Technologie

Apple stellt seine neuen PCs mit selbst entwickeltem Chip vor

Der US-Konzern hat neue Mac-Geräte vorgestellt, die erstmals mit einem von Apple entwickelten Mikroprozessor ausgerüstet sind. Der neue Halbleiter, der eine bis zu zweimal längere Batterielaufzeit garantieren soll, besiegelt die Abkehr vom Chip-Partner Intel.
11.11.2020 11:22
Aktualisiert: 11.11.2020 11:22
Lesezeit: 2 min
Apple stellt seine neuen PCs mit selbst entwickeltem Chip vor
MacBook Air, MacBook Pro und Mac mini. (Foto: dpa) Foto: Apple

Bei Apple beginnt ein neues Zeitalter: 15 Jahre lang hat der Konzern seine Macintosh-Computer mit den Chips von Intel gebaut. Künftig gehen Apple und Intel aber getrennte Wege. Der iPhone-Konzern hat nun die ersten drei Mac-Modelle mit Chips aus eigener Entwicklung vorgestellt. Apple verspricht, dass die Computer dadurch deutlich schneller und auch stromsparender arbeiten. Mit dem Umstieg kann der Konzern zudem erstmals seine Macs auf derselben Software-Plattform wie seine iPhones und iPads betreiben. "Dies ist ein historischer Tag für den Mac", sagte Apple-Chef Tim Cook.

Der hauseigene Chip mit der Bezeichnung M1 ist nicht nur ein einfacher Mikroprozessor, sondern ein komplexes "System on a Chip". In ihm stecken 16 Milliarden Transistoren. Der Hauptprozessor besteht aus acht Kernen, vier davon erledigen Hochleistungsanforderungen, die anderen vier kommen stromsparend ins Spiel, wenn leichtere Aufgaben erledigt werden müssen. Dazu kommen ein leistungsfähiger Grafikchip sowie der geheimnisumwitterte Sicherheitschip "Secure Enclave". Und das gesamte M1-System kann auf einen gemeinsamen Arbeitsspeicher zugreifen.

Cook ist aber auch klar, dass die Kunden einen Computer nicht vorrangig wegen einer neuen Chip-Architektur auswählen. Daher standen bei der Videopräsentation aus dem Apple-Hauptquartier ganz praktische Dinge im Vordergrund. So betonte Apple, dass sich die Akkulaufzeit fast verdoppeln werde. Apps würden viel schneller als bisher starten, und auch anspruchsvolle Programme liefen flüssiger, versprach Software-Chef Craig Federighi. Wie beim iPhone soll ein spezieller Bereich zum Beispiel die Bildbearbeitung mit maschinellem Lernen verbessern.

Apple stattete mit dem M1-Chip unter anderen das populärste Mac-Modell aus, das Macbook Air. Es kommt nun ohne einen Lüfter aus. Dank des sparsameren Chips halte die Batterie 15 Stunden Surfen im Web und 18 Stunden Videowiedergabe stand. Das Macbook Air ist der populärste Apple-Computer.

Außerdem bekommen auch das leistungsstärkere Macbook Pro mit 13-Zoll-Display und der Tischrechner Mac Mini den neuen Apple-Prozessor. Beim Macbook Pro spricht Apple von 17 Stunden Surfzeit und 20 Stunden Videowiedergabe. Beim Mac Mini und dem Macbook Pro behält Apple zunächst auch Modelle mit Intel-Chips im Angebot - das Macbook Air gibt es beim Konzern dagegen nur noch mit dem M1. Äußerlich sehen die Geräte aus wie bisher.

Apple bricht mit dem Umstieg aus der eingefahrenen Spur der PC-Branche aus, die bisher von Intel-Prozessoren dominiert wurde. Die M1-Chips basieren auf der Architektur des Chipdesigners ARM, mit der auch die iPhones und iPads laufen. Damit können die Entwickler auch iPhone-Apps auf die Macs bringen. Ursprünglich auf Intel-Prozessoren zugeschnittene Mac-Programme, die noch nicht für die Apple-Chips angepasst wurden, sollen unterdessen in Echtzeit "übersetzt" werden. Dabei gebe es keine Leistungseinschränkungen, betont Apple. Weiterhin mit Intel-Chips ausgestattet bleiben vorläufig die iMac-Modelle und der Profi-Rechner Mac Pro.

