Deutschland

Bericht: Sozialversicherungsbeiträge werden in den kommenden Jahren massiv steigen

Lesezeit: 2 min
17.08.2020 10:24
Die Sozialversicherungsbeiträge werden in den kommenden Jahren deutlich steigen. Aus Sicht der Arbeitgeber bedroht dies die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Den Gewerkschaften zufolge sollten mehr Frauen und Migranten arbeiten, um den Kostendruck zu senken.
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Zwei Euro-Münzen. (Foto: dpa)
Foto: Oliver Berg

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Die Sozialversicherungsbeiträge werden einem Bericht des Arbeitgeberverbandes BDA zufolge ohne von der Politik ergriffene Gegenmaßnahmen in den nächsten Jahren deutlich steigen. Der Arbeitgeberverband BDA sieht dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen gefährdet. Die Lobbyisten forderten am Donnerstag in Berlin ein ganzes Maßnahmenbündel, um die Belastung weiterhin unter 40 Prozent zu halten. Über dieser Marke würde es negative Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt geben und zulasten des Wirtschaftswachstums gehen, sagte Martin Werding von der Ruhr-Universität Bochum, der eine 2019 eingesetzte Kommission zum Thema leitet, die sich aus Arbeitgebern und Wissenschaftlern zusammensetzt, nicht aber Gewerkschaften, also den Vertretern der Angestellten.

Dem Kommissionsbericht zufolge wird die Summe der Beitragssätze in der Sozialversicherung wegen der immer älter werdenden Bevölkerung bis 2040 auf knapp 50 Prozent steigen - bis 2060 sogar auf rund 55 Prozent. "Erforderlich ist ein ganzes Bündel gezielter Maßnahmen", sagte Werding. Nicht verwunderlich ist jedoch, dass die vom BDA eingesetzte Kommission zum Schluss kommt, dass heute noch gültige Rechte der Arbeiter geschliffen werden. So sprach sich die Kommission unter anderem für eine längere Arbeitszeit zur Stabilisierung des Systems aus, inklusive einer automatischen Bindung der Altersgrenze an die Lebenserwartung ab 2031. Ein vorzeitiger Renteneintritt mit Abschlägen soll dann nicht mehr möglich sein. Bei einem späteren Renteneintritt soll es höhere Zuschläge geben. Der Bundeshaushalt soll zudem stärker zur Finanzierung herangezogen werden.

Vorgesehen von der Politik ist bereits bis 2031 eine Erhöhung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre. Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen würde sie nach Berechnungen der Kommission 2040 bei 68 Jahren liegen, 2050 bei 69 Jahren und 2060 bei 70 Jahren - alles bei einer weiter steigenden Lebenserwartung der Deutschen.

"Keine Alternative ist jedoch, nichts zu tun und die Belastung des Faktors Arbeit immer weiter steigen zu lassen", sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Alexander Gunkel. "Denn bezahlbare Arbeitskosten sind die zwingende Voraussetzung für einen funktionierenden Arbeitsmarkt und einen leistungsfähigen Sozialstaat." Es sei möglich, die Belastung durch Sozialkosten zu begrenzen. Die Politik sei gefordert, zeitnah zu handeln. Denn die deutschen Unternehmen seien bereits so stark belastet wie in sonst kaum einem anderen Land.

Gewerkschaften: Anstatt die Rente zu erhöhen sollten mehr Menschen arbeiten

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat die jüngsten Vorschläge von Arbeitgebern zur Entlastung von Betrieben bei den Sozialabgaben zurückgewiesen. "Ein höheres Renteneintrittsalter ist völlig inakzeptabel. Das wäre de facto eine Rentenkürzung für die Menschen, die einer stark belastenden Tätigkeit nachgehen. Denn wer härter arbeitet, stirbt früher", sagte DGB-Vorstand Anja Piel der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag). Viel nachhaltiger sei es, "weiterhin für eine hohe Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung, insbesondere der Frauen und Migranten und Migrantinnen, zu sorgen."


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