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„Nachhaltige“ Finanzierung und grüne Planwirtschaft: Hinter dem Great Reset stecken Sozialisten im Schafspelz

Lesezeit: 6 min
28.11.2020 12:54  Aktualisiert: 28.11.2020 12:54
In nicht allzu ferner Zukunft dürfen Anleger vermutlich nur noch Wertpapiere „nachhaltiger“ Unternehmen kaufen. Die Big Player positionieren sich jetzt schon für diese historische Umwälzung des Finanzwesens. Während vor allem große Tech-, Finanz- und Green-Energy-Konzerne profitieren werden, bleibt der Bürger auf der Strecke. Denn die hehren Ziele der im Kern sozialistischen Agenda können nicht erfüllt werden.
„Nachhaltige“ Finanzierung und grüne Planwirtschaft: Hinter dem Great Reset stecken Sozialisten im Schafspelz
Der Great Reset verspricht den Himmel auf Erden. Ob dieses Versprechen erfüllt werden kann? (Grafik: Pixabay)

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Nachhaltige Investments waren einstmals eine kleine Nische in der Vermögensverwaltung. Jetzt sollen sie schon bald zur Norm werden. Wie es um den Trend der sogenannten „ESG“-Investments (ESG steht für Enviroment, Social, Governance) steht, lässt sich in einer aktuellen Studie der renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) nachlesen. „Sustainable Finance – The growth opportunity of the century. Are you ready for the ESG change?“ So wird der Leser auf der ersten Seite dynamisch eingestimmt. Bei solch überzeugenden Worten kann er nur zu einem Schluss gelangen: Ich bin auf jeden Fall bereit für diesen historischen Paradigmenwechsel!

Ebenfalls bereit ist wohl auch die Finanz-Industrie. Denn eine Reihe von Umfragen unter 200 Vermögensverwaltern, 300 institutionellen Investoren und über 800 Privatanlegern in Europa ergaben folgendes Bild:

  • Bis 2025 werden bis zu 8 Billionen Euro an ESG-Vermögenswerten in den Händen europäischer Investmentfonds prognostiziert. Das würde einem Anteil von ungefähr 50 Prozent an allen gemanagten Assets entstprechen, aktuell sind es nur rund 15 Prozent.

  • 77 Prozent der institutionellen Investoren planen, ab 2022 nur noch in ESG-konforme Produkte zu investieren.

  • Schon heute beschäftigen sich mehr als 50 Prozent der Investoren mit Fragen der Nachhaltigkeit, wenn sie Wertpapiere oder Fondsanteile kaufen.

Die organische Nachfrage nach nachhaltigen Investments soll in Zukunft weiter steigen. Weil immer mehr Unternehmen ihre Geschäftsmodelle und Produktionsprozesse auf Nachhaltigkeit umstellen werden, soll auch Diversifikation in diesem Segment in Zukunft zunehmend leichter werden.

Zu den nachhaltigsten Firmen zählen offenbar Amazon, Google und Facebook

In den letzten zwei Jahren schnitten ESG-Indizes in den großen Märkten (USA, Asien, Europa) deutlich besser ab als der Gesamtmarkt. Schaut man sich beispielsweise den „S&P 500 ESG Index“ genauer an, wird klar, wie diese Outperformance zustande kommt. In der ESG-Variante des berühmten Index´ sind die großen amerikanischen Tech-Firmen (allen voran Apple, Microsoft, Amazon, Google und Facebook) stark vertreten. Big-Tech-Aktien waren der Renner in der jüngsten Börsen-Historie, da ist eine Überrendite nicht überraschend. Anleger hätte dafür nicht in einen ESG-Fonds investieren müssen, der einfache Kauf eines ETFs auf den Technologie-Index „NASDAQ 100“ hätte es auch getan. Der neue Megatrend wird die Kurse der Anteilsscheine von Google, Amazon und Co. weiter befeuern und den Großkonzernen damit sehr attraktive Möglichkeiten für Kapitalerhöhungen bieten.

