Finanzen

Bank of England weicht Kaptialregeln für britische Banken auf

Die Bank of England hat den Banken des Landes den Zugriff auf ihr Kapitalpolster für Krisenfälle erlaubt, um die Kreditvergabe trotz Corona aufrechtzuerhalten.
13.03.2020 11:00
Lesezeit: 2 min
Bank of England weicht Kaptialregeln für britische Banken auf
Der scheidende Notenbankchef Mark Carney reagiert auf die Corona-Krise. (Foto: dpa) Foto: Jonathan Brady

Die Bank von England hat am Mittwoch nicht nur den Leitzins auf das Rekordtief 0,25 Prozent abgesenkt. Außerdem hat sie den Banken des Landes mitgeteilt, dass sie auf einen ihrer Kapitalpuffer zugreifen dürfen, um die Kreditvergabe während der Coronavirus-Epidemie aufrechtzuerhalten. Zugleich warnte die Notenbank aber davor, das Geld für die Erhöhung von Bonus- oder Dividenden-Zahlungen zu verwenden. Auch den Versichern des Landes wurden Erleichterungen zugesagt.

Der finanzpolitische Ausschuss (FPC) der Bank of England sagte, dass er für die Banken den sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer (CCYB) auf 0 Prozent senkt. Damit macht der Ausschuss eine Entscheidung vom letzten Jahr rückgängig, wonach der Puffer bis Ende dieses Jahres von 1 Prozent auf 2 Prozent erhöht werden sollte. Laut dem finanzpolitischen Ausschuss soll eine Erhöhung des antizyklischen Kapitalpuffers frühestens im März 2022 in Kraft treten.

Der sogenannte antizyklische Kapitalpuffer (CCYB) ist ein Puffer, der in guten Zeiten aufgebaut wird, um bei Abschwüngen oder Markterschütterungen die Kreditvergabe aufrechtzuerhalten. Es ist nun das zweite Mal, dass die Banken darauf zugreifen dürfen, wie Reuters berichtet. Der erste Zugriff erfolgte, kurz nachdem Großbritannien im Juni 2016 für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt hatte.

Anders als in der globalen Finanzkrise vor einem Jahrzehnt, als die britischen Steuerzahler die Kreditgeber retten mussten, haben die Banken in den letzten zehn Jahren Widerstandskraft aufgebaut und sind nun Teil der Lösung für das Coronavirus, sagte der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, auf einer Pressekonferenz.

Die Freigabe des antizyklischen Puffers wird nach Angaben der Notenbank bis zu 190 Milliarden Pfund an Bankkrediten an Unternehmen unterstützen, was dem 13-fachen des Nettokreditvolumens der Banken an Unternehmen im Jahr 2019 entspricht. Andrew Bailey, der am kommenden Montag das Amt des Gouverneurs von Carney übernehmen wird, erwartet von den britischen Banken im Gegenzug, dass sie ihre Kunden während der Coronavirus-Epidemie fair behandeln.

Mehrere Banken haben bereits Maßnahmen angekündigt, um Kunden zu helfen, die finanziell vom Coronavirus betroffen sind, was der scheidende Notenbankchef Carney ausdrücklich begrüßte. "Das Maßnahmenpaket wird die Fähigkeit der britischen Banken weiter stärken, unsere Kunden auch weiterhin durch die Covid-19-Krise zu unterstützen", zitiert Reuters aus einer Erklärung von Lloyds.

Im letzten Jahr hat der Stresstest der führenden Banken in Großbritannien gezeigt, dass die Kreditgeber selbst während eines längeren wirtschaftlichen Abschwungs noch immer Kredite an Unternehmen vergeben könnten, "ebenso wie bei einem Rückgang der Vermögenspreise, der viel größer ist als in den letzten Wochen", sagte die Bank of England. Die Banken hielten bereits eine Billion Pfund an liquiden Mitteln, die es ihnen ermöglichen, ihren Verpflichtungen über Monate hinweg nachzukommen.

Die Prudential Regulation Authority (PRA) der Bank of England, welche die Banken beaufsichtigt, erwartet von den Banken, dass sie als Reaktion auf die Freigabe des antizyklischen Puffers weder ihre Dividenden noch ihre Bonus-Zahlungen erhöhen. Zudem sei man bereit, die Erleichterung für Versicherer neu zu berechnen, die sie als Teil der langfristigen Einführung neuer Kapitalregeln erhalten. Die Unternehmen müssten dafür nachzuweisen, dass eine wesentliche Änderung des Risikoprofils eingetreten ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: US-Aktien steuern mit Gewinnen auf das Jahresende zu, Goldpreis erreicht neues Rekordhoch
22.12.2025

Die US-Aktien legten am Montag zu, wobei die drei großen Indizes den dritten Tag in Folge Gewinne verzeichneten. Gold setzte seine Rallye...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...