Der Sprecher des türkischen Präsidenten, Ibrahim Kalın, erörterte am 11. November 2020 mit dem Chef des britischen Auslandsgeheimdienstes (MI6), Richard Moore, den Waffenstillstand zwischen Armenien und Aserbaidschan um Berg-Karabach. Das Treffen fand in Ankara statt. Weiterhin wurden Gespräche über die Zukunft der bilateralen Beziehungen zwischen der Türkei und dem Vereinigten Königreich geführt. Kalın und Moore tauschten sich auch über die Entwicklungen in Libyen, im östlichen Mittelmeerraum und im Nahen Osten aus. Schließlich bewerteten die beiden Gesprächspartner auch Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit zwischen ihren Nationen in den Bereichen Sicherheit und Außenbeziehungen, teilt der englischsprachige Dienst der Nachrichtenagentur „Anadolu“ mit.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und der australische Premierminister Scott Morrison diskutierten am 12. November 2020 in einem Telefonat Schritte zur Verbesserung der bilateralen Beziehungen sowie zur Zusammenarbeit auf internationalen Plattformen, so The Daily Sabah. Laut der Kommunikationsdirektion der Türkei erklärte Erdoğan, die Türkei betrachte Australien als einen bedeutenden Partner im asiatisch-pazifischen Raum, da beide eine ähnliche Perspektive in Bezug auf gemeinsame und internationale Fragen teilen.
Ein britischer Eurofighter Typhoon Jet und zwei türkische F-16 führten anschließend am 18. November 2020 ihren ersten Trainingsflug durch. „Im Rahmen des # NATO-Trainings wurde der erste Trainingsflug unter Beteiligung des #RAF Eurofighter Typhoon der britischen Royal Air Force, der in Konyas 3. Haupt-Jet-Base-Kommando eingetroffen war, sowie zweier F-16-Flugzeuge unserer 132. Waffe und Taktik Flottenkommando, durchgeführt“, teilte das türkische Verteidigungsministerium mit.
Daraus ergibt sich: Während die Außenminister Frankreichs und Deutschlands versuchen, die USA auf ihre Seite zu ziehen, um die Türkei zurückzudrängen, macht Großbritannien das genaue Gegenteil. Diese gegensätzlichen außenpolitischen Konturen werden sich auch in den Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU widerspiegeln. Die Manöver Ankaras und Londons hängen offenbar auch damit zusammen, dass die EU beide Länder aus geopolitischen Gründen „stiefmütterlich“ behandelt.
Großbritannien und die Türkei arbeiten seit geraumer Zeit an der Bildung einer militärischen und nachrichtendienstlichen Allianz. Der Umstand, dass es alsbald zu einem Regierungswechsel in den USA kommen wird, hat dazu geführt, dass Großbritannien und die Türkei diesen Prozess beschleunigen wollen. Ausschlaggebend ist der Brexit und die Tatsache, dass eine US-Regierung, die von der Demokratischen Partei kontrolliert wird, den Post-Brexit-Ambitionen Großbritanniens und den internationalen Ambitionen der Türkei etwas distanzierter gegenüber steht, als es die Trump-Administration tut. Da Deutschland und Frankreich aus britischer Sicht als Bündnispartner wegfallen werden, sucht London nach Partnern außerhalb der EU – sowohl in wirtschaftlicher als auch politischer Hinsicht.
Am 11. September 2020 hatten Marineeinheiten der Türkei und Großbritanniens im östlichen Mittelmeer ein Manöver durchgeführt. An dem Manöver waren die türkische Fregatte „TCG Giresun“ und die britische Fregatte „HMS Argyll“ beteiligt.
Das Manöver wurde als politische Positionierung der Briten im östlichen Mittelmeer angesehen. Frankreich, Ägypten, Griechenland, Teile des US-Verteidigungsministerium, Israel und die EU versuchen, das östliche Mittelmeer aufzuteilen, um die Seewege und die Gasressourcen zu kontrollieren. Dabei versuchen sie, die Türkei komplett zu isolieren. Doch die Briten scheinen die Einflussmöglichkeiten und das Potenzial der Türkei für stärker einzuschätzen, weshalb sie sich an Ankara orientieren. Großbritannien ist historisch bekannt für seine diplomatische Flexibilität.
Das Interesse Großbritanniens an einer engen Kooperation mit der Türkei hängt unweigerlich auch mit dem außenpolitischen Expansionskurs der Türkei zusammen.
„Wir müssen uns die Lektionen anderer ansehen. Schauen Sie, wie die Türkei in Libyen operiert, wo sie seit Mitte 2019 Bayraktar TB-2 UAVs einsetzt. Diese UAVs (Bayraktar TB-2 Dronen) haben Aufklärungs-, Überwachungs- und Zieloperationen gegen Frontlinien, Versorgungsleitungen und Logistikbasen durchgeführt. Im Juli letzten Jahres haben sie den von der libyschen Nationalarmee kontrollierten Jufrah-Flugplatz getroffen und mehrere Kommando- und Kontrollknoten sowie zwei Transportflugzeuge zerstört“, zitiert Defense World den britischen Verteidigungsminister Ben Wallace.
Im Zusammenhang mit Syrien sagt er: „Oder denken Sie an das Engagement der Türkei in Syrien und den Einsatz elektronischer Kriegsführung, leicht bewaffneter Drohnen und intelligenter Munition, um Panzer, gepanzerte Autos und Luftverteidigungssysteme zu stoppen. Selbst wenn die Hälfte der Behauptungen wahr ist, sind die Auswirkungen bahnbrechend.“
Wallace ebnete mit diesen Worten den Weg für eine künftige militärisch-geheimdienstliche Kooperation mit der Türkei, die im August 2019 im Abkommen „UK/Turkey: Framework Agreement on Military Cooperation [TS No.5/2019]“ besiegelt wurde.