Technologie

Südkoreaner drängen auf lukrativen deutschen Robotermarkt – erste Niederlassung eröffnet

Lesezeit: 2 min
23.08.2020 13:48  Aktualisiert: 23.08.2020 13:48
Deutschland ist der größte Robotermarkt in Europa. Nun kommt ein Konkurrent aus Asien dazu, der zum Erfolg verdammt ist, weil er sich sehr ehrgeizige Wachstumsziele gesetzt hat.
Südkoreaner drängen auf lukrativen deutschen Robotermarkt – erste Niederlassung eröffnet
Ein vierbeiniger Roboter. (Foto: dpa)
Foto: W. Scheible

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Deutschland ist in Europa die Nummer eins, wenn es um die Entwicklung der Roboterindustrie geht. Dieses Potenzial haben schon längst die Asiaten erkannt. Beispielsweise hat der japanische Roboter-Gigant Fanuc in der südwestdeutschen Stadt Neuhausen eine Niederlassung errichtet, um an diesem lukrativen Markt seine Produkte abzusetzen.

Und jetzt drängen auch noch die Südkoreaner nach Deutschland, die derzeit eine Offensive zu starten, um diese Industrie zu mobilisieren. So hat der asiatische Hersteller Hyundai Robotics (HR) gerade in der Nähe von München seine erste Niederlassung auf dem europäischen Kontinent überhaupt eröffnet. Hier in Bayern befindet sich ein Technologiecluster mit bis zu 200 Unternehmen, der sich unter anderem auf die Roboterindustrie konzentriert.

Von hier aus will das Management neue Kunden gewinnen, aber auch die Autofabriken von Hyundai in Osteuropa mit Maschinen versorgen beziehungsweise den Service für die Geräte organisieren, die bereits in den Hallen stehen. Die Autosparte des internationalen Konzerns Hyundai betreibt in Tschechien und in der Slowakei jeweils ein Werk. „Wir werden hier nicht nur mit aggressiven Verkäufen nach neuen Kunden suchen, sondern auch einige Anstrengungen unternehmen, um die Klienten, die wir bereits haben, noch zufriedener zu machen“, sagte Chang-Hun Lee, der Leiter des neuen Zentrums in Europa.

Deutschland mit 40 Prozent Anteil größter Markt Europas

Hintergrund: HR hat gerade damit begonnen, seine Geschäfte zu forcieren. Dazu gehört die Abtrennung vom Gesamtkonzern Hyundai Heavy Industries Holdings (HHIH) im Mai des laufenden Jahres. HHIH zählt mit jährlichen zweistelligen Milliarden-Euro-Erlösen zu den größten Unternehmen des Landes. Zur Einordnung: Südkorea hat eine gesamtwirtschaftliche Leistung pro Jahr von rund 1,3 Billionen Euro, während Deutschland etwa zwei Billionen Euro mehr generiert.

Die Eröffnung eines Büros in Europa ist ein wichtiger Meilenstein in der Strategie des Roboterbauers HR, um seine eigenen ambitionierten Ziele zu erreichen. Das Management will bis 2024 die Erlöse auf eine Billion Won erhöhen – also auf etwa 711 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das asiatische Unternehmen hat vor zwei Jahren noch einen Umsatz von 190 Millionen Euro erreicht. Das bedeutet, es braucht unbedingt neue lukrative Absatzmärkte, um die strikten Vorgaben der Führungsriege zu erreichen.

Dafür dürfte Deutschland grundsätzlich geeignet sein. Denn das Land ist mit einem Lieferpotenzial von rund 25.000 Robotern pro Jahr der größte Markt auf den europäischen Kontinent. Das entspricht ungefähr 40 Prozent von ganz Europa. Der Wert der verkauften Technologien liegt schätzungsweise zwischen 700 und 800 Millionen Euro pro Jahr, wenn man Statistiken des „World Robotics Report 2018“ zugrunde legt.

Deutschland deckt etwa fünf Prozent des Weltmarktes ab, während Europa ungefähr 13 Prozent ausmacht. China bleibt zwar nach wie vor der größte Markt weltweit, doch verfügen Deutschland und Europa über ein spürbares Wachstumspotenzial. Vor dem Ausbruch der Pandemie hatten die Schätzungen für das jährliche Wachstum im zweistelligen Prozentbereich gelegen.

Bosch und Kuka warten als Widersacher

Hier stoßen die Südkoreaner von HR auf die Konkurrenz des ehemals deutschen Unternehmens Kuka, das sich mittlerweile fest in chinesischer Hand befindet. Kuka erwirtschaftet pro Jahr einen Umsatz von mehr als drei Milliarden Euro und arbeitet eng mit dem Augsburger Technologieunternehmen MRK-Systems zusammen, das ein wichtiger Entwicklungspartner des Konzerns ist. Darüber hinaus ist Bosch ein Widersacher der Koreaner, deren Sparte Industrial Technologies, zu der die Roboter-Technik gehört, rund acht Milliarden Euro im Jahr erreicht.

Dabei handelt es folglich um harte Konkurrenten, denen HR erst einmal Marktanteile abjagen muss. Leicht dürfte das nicht werden. Immerhin hat der asiatische Konzern mit der Eröffnung seiner ersten Niedererlassung in Deutschland einen ersten Schritt dahin gemacht.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...

DWN
Technologie
Technologie Ocean Cleanup fischt 10 000 Tonnen Plastikmüll aus Ozeanen und Flüssen
23.04.2024

Ein Projekt fischt Tausende Tonnen Plastik aus dem Meer und aus Flüssen. Eine winzige Menge, weltweit betrachtet. Doch es gibt global...

DWN
Technologie
Technologie Astronaut Alexander Gerst rechnet mit permanenter Station auf dem Mond
23.04.2024

Eine feste Basis auf dem Mond - das klingt für viele noch nach Science Fiction, soll aber schon bald Realität werden. Für Astronaut...

DWN
Politik
Politik Zeitungsverlage mahnen von Politik zugesagte Hilfe an
22.04.2024

Der Medienwandel kostet Zeitungshäuser viel Kraft und Geld. Von der Politik fühlen sie sich dabei im Stich gelassen. Sie erinnern die...

DWN
Immobilien
Immobilien Stabilere Aussichten für deutschen Gewerbeimmobilienmarkt nach Volatilität
22.04.2024

Die Nachfrage insbesondere nach Büros im deutschen Gewerbeimmobiliensektor war verhalten im Jahr 2023. Das Segment ist stärker als andere...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Konflikt: Israels mutmaßlicher Angriff und Teherans Machtspiele
22.04.2024

Ein möglicher israelischer Luftangriff gegen den Iran kennzeichnet die bisherige Spitze der Eskalation im Nahostkonflikt. Dennoch bleibt...

DWN
Politik
Politik Steinmeier reist mit Dönerspieß und Imbissbesitzer in die Türkei
22.04.2024

Zehn Jahre ist es her, dass ein Bundespräsident der Türkei einen Besuch abgestattet hat. Jetzt reist Frank-Walter Steinmeier an den...

DWN
Technologie
Technologie Auftakt der Hannover Messe: Industrie mahnt Reformen an
22.04.2024

In Hannover hat wieder die traditionelles Messe für Maschinenbau und Elektrotechnik begonnen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eröffnete...