Technologie

Porsche baut Kolben per 3-Druck

Porsche hat zwar gerade wieder Probleme wegen des Abgas-Skandals. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass der Autobauer gerade eine Zukunftstechnologie vorantreibt, die wegen der Pandemie immer wichtiger wird. Die Fachpublikation "Produktion" spricht von "einer Revolution im Motorenbau".
29.08.2020 08:59
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Porsche baut Kolben per 3-Druck
Überdimensionale Kolben vor dem Firmensitz des Autozulieferers Mahle, der mit Porsche zusammenarbeit. (Foto: dpa) Foto: Harry Melchert

Porsche hat nach eigenen Aussagen einen „Meilenstein“ gesetzt, indem er Kolben aus dem 3-D-Drucker in den Hochleistungsmotor des Sportmodells 911 GT2 RS eingesetzt hat.

Wichtig: Die Bauteile aus dem Projekt wiegen zehn Prozent weniger als die geschmiedeten Serienkolben: „Wir können durch die neuen, leichteren Kolben die Motordrehzahl steigern, die Temperaturbelastung der Kolben verringern und die Verbrennung optimieren“, sagt Frank Ickinger aus der Antriebs-Vorentwicklung von Porsche. „Bis zu 30 PS mehr Leistung aus dem 700 PS starken Biturbo-Motor sind dadurch denkbar, und das bei höherer Effizienz“, zitiert die Fachpublikation www.produktion.de den Fachmann.

Die Qualität des gedruckten Kolbens entspricht der Güte, die ansonsten ein konventionell gefertigtes Serienteils aufweist. Das behauptet zumindest der Projektpartner von Porsche, der Autozulieferer Mahle. Für die praktische Erprobung wurden sechs Kolben im Motor eines Porsche 911 GT2 RS verbaut. Auf dem Prüfstand absolvierte das Triebwerk erfolgreich 200 Stunden Dauerlauf unter härtesten Bedingungen.

Porsche gehört damit zu den 38 Prozent der Unternehmen, die bereits 3-D-Druck in ihren Supply-Chain-Ketten einsetzen. Wie die internationale Beratungsagentur Gartner in einer Untersuchung von 2019 berichtet, planen 47 Prozent, dieses Verfahren in den kommenden zwei Jahren in ihrer Firma einzusetzen.

Fertigung im Haus ("insourcing") löst "outsourcing" ab

Die Erhebung weist auf einen neuen Trend am Markt hin, der möglicherweise zukünftig die gesamte Branche bestimmt. Das heißt, die Unternehmen fertigen ihre Ersatzteile verstärkt im eigenen Haus, anstatt es an Fremdfirmen auszulagern. So greifen auch schon BMW und Mercedes-Benz seit geraumer Zeit auf diese Technologie zurück. Im Fachjargon heißt dieses Verfahren „Insourcing“, das bislang weniger bekannt ist. Damit könnte das „Outsourcing“ an Bedeutung verlieren, das über Jahrzehnte hinweg die Strategien der Manager bestimmt hat.

Studien zufolge können die Firmen damit bis zu 85 Prozent der Transportkosten sparen, die normalerweise entstehen, wenn sie die Teile aufgrund der niedrigen Lohnkosten in fernen Ländern fertigen lassen. Darüber hinaus erzielen die Firmen eine Kostenersparnis von bis zu 17 Prozent, wenn sie Lagerbestände von fertigen Teilen reduzieren. Denn mit dem 3-D-Druck können Teile je nach Bedarf und Bestand gefertigt werden.

Auch wenn die Arbeitskosten in Deutschland wesentlich höher sind als in vielen Ländern in Übersee, können die Unternehmen mit Hilfe dieser Technologie Kosten sparen, glauben Experten.

Das „Insourcing“ könnte nun im Zuge der Pandemie sogar eine noch größere Bedeutung bekommen, weil die Unternehmen ihre Lieferketten neu ordnen müssen. Das China-Geschäft wird mit Sicherheit nicht mehr dieselbe Rolle spielen, wie vor dem Ausbruch der Krise. Porsche hat mit dem Beginn des 3-D-Druckes für Kolben einen wichtigen Schritt gemacht, um an dieser Entwicklung teilzunehmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Preis könnte 2026 von einst 9 auf 64 Euro klettern
16.09.2025

Die Finanzierung des Deutschlandtickets sorgt weiterhin für Spannungen zwischen Bund und Ländern. Hinter den Kulissen wird um einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Die Lage ist ernst“ – Maschinenbau fordert Taten von Merz
16.09.2025

Der deutsche Maschinenbau, eine Schlüsselbranche mit rund einer Million Beschäftigten, steckt in einer tiefen Krise: Schwache Konjunktur,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stimmung hellt sich auf – Hoffnung für Autobranche und Chemie
16.09.2025

Nach langer Durststrecke gibt es wieder positive Signale für die deutsche Wirtschaft. Das ZEW-Konjunkturbarometer zeigt einen deutlichen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Gasspeicher über Zielmarke von 70 Prozent hinaus gefüllt- Winter-Risiken bestehen
16.09.2025

Die deutschen Erdgasspeicher sind derzeit zu rund 75 Prozent gefüllt und haben damit das für den 1. November festgelegte Ziel von 70...

DWN
Politik
Politik Taiwan veröffentlicht neuen Zivilschutzleitfaden für möglichen China-Angriff
16.09.2025

Taiwan hat ein aktualisiertes Handbuch zum Zivilschutz vorgestellt, das die Bevölkerung auf einen möglichen militärischen Angriff Chinas...

DWN
Politik
Politik Nord-Stream-Anschläge: Italien erlaubt Auslieferung von Ukrainer nach Deutschland
16.09.2025

Drei Jahre nach den Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee rückt ein Gerichtsverfahren in Deutschland näher. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Kommission billigt deutsche Haushaltsstrategie trotz hoher Neuverschuldung
16.09.2025

Die Europäische Kommission hat den von der Bundesregierung geplanten Schuldenkurs bis 2031 gebilligt. Trotz geplanter Milliardenkredite...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietrecht in Deutschland: Expertenkommission nimmt Arbeit auf
16.09.2025

Im Bundesjustizministerium hat eine neue Expertenkommission zum Mietrecht ihre Arbeit begonnen. Nach Angaben des Ministeriums soll das...