Deutschland

Corona-Krise: Bau-Industrie kommt mit blauem Auge davon

Die Bauwirtschaft ist eine Schlüsselindustrie. Wie sie sich in der Krise entwickelt, wird in einer aktuellen Analyse erläutert.
26.04.2020 13:17
Lesezeit: 1 min
Corona-Krise: Bau-Industrie kommt mit blauem Auge davon
Die Baubranche läuft auch während der Krise unaufhörlich weiter. (Foto: dpa) Foto: Carsten Koall

Die Schlüsselbranche Bauindustrie, die zu einem wichtigen Teil aus Mittelständlern besteht, dürfte in der Krise im Vergleich zu anderen Sektoren wohl mit einem „blauen Auge“ davonkommen. Davon geht die Fachberatung Heinze Marktforschung in einer aktuellen Studie aus.

Danach wird die Entwicklungskurve der Genehmigungen im Eigenheimbau lediglich eine Delle ausweisen. Der Mehrfamilienhausbau hätte unter normalen Umständen im Jahr 2020 um mehr als zehn Prozentpunkte zugelegt, wie die zweistelligen Zuwächse der Genehmigungen zum Jahreswechsel zeigen. Diese werden jedoch zur Mitte des Jahres deutlich einbrechen und sich dann in der zweiten Jahreshälfte wieder erholen. In der Summe wird es bei einer Stabilisierung bleiben, berichtet die Fachberatung.

Der Aufschwung des Mehrfamilienhausbaus bleibt im Grunde intakt, denn es fehlt nicht an Nachfrage. Der Förderrahmen ist nach Ansicht der Fachleute geklärt und wird von den Akteuren angenommen. Zudem finden die Experten, dass derzeit bessere Anlagemöglichkeiten Mangelware sind. Aber die bremsenden Effekte im Genehmigungs- und Bauprozess werden die Gebäudeart trotzdem treffen. Das lässt aber insgesamt auf eine Fortsetzung des Aufschwungs im Jahr 2021 hoffen.

Im Nichtwohnbau sind die Verhältnisse anders. Wer davon ausgeht, dass die Corona-Krise den Abschwung in diesem Segment verursacht, hat dessen Dynamik nicht berücksichtigt. Heinze hat bereits in seiner Mittelfristprognose im Herbst 2019 vorausgesagt, dass dieser Bereich in den Jahren 2020 und 2021 vor einem zyklischen Abschwung steht, der bereits im Jahr 2019 einsetzt und erst 2022 auslaufen wird. Die Frage ist somit, wie die Corona-Krise diese Entwicklung verstärkt und verzerrt.

Am stärksten trifft es wohl die wohnähnlichen Betriebsgebäude, die in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich um zehn Prozent zugelegt haben. Der landwirtschaftliche Bau kommt nach Meinung der Fachleute mit den geringsten Blessuren davon – ebenso wie die Nahrungsmittelindustrie. Diese ist ihren Aussagen zufolge noch am wenigsten von den Quarantänen betroffen.

Als Grundlage für die Analyse diente die Entwicklung der Wirtschaft während der Großen Finanzkrise im Jahr 2009. Vor elf Jahren verringerte sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 Prozent. Diese Rezession gilt bis heute noch als ein sehr wichtiger Maßstab, wenn es um die Analyse von Krisen geht. Dabei gibt es nach Ansicht der Fachleute jetzt Parallelen, aber auch Unterschiede zu damals.

So treten in beiden Krisen die größten Verluste im Außenhandel aus. Im Gegensatz zur Finanzkrise wird es aber aktuell auch zu erheblichen Einbußen im privaten Verbrauch und bei den Investitionen kommen, während die Staatsausgaben dramatisch ansteigen. Real gesehen sind die Auswirkungen vor allem im Bauprozess deutlich schmerzhafter als in der Finanzkrise.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...