Deutschland

VW-Affäre: Mutmaßlicher Spitzel unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen

Ein ehemaliger Mitarbeiter, welcher über Jahre interne Sitzungen von Volkswagen aufgezeichnet hatte, ist unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen.
13.08.2020 09:50
Aktualisiert: 13.08.2020 09:50
Lesezeit: 2 min
VW-Affäre: Mutmaßlicher Spitzel unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen
Das VW-Logo. (Foto: dpa) Foto: Peter Steffen

Das Handelsblatt berichtet: Der von VW als mutmaßlicher Spitzel identifizierte Mitarbeiter soll verstorben sein. Darüber berichteten zuerst die „Helmstedter Nachrichten“. Demnach soll es sich bei der Leiche, die am Montagabend in einem kleinen Ort nahe Helmstedt in einem brennenden Auto gefunden wurde, um den Verdächtigen handeln. Die Zeitung berief sich mit Blick auf die Identität des Toten auf gesicherte Informationen. Die Familie der fraglichen Person war für Nachfragen bisher nicht zu erreichen.

Zuvor Brandanschlag auf das Haus des mutmaßlichen Spitzels?

In der VW-Abhöraffäre gehen Strafverfolger jetzt auch den Umständen eines möglichen Brandanschlags auf das Haus des mutmaßlichen konzerninternen Spitzels auf den Grund, berichtete die dpa am Montag. Dies erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig. "Ein möglicher Zusammenhang zu dem Brandverfahren wird von uns geprüft", hieß es mit Blick auf parallel laufende Ermittlungen zu heimlich aufgezeichneten Gesprächen über den Umgang mit dem missliebigen Lieferanten. Diese soll ein leitender Volkswagen-Mitarbeiter in den Jahren 2017 und 2018 mitgeschnitten haben - der Autobauer stellte daraufhin Strafanzeige.

Details zu diesem Verfahren sowie einer etwaigen Verbindung mit dem Feuer könne man noch nicht nennen, betonte die Staatsanwaltschaft. Das Online-Wirtschaftsmagazin "Business Insider" hatte zuvor über Untersuchungen rund um das mögliche Branddelikt in dem Wohnhaus des angeblich von VW Verdächtigten berichtet.

Demnach soll das Gebäude in einer kleinen Ortschaft im Mai in Flammen gestanden haben und vollständig zerstört worden sein. Welcher Art der geprüfte Zusammenhang zu dem Abhörverfahren sein könnte und ob es eventuell konkrete Hinweise auf einen Tatverdächtigen oder ein Motiv für eine entsprechende Brandstiftung gibt, blieb vorerst unklar.

Offiziell ermittelten die Braunschweiger Staatsanwälte im Fall der abgehörten Prevent-Beratungen bisher gegen unbekannt. Dem Bericht zufolge soll es sich bei dem Bewohner des abgebrannten Hauses um einen inzwischen von VW freigestellten Manager handeln.

Volkswagen und Prevent liegen seit Jahren in einem erbitterten Clinch. Der von der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor kontrollierte Autozulieferer hatte 2016 die Versorgung mit Getriebegehäusen und Sitzbezügen zwischenzeitlich ausgesetzt, was VW zu einem mehrtägigen teuren Produktionsstopp im Stammwerk Wolfsburg und an weiteren Standorten zwang. Auslöser war ein heftiger Streit über Preise und Lieferkonditionen. In mehreren anderen Ländern gab es ähnliche Konflikte, auch mit weiteren Autobauern stritt sich Prevent.

Bei der kürzlich bekanntgewordenen Abhöraktion ging es um vertrauliches Audiomaterial aus einer VW-Arbeitsgruppe. Bevor der Konzern im März 2018 alle Verträge mit Prevent kündigte, sollen Unternehmensvertreter länger beraten haben, ob und wie der Zulieferer "ausgesteuert" werden könnte, wie es im Branchenjargon heißt.

Der mutmaßliche Maulwurf wurde intern mittlerweile enttarnt - über seine Identität und die genauen Beweggründe sind allerdings noch keine Einzelheiten bekannt. VW will sich mit Aussagen zurückhalten, solange staatsanwaltschaftliche Ermittlungen laufen. Fest stehe aber bereits: "Volkswagen wurde Opfer einer illegalen Abhör-Attacke."

Prevent wiederum habe keine Kenntnis von den Mitschnitten gehabt, hatte ein Sprecher der Gruppe gesagt. Man sei auch erst recht nicht an deren Erstellung beteiligt gewesen und sehe sich nun selbst geschädigt, weshalb rechtliche Schritte geprüft würden. Die Firma hatte in der Vergangenheit ihrerseits VW vorgeworfen, per Auftrag Mitarbeiter beschattet und ausspioniert zu haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaskraftwerke für Deutschland: Teuer, umstritten und auch politisch fragwürdig
08.11.2025

Können Wind und Sonne nicht genug erneuerbare Energien liefern, sollen bis zu 40 große Gaskraftwerke einspringen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...