Politik

Droht in Syrien ein Massensterben wegen des Corona-Virus?

In Syrien wurde der erste Corona-Kranke registriert. Gesundheitsorganisationen hatten zuvor davor gewarnt, dass der Ausbruch einer Corona-Pandemie in Syrien zu einem Massensterben führen würde.
23.03.2020 12:00
Lesezeit: 1 min
Droht in Syrien ein Massensterben wegen des Corona-Virus?
Syrien, Damaskus: Arbeiter desinfizieren in Damaskus eine Straße als vorbeugende Maßnahme gegen die Verbreitung des neuen Coronavirus. (Foto: dpa) Foto: Omar Estwani

Hilfsorganisationen warnen vor dramatischen Folgen, sollte sich das neuartige Coronavirus unter Vertriebenen im Nordwesten Syriens ausbreiten. "Dann muss man, so brutal sich das anhört, fast schon mit einem Massensterben rechnen", sagte Dirk Hegmanns, Regionaldirektor der Welthungerhilfe für Syrien. "Da die russische Luftwaffe systematisch Klinken zerstört hat, gibt es dort keine Gesundheitsversorgung." So gebe es im gesamten Nordwesten Syriens ganze 50 Beatmungsgeräte.

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO zeigt sich wegen der Lage im Nordwesten Syriens "extrem besorgt". Die Bevölkerung in der Region sei besonders gefährdet, unter anderem wegen eingeschränkter Gesundheitsversorgung, erklärte WHO-Sprecher Hedinn Halldorsson. Die WHO arbeite daran, Ausrüstung für Coronatests in die Region zu bringen. Tests sollten in der kommenden Woche beginnen.

Seit Dezember 2019 sind nach UN-Schätzungen fast eine Million Menschen aus Idlib geflohen, berichtet die New York Times. Die humanitäre Lage ist Hilfsorganisationen zufolge ohnehin dramatisch. Es fehlt akut an Lebensmitteln, Unterkünften und Heizmaterial. Seit fast zwei Wochen gilt eine Waffenruhe, die die Schutzmächte Russland und Türkei vereinbart hatten.

Syrien hat am Sonntag offiziell eine Coronavirus-Infektion gemeldet. “Der Minister sagte, der Patient, ein Mann in den Zwanzigern, sei aus dem Ausland angereist und habe bei der Einreise nach Syrien keine Symptome gezeigt”, zitiert die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana den syrischen Gesundheitsminister Nizar Yazigi. Der Mann sei anschließend getestet worden. Der Test sei positiv ausgefallen.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) warnte, eine Ausbreitung des Coronavirus im Norden Syriens könnte ohne zusätzliche Hilfe zu einer kritischen Lage führen: "Die Erkrankung würde sich sehr schnell ausbreiten, vor allem in Lagern." Klinken und Gesundheitszentren wären von einem Patientenansturm überfordert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Europa im Wandel: Populismus und Spannungen in Deutschland, England und Frankreich
16.11.2025

Europa steht vor politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, während der Zusammenhalt innerhalb der EU zunehmend brüchig wird....

DWN
Politik
Politik Von der Leyen unter Druck: Zwei Billionen Euro und kein Plan für Europas Bauern
16.11.2025

Der Streit um Agrarsubventionen spaltet die Europäische Union. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den EU-Haushalt...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzskandal bei privaten Krediten: HPS und BNP Paribas verlieren hunderte Millionen
16.11.2025

Der Markt für private Kredite außerhalb regulierter Banken erlebt ein rasantes Wachstum, das zunehmend systemische Risiken birgt. Wie...

DWN
Politik
Politik TNT-Produktion in Europa: NATO-Staaten planen neue Fabriken zur Versorgungssicherung
16.11.2025

Europa verfügt derzeit über nur eine Produktionsstätte für NATO‑Standard‑TNT, während mehrere Länder neue Fabriken planen. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....