Wirtschaft

Münchener Rück wehrt sich gegen Forderung der Politik nach Corona-Zahlungen

Weltweit hatten Politiker von der Münchener Rück verlangt, die Versicherer sollten die Kunden - etwa bei Betriebsschließungen - entschädigen, obwohl dies vertraglich ausgeschlossen ist.
29.04.2020 10:53
Aktualisiert: 29.04.2020 10:53
Lesezeit: 1 min
Münchener Rück wehrt sich gegen Forderung der Politik nach Corona-Zahlungen
Betriebsschließungen belasten Unternehmen weltweit. (Foto: dpa) Foto: Claudio Furlan

Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück wehrt sich in der Diskussion um den Ausschluss von Pandemie-Risiken gegen politische Forderungen. "Retroaktiver Eingriff in Verträge ist mit rechtsstaatlichen Prinzipien unvereinbar", mahnte Vorstandschef Joachim Wenning in der Online-Hauptversammlung am Mittwoch. "Er würde das Fundament von Versicherung und damit den Fortschritts- und Wachstumsnutzen schwer beschädigen."

Weltweit hatten Politiker verlangt, die Versicherer sollten die Kunden - etwa bei Betriebsschließungen - entschädigen, auch wenn eine Pandemie wie das Coronavirus in den Verträgen ausdrücklich oder implizit ausgeschlossen ist. "Wir verlassen uns darauf, dass der politische Wille diese Grundlagen nicht infrage stellt", sagte Wenning. Sonst drohten sich die Versicherer finanziell zu übernehmen.

Die Münchener Rück hat wegen der Folgen des Virus-Ausbruchs bereits ihre Prognose für das laufende Jahr zurückgenommen. Die angepeilten 2,8 Milliarden Euro seien nicht mehr zu erreichen, unter anderem weil der Rückversicherer für den Ausfall von Großveranstaltungen wie Rockkonzerten oder der Verschiebung der Olympischen Spiele einstehen muss.

Im Verlauf des Jahres sei bei Betriebsunterbrechungs-Policen, Reiseversicherungen, aber auch in der Krankenversicherung mit weiteren Schäden zu rechnen, die nicht mehr in das Großschaden-Budget der Münchener Rück passten, sagte Wenning. Zudem leidet der Konzern unter dem Abschwung an den Kapitalmärkten angesichts einer drohenden Rezession.

"Die voraussichtlichen kurz- und längerfristigen Kosten der Pandemie sind erheblich", sagte der Vorstandschef. "Sie werden für Munich Re aber wirtschaftlich gut verkraftbar bleiben." An der Dividende von 9,80 Euro je Aktie will Wenning daher nicht rütteln. Die Finanzaufsicht BaFin habe dagegen keine Bedenken. "Angesichts unserer starken Kapitalisierung können wir uns diese Dividende gut leisten", sagte er.

Einen milliardenschweren Aktienrückkauf hat der Konzern allerdings vorerst gestoppt. Die Münchener Rück werde diese Krise besser überstehen als andere Rückversicherer und wolle die Chancen nutzen, die sich daraus ergäben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Marktrisiko: Weshalb Topinvestoren jetzt Alarm schlagen
24.11.2025

Die jüngsten Kursstürze an den Märkten zeigen, wie angespannt die Lage geworden ist. Während Anleger nervös auf jede Bewegung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturtrübung: Ifo-Index sinkt überraschend – Hoffnungen auf Erholung schwinden
24.11.2025

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich unerwartet eingetrübt: Im November fiel das Ifo-Geschäftsklima auf 88,1 Punkte und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktien auf Jahreshoch: Pharma-Erfolg mit dem Gerinnungshemmer Asundexian
24.11.2025

Nach Jahren des Abstiegs erlebt die Bayer-Aktie einen überraschenden Kursschub. Ein neuer Studienerfolg weckt Hoffnung auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bürokratieabbau: Normenkontrollrat kritisiert Bund-Länder-Pläne als zu schwach
24.11.2025

Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hält die aktuellen Vorschläge von Bund und Ländern zum Bürokratieabbau für unzureichend. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Infrastruktur in der Finanzlücke: Pkw-Maut als mögliche Lösung?
24.11.2025

Eine aktuelle Studie der Denkfabriken Agora Verkehrswende und Dezernat Zukunft zeigt, dass Deutschland bis 2030 rund 390 Milliarden Euro...

DWN
Panorama
Panorama Kita unter Druck: Experten fordern besseren Gesundheitsschutz für Erzieher
24.11.2025

Das Kita-System in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Hohe Ausfallraten und Personalmangel belasten Erzieherinnen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technologie im Mittelstand: Cloud bleibt bei kleinen Unternehmen ein Nischenthema
24.11.2025

Während große Unternehmen längst auf Cloud-Dienste für Speicher, Rechenleistung und Softwareanwendungen setzen, ist die Nutzung bei...

DWN
Technologie
Technologie Digitalisierung: Was Deutschland von Estland lernen sollte
24.11.2025

Deutschland steckt im digitalen Stau: Ämter arbeiten auf Papier, Gründer warten wochenlang, Unternehmen verlieren Zeit und Geld. Estland...