Technologie

Rekord beim Marktanteil: Fachleute sehen Wendepunkt für E-Autos

Marktanteil der Stromer erreichte im Juli eine Rekordmarke von 11,4 Prozent. Fachleute interpretieren die Entwicklung als richtungsweisend.
06.08.2020 16:19
Aktualisiert: 06.08.2020 16:19
Lesezeit: 2 min
Rekord beim Marktanteil: Fachleute sehen Wendepunkt für E-Autos
Funktioniert der Verkauf von E-Autos doch? (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Zu Jahresanfang sah es für die deutschen Autobauer alles andere als gut aus. Die schwache Konjunktur hatte bei vielen zu teilweise riesigen Rückgängen und Massenentlassungen geführt. Darüber hinaus hatten die Hersteller die strengen CO2-Flottengrenzwerte vor Augen, die erstmals 2020 greifen würden. Für die meisten waren die Regularien kaum einzuhalten. Als dann noch der Lockdown kam, schien es, dass die Lage völlig außer Kontrolle gerät.

Doch jetzt kommt ein zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer – und zwar noch von einem Segment, von dem man es nicht unbedingt erwartet hat: Der Absatz der E-Autos hat sich dermaßen gut entwickelt, dass viele Fachleute sogar von einem „Wendepunkt für die Stromfahrzeuge in Deutschland und in Europa“ sprechen.

So hat der Marktanteil der Elektroautos (EA) und Plug-in-Hybride (PIH) im Juli ein Rekordniveau von 11,4 Prozent der Neuzulassungen erreicht. Das geht aus dem aktuellen Bericht „Electromobility Report 2020“ des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach hervor. Darüber hinaus hat die Zahl der Neuzulassungen von EA und PIH mit 129.500 bereits die Vorjahreszahlen übertroffen. Und auch bei der Prognose zeigten sich die Experten sehr optimistisch: So gehen sie für das Gesamtjahr von einem gesamten Absatz von E-Fahrzeugen von 250.000 aus. Das wäre eine Steigerung von 230 Prozent gegenüber 2019.

Ähnlich ist die Entwicklung in Europa verlaufen. Hier gibt es keine Zahlen für Juli, aber immerhin für das erste Halbjahr. Im ersten Halbjahr stiegen die Neuzulassungen von elektrisch angetriebenen Autos in zehn großen europäischen Märkten um fast 26 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das geht aus einer Studie der internationalen Beratungsgesellschaft PWC hervor. Grund für den Erfolg ist der massive Absatzeinbruch bei den Verbrennungsfahrzeugen aufgrund der Corona-Krise.

„Setzt sich der Absatzerfolg elektrifizierter Fahrzeuge fort, so erreichen die europäischen Automobilhersteller voraussichtlich in diesem Jahr die neuen CO2-Grenzwerte der EU", sagte PWC-Fachmann Felix Kuhnert. „2020 könnte aus unserer Sicht den Wendepunkt für die Elektromobilität in Europa darstellen, da die europäischen Regierungen jetzt koordiniert mit Fördermaßnahmen wie steuerlichen Vorteilen und Kaufprämien vorgehen“, erklärte PWC-Experte Christoph Stürmer.

Auch Jürgen Pieper, Autoanalyst vom Bankhaus Metzler, hat eine ähnliche Auffassung, die er im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) folgendermaßen begründete:

„Die politischen Diskussionen aus dem vergangenen Jahr über die Förderung der E-Autos haben den Grundstein für die jetzige Entwicklung gelegt. Zusätzlich hat der Lockdown bewirkt, dass die Konsumenten zuhause im Home-Office mehr Zeit hatten, sich viele neue Aspekte zu überlegen, an die sie sonst vielleicht nicht gedacht hätten. Viele von ihnen haben festgestellt, dass Umweltfaktoren doch eine größere Rolle spielen als sie bisher angenommen haben. Zusätzlich haben Preisnachlässe und die Kaufprämien die kleineren Fahrzeuge für viele Konsumenten attraktiver gemacht, die über weniger hohe Einkommen verfügen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...

DWN
Politik
Politik Schwarzarbeit bekämpfen: Sozialschutz für Paketboten soll dauerhaft gewährleistet werden
21.11.2025

Der Schutz von Paketboten vor Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung wird dauerhaft gestärkt: Der Bundesrat hat die Verlängerung der...