Wirtschaft

JPMorgan: Corona-Wellen werden uns noch jahrelang begleiten

Der Großspekulant JPMorgan erwartet, dass es in den kommenden Monaten zu erneuten Phasen steigender Infektionszahlen durch das Coronavirus kommen wird. China und Korea haben den Höhepunkt der ersten Welle hinter sich, Europa und den USA stehe dieser noch bevor.
13.04.2020 10:43
Aktualisiert: 13.04.2020 10:43
Lesezeit: 2 min
JPMorgan: Corona-Wellen werden uns noch jahrelang begleiten
New York: Krankenhausmitarbeiterinnen in Schutzkleidung stehen vor einem Plakat mit der Aufschrift «You've always been essential». (Foto: dpa) Foto: Vanessa Carvalho

Analysten der US-Großbank JP Morgen erwarten, dass es in den kommenden Monaten weltweit zu mehreren Phasen erneut steigender Corona-Infektionszahlen kommen wird. Allerdings nehme der Umfang der jeweils betroffenen Menschen von mal zu mal ab, bis das Virus nach mehreren solcher Wellenbewegungen schließlich verschwunden sein werde.

Wir befinden uns derzeit demnach in der ersten und schwerwiegendsten dieser Infektionsphasen. Allerdings sind einige Länder weiter auf der Kurve vorangeschritten als andere. China beispielsweise habe die erste Infektionskurve nun praktisch durchlaufen, was auch durch die Beendigung der Quarantäne des Corona-Epizentrums Wuhan verdeutlicht werde.

Mehr als zweieinhalb Monate nach der Abriegelung der chinesischen Metropole ist der Ursprungsort der Pandemie wieder geöffnet worden. Erstmals seit Anfang Januar meldete China zudem auch keine neuen Todesfälle mehr. Schon seit Wochen gab es den offiziellen Angaben zufolge täglich nur noch wenige neue Infektionen und vor allem nur noch importierte Fälle bei heimkehrenden Chinesen und anderen Reisenden aus dem Ausland. Wie die Stadtregierung am Dienstag mitteilte, wird der normale Verkehr mit Autos, Bussen, Zügen, Flugzeugen und Fähren „in einer geordneten Weise“ wieder aufgenommen. Auf lokaler Ebene solle der Strom von Personen überwacht werden. Weiter solle Fieber gemessen und Mundschutz getragen werden. Kindergärten, Schulen und Hochschulen blieben vorerst weiter geschlossen. Wann der Unterricht wieder aufgenommen werde, müsse auf wissenschaftlicher Basis entschieden werden, hieß es weiter.



Die elf Millionen Bewohner sollten weiter der Vorbeugung große Aufmerksamkeit schenken. Ungeachtet der Öffnung Wuhans sollten sie ihr Wohnumfeld, die Stadt und die Provinz Hubei „möglichst nicht verlassen“. „Die Öffnung der Verkehrsströme bedeutet nicht, dass die Prävention und die Kontrolle aufgehoben werden“, hieß es weiter in den Anweisungen. „Die Tore zur Stadt aufzumachen, bedeutet nicht, dass Wohnungen geöffnet werden.“ Es darf auch nur reisen, wer jüngst keinen Kontakt zu Infizierten hatte.

Südkorea liegt den Berechnungen von JP Morgan zufolge wenige Wochen hinter China und hat den Gipfel der ersten Infektionswelle ebenfalls passiert. Danach folgen europäische Staaten – allen voran Italien – gefolgt von Spanien, Frankreich und Deutschland, welchen der Höhepunkt noch bevorstehe, bei denen die täglichen Neufälle aber deutlich zurückgehen. Den USA, asiatischen Staaten wie den Philippinen sowie Australien und Brasilien stehen noch deutliche Anstiege der Fallzahlen bevor, sie sind am weitesten vom Höhepunkt entfernt.

JPMorgan erwartet, dass die kommenden Infektions-Höhepunkte stets tiefer liegen werden als die vorangegangenen und das Virus damit langfristig gesehen verschwinden werde. Begründet wird die Theorie sinkender Wellenhöhen damit, dass die Menschen nach der Erfahrung der ersten Welle insgesamt vorsichtiger seien und Regierungen aufgrund der gemachten Erfahrungen und deutlich verstärkter Gesundheitssysteme schneller und effektiver reagieren könnten. Doch auch diese „Nachbeben“ würden zu geografisch beschränkten Stilllegungen führen und das Wirtschaftsleben noch auf Quartale oder sogar Jahre hinaus begleiten.

Dass es auch anders kommen könnte, zeigt das Beispiel der Spanischen Grippe, welche 1918 ausgebrochen war. Deren zweite Welle forderte mit Abstand die meisten Todesopfer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlandfonds startet: Wie der Staat 130 Milliarden Euro private Investitionen lostreten will
18.12.2025

Deutschland braucht Wachstum, aber der Staat allein kann es nicht finanzieren. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen neuen Hebel: den...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuersenkung in Restaurants: Warum Gäste kaum profitieren
18.12.2025

Die Politik senkt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie - wird der Restaurantbesuch damit endlich wieder erschwinglicher? Wohl kaum....

DWN
Politik
Politik Trumps Rede an die Nation: Eigenlob und Schweigen im Walde
18.12.2025

Zwischen Weihnachtsbäumen und Selbstlob inszeniert Donald Trump seine Rede an die Nation als Erfolgsgeschichte. Er verspricht...

DWN
Politik
Politik EU-Gipfel in Brüssel: Streit um russisches Vermögen und Mercosur-Freihandelsabkommen
18.12.2025

In Brüssel beginnt ein EU-Gipfel, der über Milliarden und Handel entscheidet. Es geht um festgesetztes russisches Vermögen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitaler Euro: Kryptowährung für den Euroraum kommt – EU-Finanzminister ebnen den Weg
18.12.2025

Die EU-Finanzminister haben sich zweieinhalb Jahre nach dem Start des Gesetzesverfahrens auf eine Kryptowährung für die Eurozone...