Politik

Syrien: Von US-Armee ausgebildete Milizen sollen zu Assad übergelaufen sein

Diversen Berichten zufolge soll eine Gruppe von syrischen Kämpfern, die von den USA ausgebildet wurde, zur syrischen Armee übergelaufen sein. Die betroffene Miliz meint hingegen, dass die Überläufer wegen Drogenhandels verbannt wurden. Russland hat hingegen eine ganz andere Version der Dinge parat.
17.04.2020 13:00
Aktualisiert: 17.04.2020 13:23
Lesezeit: 2 min
Syrien: Von US-Armee ausgebildete Milizen sollen zu Assad übergelaufen sein
Ein Mitglied der bewaffneten Opposition. (Foto: Anas Alkharboutli/dpa) Foto: Anas Alkharboutli

Mitglieder der von den USA unterstützten Söldner-Truppen von Maghawir al-Thawra, die im syrischen Al-Tanf stationiert sind, sind zur Syrischen Arabischen Armee (SAA) übergelaufen. Sie sollen ihre Familien nach Palmyra mitgenommen haben, berichtet die Defense Post.

Ein Video auf Twitter soll bestätigen, wie die Mitglieder von Maghawir al-Thawra mit US-amerikanischen Maschinengewehre sowie anderen Waffen mit Fahrzeugen in Richtung Palmyra fahren.

Die Söldner-Truppe behauptet in einer Mitteilung, dass lediglich der Drogenhändler Samir Ghannam al-Khidr, seine Familie und seine Männer übergelaufen seien. “Er ging, weil er aufgrund der Bemühungen von Maghaweir al-Thawra, Drogen zu verbieten, keine Drogen in diesem Bereich schmuggeln konnte. Wir haben ihm erlaubt, mit seiner Familie zu gehen, da wir nicht in einen Konflikt mit ihm geraten wollten, weil alle Frauen und Kinder mit ihm zusammen sind”, so Maghawir al-Thawra in einer Mitteilung.

Bereits zu Beginn des Monats April waren eine Handvoll Maghawir-Mitglieder mit ihren Waffen zur SAA übergelaufen. Al-Khidr, ein ehemaliger hoher Offizier der Maghawir-Miliz, wurde letztes Jahr von Mitgliedern einer anderen syrischen Miliz, die dem jordanischen Militärgeheimdienst angeschlossen ist, wegen des Vorwurfs des Drogen- und Personalschmuggels über die jordanische Grenze festgenommen.

Er wurde später von jordanischen Behörden freigelassen. Al-Khidr kehrte dann in die von den USA kontrollierte 55-km-Zone zurück und blieb dort, bis er am Dienstagmorgen floh.

Die Spezialeinheiten der US-Armee haben seit 2016 syrische Rebellen und Söldner in Al-Tanf ausgebildet, um gegen die Terror-Miliz IS zu kämpfen, aber diese arabischen Milizionäre erwiesen sich im Gegensatz zu den kurdischen Milizionären als komplett unfähig. Die Kämpfer von Maghawir al-Thawra haben lediglich die Aufgabe, einen strategischen Wüstenstreifen um die Autobahn Bagdad-Damaskus an der Ostgrenze Syriens zum Irak zu sichern.

In der Nacht vom 13. auf den 14. April 2020 versuchte eine Gruppe illegaler bewaffneter Gruppen, die auf dem Stützpunkt der US-Streitkräfte im Lagergebiet "Rukban" ausgebildet worden waren, sich aus der Al-Tanf-Zone zurückzuziehen, meldet das russische Verteidigungsministerium in einer Mitteilung.

“Die militanten Kämpfer wollten sich den Regierungstruppen ergeben und in das friedliche Leben zurückkehren. An der Grenze der 55 Kilometer langen Sicherheitszone wurde die Gruppe von einer Gruppe radikaler bewaffneter der Gruppe Maghawir al-Thawra angegriffen, die von den USA kontrolliert wird. Infolge der Kämpfe verloren die militanten drei Pickups. 27 Menschen konnten fliehen und befinden sich derzeit in Palmyra unter der Bewachung syrischer Regierungstruppen. Sie übergaben Dutzende von Kleinwaffen, darunter Granatwerfer und schwere Maschinengewehre - auch Westernwaffen.”

