Finanzen

DWN Aktuell: Griechenland plant Bad-Bank für steigende faule Kredite

Die griechische Zentralbank erwartet einen starken Anstieg der faulen Kredite. Die Corona-Krise droht, die erreichten Erfolge im griechischen Bankensystem in den letzten Jahren zunichte zu machen.
17.07.2020 12:55
Lesezeit: 1 min
DWN Aktuell: Griechenland plant Bad-Bank für steigende faule Kredite
Das griechische Parlamentsgebäude in Athen. (Foto: dpa) Foto: Aristidis Vafeiadakis

Die griechische Zentralbank erwägt die Gründung einer "Bad Bank", da die massiven faulen Krediten den griechischen Bankensektor belasten und der Umfang der faulen Kredite infolge der Corona-Krise voraussichtlich steigen wird, so die Zentralbank am Donnerstag in einem halbjährlich veröffentlichten Bericht.

"Die Bank von Griechenland arbeitet an einem spezifischen Vorschlag für die Implementierung eines Vehikels zur umfassenden Behandlung problematischer Vermögenswerte (Asset Management Company - AMC) für die griechischen Banken", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters aus dem Bericht.

Wie stark der Umfang der faulen Kredite (non-performing loans, NPLs) ansteigen wird, sei "abhängig von den makroökonomischen Entwicklungen", so die griechische Zentralbank weiter. Aber der Umgang mit dem Problem der faulen Kredite sei für die Bank "eine Priorität".

Der Gouverneur der griechischen Zentralbank, Yannis Stournaras, hatte bereits früher erklärt, dass das Land zusätzliche Instrumente benötigen wird, und eine Bad Bank zur Abgrenzung der Belastung durch notleidende Kredite könnte eine Option sein.

Der Anteil der notleidenden Kredite an den Gesamtkrediten lag Ende März dieses Jahres bei 37,3 Prozent. Dies nachdem der Anteil der faulen Kredite während Jahren über 50 Prozent gelegen war und erst in den letzten beiden Quartalen deutlich reduziert werden konnte. Dafür verantwortlich war ein neu eingeführtes Instrument: Griechische Banken können mit dem 2019 eingeführten Herkules-Vermögensschutzprogramm (HAPS) bis zu 30 Milliarden Euro an notleidenden Krediten auslagern. Die Banken hatten das Ziel ausgegeben, den Anteil der faulen Kredite bis Ende kommenden Jahres auf unter 20 Prozent senken.

Ähnlich wie das italienische GACS-Modell entlastet das System die Banken, indem es deren notleidende Kredite in Asset-Backed Securities bündelt, die dann an Investoren verkauft werden können. Die faulen Kredite auf den Bankbilanzen hatten über Jahre - effektiv fast während eines vollen Jahrzehnts - verhindert, dass die Banken neue Kredite schöpfen und die Wirtschaftstätigkeit beleben konnten. Die Coronavirus-Krise droht somit, alle erzielten Fortschritte wieder zunichte zu machen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hilfsarbeitskraft: Deutschlands unterschätzte Welle zur Rettung bei Fachkräftemangel
23.12.2025

Die Krise im deutschen Mittelstand ist real: Der Fachkräftemangel lähmt das Wachstum. Die strategische Antwort darauf ist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden 2025: Finanzsektor glänzt, Autobauer kürzen massiv
23.12.2025

Während die Autobranche unter Druck steht, feiern Banken und Versicherer Rekordzahlen. Für deutsche Aktionäre bedeutet das ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold und Silber auf Rekordkurs: Edelmetalle profitieren von Zinserwartungen und Geopolitik
23.12.2025

Edelmetalle rücken erneut in den Fokus der Finanzmärkte und markieren ungewöhnliche Preisbewegungen in einem zunehmend unsicheren...