Unternehmen

Autobranche macht Druck auf Bundesregierung: Ohne Kaufprämie drohen Entlassungen

Die Autoindustrie wird arg von der Krise gebeutelt. Jetzt macht der Fachverband VDA Druck auf die Bundesregierung, um die Nachfrage wieder anzukurbeln.
20.05.2020 12:37
Aktualisiert: 20.05.2020 12:37
Lesezeit: 1 min
Autobranche macht Druck auf Bundesregierung: Ohne Kaufprämie drohen Entlassungen
Der deutschen Autoindustrie geht es überhaupt nicht gut, auch wenn hier auf dem Bild nicht so aussieht. (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

Die Autobranche macht zunehmend auf die Bundesregierung Druck, um zusätzliche Kaufprämien für Autos durchzusetzen. „Ohne Kaufanreize wird es Entlassungen geben müssen“, erklärt Arndt Kirchhoff, der stellvertretende Präsident der Branchenorganisation VDA und geschäftsführender Gesellschafter der Kirchhoff-Gruppe – einem Mittelständler. Der Funktionär fordert Konjunkturhilfen, Kaufprämien für Autos und andere Maßnahmen, um die Nachfrage wieder anzukurbeln: „Mir ist da jedes Mittel recht“, sagt Kirchhoff dem „Handelsblatt“.

Nach seiner Auffassung hat die Autoindustrie mit den Zulieferern den größten Hebel, um die Nachfrage anzukurbeln. Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern sogar in ganz Europa: Denn in der Autoindustrie kämen 60 Prozent der Vorleistungen aus der EU, beim Maschinenbau seien es sogar 70 Prozent. Beide Industrien seien auf dem Kontinent besonders vernetzt. „Setzt Deutschland Impulse, springen die Produktionen in ganz Europa wieder an.“ Wie stark die Einbrüche bei den Autozulieferern sind, zeige sich bei Kirchhoff selbst. Der Absatz sei um 80 bis 90 Prozent eingebrochen. 66 Prozent der Mitarbeiter seien in Kurzarbeit.

Autowerke dort am längsten geschlossen, wo es die meisten Sterbe-Fälle gibt

Die Autoindustrie gehört zu den Branchen, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind. Einer Umfrage zufolge haben die Autobauer ihre Werke am längsten in den Ländern geschlossen, wo die Zahl der Sterbe-Fälle am größten war. In Italien waren sie durchschnittlich 54 Tage außer Betrieb, in Großbritannien 51 Tage, in Frankreich 49 Tage. In Deutschland waren die Werke im Schnitt 39 Tage lang geschlossen. Immerhin haben einige Hersteller wieder damit begonnen, ihre Produktion hochzufahren – beispielsweise die VW-Tochter Škoda am Heimatstandort in Tschechien.

Wie schlecht es dem Wirtschaftszweig insgesamt geht, wird auch der Entwicklung des Branchenprimus VW deutlich: So hat der Konzern im April rund 470.000 Fahrzeuge verkauft. Das bedeutet, dass die Volumina gegenüber dem Vormonat um mehr als 45 Prozent eingebrochen sind. Besonders schlecht hat sich das Business in Westeuropa und in Südamerika entwickelt. Hier gab es jeweils ein Minus von fast 80 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: So soll das Modell ab 2026 greifen
05.12.2025

Ab 1. Januar soll der neue Wehrdienst starten: mit Pflicht-Musterung, frischer Wehrerfassung und ehrgeizigen Truppenzielen. Die Regierung...

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktie im Fokus: Teslas Model 3 Standard startet in Deutschland – Experten hinterfragen Musks Einfluss
05.12.2025

Tesla bringt das Model 3 als neue Standard-Version nach Deutschland und senkt den Einstiegspreis deutlich. Weniger Komfort soll mehr...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Wirtschaft in der Währungsunion überrascht mit stärkerem Quartal
05.12.2025

Die Eurozone-Wirtschaft hat im Sommer mehr Dynamik gezeigt als gedacht. Neue Daten von Eurostat korrigieren das Wachstum nach oben, doch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen CSRD-Berichtspflicht: EU bremst, der Druck auf Unternehmen wächst – was nun zu tun ist
05.12.2025

Die EU zieht die Reißleine: Statt 2025 gilt die CSRD-Berichtspflicht nun zwei Jahre später. Doch während Brüssel bremst, wächst in den...

DWN
Politik
Politik Radikaler Bruch in der EU-Energiepolitik: Europa kappt endgültig die russischen Gasadern
05.12.2025

Die EU hat eine historische Entscheidung getroffen. Spätestens 2027 soll russisches Gas vollständig aus Europa verschwinden. Der...

DWN
Politik
Politik NATO-Kommandostruktur wird an Bedrohungslage angepasst
05.12.2025

Die NATO ordnet ihre Führung im Norden neu: Zuständigkeiten wandern über den Atlantik. Hinter der Anpassung der NATO-Kommandostruktur...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare-Störung: Netzwerk für Cyberabwehr verursacht Probleme bei Unternehmen
05.12.2025

Eine weltweite Cloudflare-Störung hat am Freitag zahlreiche Webseiten und Apps aus dem Tritt gebracht. Fehlermeldungen, leere Seiten und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Niedriglohn in Deutschland: 6,3 Millionen Menschen von Niedriglohnarbeit betroffen
05.12.2025

Millionen Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor. Neue Zahlen zeigen, wo Niedriglohnarbeit besonders konzentriert ist – und warum der...