Nach dem jüngsten Bericht der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) über Giftgasangriffe in Syrien durch die SAA hat die EU Konsequenzen für die Verantwortlichen gefordert. “Diejenigen, die für den Einsatz von Chemiewaffen verantwortlich sind, müssen für diese verwerflichen Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Die Europäische Union verurteilt den Einsatz von Chemiewaffen durch die syrischen Luftstreitkräfte, wie es aus dem Bericht hervorgeht, aufs Schärfste”, zitiert die dpa den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell.

Die OPCW hatte in einem Bericht die SAA für drei Giftgasangriffe auf einen Ort im Nordwesten Syriens vor drei Jahren verantwortlich gemacht. Die Ermittler kommen in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass die syrische Luftwaffe Ende März 2017 bei Bombardierungen des Ortes Al-Lataminah Sarin- und Chlorgas einsetzte. Sie gehen davon aus, dass derartige Angriffe nur auf Befehl höherer Ränge des syrischen Militärkommandos ausgeführt werden konnten.

“Straflosigkeit für diese schrecklichen Taten wird nicht toleriert werden”, so Borrell. Es liege an der internationalen Gemeinschaft, den Bericht zu prüfen und angemessene Maßnahmen zu ergreifen. Die EU habe bereits Sanktionen gegen hochrangige syrische Beamte sowie Wissenschaftler verhängt, die an der Entwicklung und der Nutzung von Chemiewaffen beteiligt gewesen seien. Man sei bereit, weitere Sanktionen in Erwägung zu ziehen.

Die syrische Führung in Damaskus wies die Anschuldigen des OPCW-Berichts dagegen am Donnerstag zurück. Es handele sich um “fabrizierte Anschuldigungen und falsche Vorwürfe”, hieß es nach einem Bericht der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana aus dem Außenministerium. Syrien verurteile Inhalt und Form des Berichts aufs Schärfste. Die syrische Führung bestreitet immer wieder, Giftgas beim Kampf gegen Aufständische einzusetzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht auf tiefsten Stand seit Juni: Anleger leiden unter Risikoaversion
04.11.2025

Der Bitcoin-Kurs steht unter massivem Druck. Milliardenverluste, Panikverkäufe und makroökonomische Unsicherheiten erschüttern den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Studie: Betriebsrat wirkt sich positiv auf die Produktivität aus
04.11.2025

Wie stark kann ein Betriebsrat die Produktivität von Unternehmen wirklich beeinflussen? Eine aktuelle Ifo-Studie liefert überraschende...

DWN
Panorama
Panorama Triage-Regel gekippt: Was die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bedeutet
04.11.2025

Das Bundesverfassungsgericht hat die umstrittene Triage-Regel gekippt – ein Urteil mit weitreichenden Folgen für Medizin und Politik....

DWN
Politik
Politik Reformen in Europa: Wie der schleppende Fortschritt den Wettbewerb gefährdet
04.11.2025

Europa steht vor wachsenden wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen. Kann die Union unter diesen Bedingungen den Rückstand...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie unter Druck: Chinas Autobauer mit größtem Umsatzrückgang seit Jahren
04.11.2025

BYD steht unter Druck: Der einstige Überflieger der E-Auto-Branche erlebt den größten Gewinnrückgang seit Jahren. Anleger sind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stahlproduktion: Studie der Hans-Böckler-Stiftung warnt vor Milliardenverlusten durch Stahlauslagerung
04.11.2025

Die mögliche Stahlauslagerung deutscher Produktionskapazitäten sorgt für Aufsehen. Eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung warnt...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: So schützen sich Anleger vor einem möglichen KI-Crash an den Finanzmärkten
04.11.2025

Die US-Finanzmärkte sind in Bewegung. Technologiewerte und Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz sorgen für Begeisterung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Autokosten: Check zeigt steigende Preise für Versicherung, Pflege und Reparaturen
04.11.2025

Die Preise rund ums Auto steigen rasant – von Versicherung bis Wartung. Ein aktueller Autokostencheck zeigt, wie stark sich der Unterhalt...