Deutschland

Bitkom: Coronavirus wird Digitalisierung Deutschlands vorantreiben

Dem Digitalverband Bitkom zufolge wird die Coronakrise die Digitalisierung in Deutschland erheblich fördern.
01.04.2020 16:58
Aktualisiert: 01.04.2020 16:58
Lesezeit: 2 min
Bitkom: Coronavirus wird Digitalisierung Deutschlands vorantreiben
Ein Mann hält ein Smartphone in der Hand. (Foto: dpa) Foto: Robert G

Die Folgen der Bekämpfung des Coronavirus können nach Einschätzung des Branchenverbandes Bitkom die Digitalisierung in Deutschland erheblich fördern. "Die Coronakrise hat uns die Bedeutung digitaler Technologien für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft sehr klar vor Augen geführt. Die Krise ist ein Weckruf, die Digitalisierung nun massiv voranzutreiben", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg am Mittwoch in Berlin. "Wir haben uns in der Vergangenheit zu viel Zeit bei der Digitalisierung gelassen. Jetzt heißt es, digitale Infrastruktur aufzubauen, Geschäftsprozesse umfassend zu digitalisieren und neue, digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln", zitiert die dpa Berg.

Die Digitalisierung wird in der Breite der deutschen Wirtschaft positiv gesehen, erklärte der Verband und verwies auf die Ergebnisse einer Umfrage unter Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten in allen Branchen, die im Januar und Februar noch vor den Ausgehbeschränkungen durchgeführt wurde. Neun von zehn Unternehmen sähen sie eher als Chance, nur fünf Prozent als Risiko. Jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) gibt zugleich an, Probleme zu haben, die Digitalisierung zu bewältigen. Aber nur noch jedes zehnte Unternehmen sieht seine Existenz durch die Digitalisierung gefährdet. Vor einem Jahr habe dieser Anteil noch bei zwölf Prozent, vor zwei Jahren sogar bei 24 Prozent gelegen.

Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Unternehmen hätten inzwischen eine Digitalstrategie entwickelt. Dabei gibt es aber große Unterschiede je nach Firmengröße. Quasi alle Unternehmen mit 2 000 oder mehr Beschäftigten verfügten über einen strategischen Ansatz. Bei den Firmen mit 500 bis 1 999 Mitarbeitern haben sieben Prozent keine Strategie aufgestellt. Bei kleinen und mittelständischen Unternehmen liege dieser Anteil aber deutlich darüber. "Wer nicht einmal für Teile seines Unternehmens eine Digitalstrategie aufgestellt hat, muss sich schon fragen lassen, ob er seine Existenz mutwillig aufs Spiel setzen will", sagte Berg.

Kurzfristig seien weitere Maßnahmen nötig, um zum Beispiel flächendeckend digitalen Schulunterricht für alle Schüler zu ermöglichen. Dafür brauche es auch ein Sofortprogramm über eine Milliarde Euro für die Anschaffung von Software-Lizenzen an den Schulen. Berg forderte weiterhin, den rechtlichen Rahmen an die neuen Realitäten anzupassen. So müsse die lange aufgeschobene Modernisierung des Arbeitsrechts sofort angegangen werden. "Es muss ein wöchentliches Arbeitszeitkonto eingeführt werden. Außerdem muss die 11-stündige Mindestruhezeit, die im Homeoffice völliger Blödsinn ist, ausgesetzt werden."

Auch wenn Deutschland bei der Digitalisierung sich nicht auf einer Spitzenposition befinde, könne das Land nach der Bewältigung der Krise im internationalen Vergleich doch noch zu den Gewinnern gehören. Wenn es hierzulande ähnlich wie in Südkorea gelinge, das Coronavirus einigermaßen im Griff halten, könnte die deutsche Wirtschaft schneller aus der Krise kommen als andere Länder. "Andere Länder haben nämlich zu spät angefangen, und die Wirtschaft wird dort deutlich mehr leiden." Da brauche man nur in Richtung Westen zu schauen, sagte Berg mit Blick auf die Situation in den USA. "Ich glaube, wir haben hier eine echte Chance, einen Kickstart hinzulegen, und die sollte man nutzen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...