Neben dem neuen Betriebssystem macOS Big Sur und Apple-eigenen Apps wie der Videobearbeitungssoftware Final Cut Pro werden kurzfristig auch Programme von Drittherstellern die neuen Möglichkeiten des M1-Systems direkt ausnutzen, darunter Fotobearbeitungssoftware von Adobe und Computer-Spiele.

Der Umstieg kündigte sich bereits seit einiger Zeit an. Auf iPhone und iPad war es Apple gelungen, durch hauseigene Chipentwicklung viel Leistung in kleines Format zu packen. Beim Mac musste der Konzern dagegen wiederholt auf neue Prozessoren von Intel warten. Bei der Ankündigung des Umstiegs im Juni hieß es, er solle binnen zwei Jahren alle Modelle erfassen.

Für die Macs ist es der dritte Wechsel der Chip-Plattform nach dem Übergang von Motorola zu IBMs PowerPC Anfang der 1990er Jahre und zu Intel im Jahr 2005.

Die Frage ist nun, ob Apples Beispiel in der Branche Schule machen könnte, wenn die M1-Macs ihren Nutzern einen spürbaren Vorteil gegenüber Computern anderer Hersteller mit Intel-Chips bieten können. Unter anderem Microsoft und Samsung haben bereits Laptops mit Chips auf Basis der ARM-Architektur im Angebot, sie blieben bisher aber eher Nischenmodelle. Neuer Schub könnte von dem chinesischen Technologiekonzern Huawei ausgehen. Wegen der von US-Präsident Donald Trump verhängten Sanktionen versuchen die Chinesen ohnehin, eine eigene Chipproduktion aufzubauen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Inflationskrise USA: Warum 2026 zum gefährlichsten Jahr werden könnte
26.12.2025

Die Warnung eines führenden Ökonomen zeichnet ein düsteres Bild für die USA. Die Rückkehr einer hartnäckigen Inflationswelle könnte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Familienunternehmen Voelkel: Mit Ingwer-Shots zur größten Bio-Safterei der Welt
26.12.2025

Voelkel ist bekannt für seine Obst- und Gemüsesäfte aus biologischem Anbau. Stefan Voelkel leitet das Unternehmen in dritter Generation...

DWN
Technologie
Technologie Autonomes Fahren: Bolt bringt chinesische Technologie nach Europa
26.12.2025

Europa erlebt eine neue Phase im Wettbewerb um autonome Mobilität, da chinesische Technologieanbieter zunehmend mit großen...

DWN
Panorama
Panorama Die spektakulärsten Weihnachtsbäume weltweit: Wenn Tradition zur Show wird
26.12.2025

Lichtermeere, Rekordhöhen und ungewöhnliche Kulissen: Rund um den Globus werden Weihnachtsbäume zu echten Spektakeln. Von italienischen...

DWN
Immobilien
Immobilien The Line: Saudi Arabiens hochgestapelte Megacity quer durch die Wüste
26.12.2025

Eines der wohl ambitioniertesten und innovativsten Infrastrukturprojekte unserer Zeit ist The Line. Die von Saudi-Arabien geplante...

DWN
Finanzen
Finanzen Dotcom-Blase der 1990er: Wie Spekulationen den Markt auf den Kopf stellte
26.12.2025

Die späten 1990er Jahre waren geprägt von einem beispiellosen Börsenboom im Technologiesektor, der als Dotcom-Blase bekannt wurde....

DWN
Politik
Politik Demokratie unter Dauerstress: Der globale Trend zur Autokratie
26.12.2025

2026 könnte zum Wendepunkt werden: Von Washington bis Berlin geraten liberale Demokratien unter Druck. Autokraten gewinnen Einfluss,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prognose: Startet die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durch?
25.12.2025

Drei Jahre Flaute, kaum Wachstum – doch 2026 könnte die deutsche Wirtschaft endlich drehen. Prognosen deuten auf leichte Erholung,...