgt. Es seien von den Söldnern Mörsergranaten und Raketen auf die Umgebung von Saraqeb, al-Nairab und eine Reihe von Orten in Dadikh, Kafar Batikh, abgefeuert worden. Die SAA habe ihrerseits Raketenwerfer vom Typ BM-30 Smerch und taktische ballistische Raketen vom Typ OTR-21 Tochka eingesetzt.

Saraqeb ist ein strategisch wichtiger Ort, da sowohl die Autobahn M5 als auch die Autobahn M4 durch die Ortschaft verlaufen. Die M5 verbindet Damaskus mit Aleppo und die M4 Latakia mit Idlib und Aleppo.

Dem türkischen Sender ahaber zufolge befinden sich Verbände der Syrischen Nationalen Armee (SNA), also der Söldner, die von der Türkei unterstützt werden, in al-Nairab. Beim ihrem Vorstoß hätten sie zwei gepanzerte Fahrzeuge sowie ein weiteres Militärfahrzeug der SAA zerstört. Ein Sprecher der SNA erklärte gegenüber Arabi21 darüber hinaus, sie habe zwei Aufklärungsflugzeuge der russischen Luftwaffe abgeschossen.

Der pensionierte syrische General Ahmad Rahal, ein Anhänger der Söldner, teilte über Twitter mit: “Im Laufe der vergangenen neun Jahre unterstützen Söldner aus aller Herren Länder - die Shabiha, die Söldner aus den südlichen Vororten, die Syrische National Partei, die Hiaam Wahab, der Iran, die irakische PMU, die Fatimiden, die gesamte russische Kriegsmaschine, die Wagners-Söldner und 67 Milizen den Diktator. Heute sehen wir erstmals diejenigen, die offen die Gruppen der Revolution unterstützen.”

Doch die Offensive auf al-Nairab soll SAA-Kreisen zufolge missglückt sein. Die russische Luftwaffe hatte - nachdem die SNA die Verteidigungslinie der SAA in al-Nairab zerschlagen hatte - mehrere Luftschläge auf Verbände der SNA ausgeführt. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass zitiert das Russische Zentrum für die Aussöhnung der Kriegsparteien in Syrien: “Um zu verhindern, dass terroristische Gruppen tief in das syrische Territorium vordringen, haben Su-24-Flugzeuge der russischen Luftwaffe auf Ersuchen des syrischen Kommandos einen Luftschlag gegen die bewaffneten Formationen der Terroristen durchgeführt, die in das Gebiet eingedrungen waren. Dies half den syrischen Truppen, alle Angriffe erfolgreich abzuwehren. Sie eliminierten einen Panzer, sechs Infanterie-Kampffahrzeuge und fünf Pick-up-Trucks mit den großkalibrigen Kanonen der militanten Kämpfer.”

Über den Nachrichtendienst Twitter teilt das türkische Verteidigungsministerium mit, dass durch einen Luftangriff in Idlib zwei türkische Soldaten getötet und fünf weitere verletzt wurden. Im Gegenzug seien 50 “Elemente des Regimes” getötet und fünf Panzer, zwei gepanzerte Fahrzeuge, zwei Pickups und eine Panzerhaubitze zerstört worden.

Nach dem Angriff teilte der Sprecher des türkischen Präsidialamts, Fahrettin Altun mit: “Unsere Truppen, die nach Idlib entsandt wurden, um Frieden zu gewährleisten und humanitäre Aktivitäten durchzuführen, wurden vom [Assad]-Regime angegriffen. Dabei wurden zwei Soldaten getötet und weitere fünf verletzt.”

Kurz nach dem Luftschlag gegen türkische Truppen in Idlib hat sich der türkische Generalstabschef Yaşar Güler telefonisch mit seinem britischen Amtskollegen Nicholas Patrick Carter in Verbindung gesetzt. Über den Inhalt des Gesprächs wurden keine Informationen veröffentlicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hilfsarbeitskraft: Deutschlands unterschätzte Welle zur Rettung bei Fachkräftemangel
23.12.2025

Die Krise im deutschen Mittelstand ist real: Der Fachkräftemangel lähmt das Wachstum. Die strategische Antwort darauf ist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden 2025: Finanzsektor glänzt, Autobauer kürzen massiv
23.12.2025

Während die Autobranche unter Druck steht, feiern Banken und Versicherer Rekordzahlen. Für deutsche Aktionäre bedeutet das ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold und Silber auf Rekordkurs: Edelmetalle profitieren von Zinserwartungen und Geopolitik
23.12.2025

Edelmetalle rücken erneut in den Fokus der Finanzmärkte und markieren ungewöhnliche Preisbewegungen in einem zunehmend unsicheren...