Die beiden Technologiekonzerne Google und Microsoft wollen Teile ihrer in China bestehenden Produktionskapazitäten nach Vietnam und Thailand verlegen. Einem namentlich nicht genannten Insider zufolge will Google sein Pixel 4A Smartphone nicht mehr in China, sondern ab April des laufenden Jahres in Vietnam fertigen lassen. Auch das Nachfolgermodell Pixel 5 soll demnach ab der zweiten Jahreshälfte in Vietnam gebaut werden, berichtet der Nikkei Asian Review. Einer anderen Quelle zufolge will Google zudem seine Produkte aus der Smart Home-Serie fortan in Thailand fertigen lassen – ein Partner vor Ort sei angefragt worden, ob er die Kapazitäten dafür habe.
Andere Insider berichteten, dass Microsoft die Produktion seiner Laptops und Computer ab dem zweiten Quartal 2020 von China nach Vietnam verlegen wird. „Anfangs wird das Volumen in Vietnam noch klein sein, aber es soll stetig wachsen und dass ist genau die Richtung, die Microsoft einschlagen will“, wird eine der Quellen zitiert.
Hintergrund für die Entscheidung sind die schweren Einbrüche in den Lieferketten, welche durch den Ausbruch des Coronavirus in China ausgelöst wurden. Vor einigen Tagen bereits hatte der Konkurrent Apple seine Gewinnprognose für das laufende Jahr komplett gestrichen und dies mit Schwierigkeiten in China begründet – das Land ist der weltweit bedeutendste Produktionsstandort für die Technologiebranche, praktisch alle großen Hersteller lassen dort produzieren oder Vorprodukte fertigen.
„Der unerwartete Schlag durch das Coronavirus wird definitiv dazu führen, dass Elektronikkonzerne ihre Produktionskapazitäten weiter aus ihrem kosteneffizientesten Produktionsstandort China verlegen müssen. Keiner kann die Risiken nun mehr ignorieren. Es geht auch nicht mehr um die Kosten, sondern um die Aufrechterhaltung der Lieferketten als solche“, wird ein Manager vom Nikkei Asian Review zitiert.
Aber die starke Abhängigkeit von Apple, Google und Microsoft von China wird es den Unternehmen erschweren, die Lieferketten in so kurzer Zeit umzustellen. Möglich ist, dass etwa iPhones und Airpods bald nicht mehr geliefert werden könnten, weil die Umstellung auf Hindernisse stößt. Zu bedenken ist etwa, dass viele Vorprodukte und Kleinteile, welche für die Produktion der Geräte benötigt werden, ebenfalls aus chinesischer Produktion stammen und nicht einfach durch thailändische oder vietnamesische Produkte ersetzt werden können.
„Es ist vernünftig für Unternehmen wie Google, die Diversifikation mit Blick auf das Coronavirus und den Handelskrieg mit den USA zu beschleunigen. Doch selbst wenn die Endfertigung dann außerhalb Chinas steht, müssen die Zulieferer noch immer einige Komponenten aus dem Land beziehen. Es ist eine Frage des gesamten Lieferketten-Ökosystems, und dessen Umorganisierung braucht Zeit“, wird ein Analyst zitiert.