Politik

Automobilzulieferer kassieren Corona-Hilfen, aber ziehen trotzdem ins Ausland ab

Deutsche Automobilzulieferer nutzen die Corona-Krise als Vorwand für eine Verlagerung von Arbeitsplätzen an günstigere Standorte im Ausland. „Es kann nicht sein, dass über staatliche Liquiditätshilfen oder gar das Nutzen des Sicherungsschirms solche zerstörerischen Unternehmensstrategien auch noch unterstützt werden“, so die IG Metall.
07.09.2020 11:21
Lesezeit: 1 min

Die IG Metall prangert Bestrebungen von Automobilzulieferern an, die Corona-Krise als Vorwand für eine Verlagerung von Arbeitsplätzen an günstigere Standorte im Ausland zu verwenden. „Die Corona-Krise dafür zu nutzen, die Abrissbirne in Deutschland herauszuholen, wird auf unseren Widerstand treffen. Da werden wir Krawall machen“, sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann in einem am Montag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. „Es kann nicht sein, dass über staatliche Liquiditätshilfen oder gar das Nutzen des Sicherungsschirms solche zerstörerischen Unternehmensstrategien auch noch unterstützt werden.“ Der Grund für Staatshilfe sei doch, dass Arbeitsplätze dadurch in Deutschland gehalten würden.

„Das Geld dient nicht dazu, die Restrukturierungspläne der Unternehmen zu finanzieren, die letztlich das Aus für deutsche Standorte und Arbeitsplätze bedeuten.“ Es entstehe aber der Eindruck, dass einigen Unternehmen die Krise gelegen komme, um mit der Verlagerung zu drohen oder bereits länger gehegte Pläne leichter durchsetzen zu können. In der Vergangenheit seien Arbeitsplätze in Niedriglohnländer verlagert, zugleich aber qualifiziertere Jobs in Deutschland dadurch gesichert worden. Die Balance gerate derzeit in Gefahr.

Der Gewerkschaftsboss spielte dabei auf die Verhandlungen beim Autozulieferer Continental an. Der Dax-Konzern ringt mit den Gewerkschaften um ein erweitertes Sanierungsprogramm und will durch Werksschließungen, Produktionsverlagerungen und den Verkauf unrentabler Geschäftsteile ab 2023 jährlichen eine Milliarde Euro einsparen. 30.000 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe, allein 13.000 davon in Deutschland.

Der Verband der Automobilindustrie war nach einer Umfrage unter Zulieferern zu dem Ergebnis gekommen, dass zwei Drittel der Unternehmen, die schon vor Corona eine Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland planten, dies wegen der Pandemie beschleunigen wollten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kakao-Krise eskaliert: Warum Schokolade neu erfunden werden muss
23.12.2025

Schokolade wird teurer, kleiner und zunehmend anders zusammengesetzt. Hinter den Kulissen zwingt die Kakao-Krise Hersteller, Forscher und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF verkauft Fahrerassistenzgeschäft: 3.750 Mitarbeiter wechseln
23.12.2025

ZF zieht die Reißleine. Mit dem Verkauf seines Fahrerassistenzgeschäfts an die Samsung-Tochter Harman trennt sich der angeschlagene...

DWN
Politik
Politik Autoindustrie im Umbruch: EU passt Emmissionsziele an und schafft neuen Spielraum für Hersteller
23.12.2025

Die EU lockert ihre Emissionsziele für neue Autos ab 2035 und eröffnet damit neue Spielräume für alternative Antriebskonzepte. Welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hilfsarbeitskraft: Deutschlands unterschätzte Welle zur Rettung bei Fachkräftemangel
23.12.2025

Die Krise im deutschen Mittelstand ist real: Der Fachkräftemangel lähmt das Wachstum. Die strategische Antwort darauf ist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden 2025: Finanzsektor glänzt, Autobauer kürzen massiv
23.12.2025

Während die Autobranche unter Druck steht, feiern Banken und Versicherer Rekordzahlen. Für deutsche Aktionäre bedeutet das ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold und Silber auf Rekordkurs: Edelmetalle profitieren von Zinserwartungen und Geopolitik
23.12.2025

Edelmetalle rücken erneut in den Fokus der Finanzmärkte und markieren ungewöhnliche Preisbewegungen in einem zunehmend unsicheren...