Die Tech-Monopolisten gelten als Musterbeispiele der Nachhaltigkeit. Digitalkonzerne haben es da aber auch leichter als beispielsweise Erdöl-Produzenten, zumal sie meist auf gut gefüllten Kassen sitzen. Kleine Unternehmen haben dagegen nicht die Mittel – weder für Projekte noch für Marketing – um ihren ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Google zum Beispiel wirbt damit, seit 2007 CO₂-neutral und bis 2030 komplett CO₂-frei zu wirtschaften. Im August dieses Jahres gab der Digital-Konzern „Sustainability-Bonds“ im Wert von 5,75 Milliarden Dollar aus, um „in ökologische und soziale Initiativen in Europa und weltweit“ zu investieren.

Die Experten von PwC erwarten, dass sich im „neuen Normal“ der Zukunft die Outperformance von ESG-Anlagen verstärken wird. Das ist aber auch keine Kunst, wenn Aktien und Anleihen der großen Tech-Unternehmen als besonders nachhaltige Investments gelten und zahlreiche Regulierungen das Investieren in als nicht nachhaltig definierte Wertpapiere immer schwieriger und unattraktiver machen werden.

Ein Regulierungs-Alptraum

Was genau ist eigentlich ein nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen? Was ist unter dem Strich klimaförderlich und was klimaschädlich? Wer definiert die zu erfüllenden ESG-Standards? Politischer Willkür sind hier theoretisch keine Grenzen gesetzt.

Wie nachhaltig und umweltfreundlich sind zum Beispiel Elektromobilität und Windkraftanlagen wirklich? Insbesondere im Hinblick auf die Entsorgungsproblematik der Batterien beziehungsweise der massiven Beton-Klötze. Diese Frage wird von vornherein nicht erörtert, denn die Förderung erneuerbarer Energien und Elektromobilität ist eben politisch gewünscht.

Im Rahmen der Taxonomie-Verordnung der Europäischen Union werden Vorgaben für nachhaltige Investitionen definiert und darüber hinaus die Offenlegungspflichten von Unternehmen geregelt, durch die eine Einstufung in „nachhaltig“ und „nicht nachhaltig“ erst ermöglicht wird. Diese Kriterien sind nur sehr unspezifisch, nicht eindeutig und deshalb stark auslegungsabhängig. Kein Wunder, dass man sich in der Finanzbranche den Kopf darüber zerbricht, wie man die schon bald geltenden ESG-Standards erfüllen soll.

Vor wenigen Tagen hat die EU-Kommission immerhin einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der regeln soll, welche Wirtschaftssektoren im Rahmen der EU-Taxonomie als klimaverträglich gelten. Die Nutzung fossiler Brennstoffe soll von der Taxonomie ausschließen. Nicht jedoch die ebenfalls Kohlendioxid-Emissionen verursachende Verbrennung von Biomasse, wie der World Wildlife Fund (WWF) kritisiert.

Was ist mit Firmen, die sowohl Kohlekraftwerke als auch Solaranlagen beliefern? Wägt man hier zwischen „Übel“ und „Gutem“ ab? Wenn ja, wie gewichtet man?

Einige Sektoren können sich unter den zukünftigen Richtlinien leichter refinanzieren als andere. Hier findet eine Bevorzugung bestimmter emissionsarmer Wirtschaftsbereiche (erneuerbare Energien, Dienstleistungssektor, Digitalindustrie) und Benachteiligung anderer (fossile Energien, Rohstoffe, Landwirtschaft, verarbeitendes Gewerbe) statt. Letztendlich wird dadurch die Allokation von Kapital und Ressourcen verzerrt. Ob das gerecht(fertigt) oder reine politische Willkür im Deckmantel höherer gesellschaftlicher Ziele ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Man kann außerdem erwarten, dass die geplanten ESG-Regulierungen der EU-Behörden auch anderweitig einen massiven Effekt auf die Struktur der Wirtschaft haben werden. Große Konzerne können solche regulatorische Auflagen viel leichter erfüllen als KMUs. Langfristig ist deshalb mit einer verstärkten Konzentration der Volkswirtschaften und folglich zunehmender Marktmacht von Großkonzernen zu rechnen. Die Struktur der Wirtschaft wird durch diese Monopolisierung geschädigt, und zwar nachhaltig. Diese Nachhaltigkeit dürfte allerdings nicht zum Nutzen der Gesellschaft sein. Man sieht: Es kommt wie immer auf die Perspektive an.

Von „Sustainable Finance“ zum Great Reset

Nachhaltig, sozial, klimaneutral und zum Wohle der Allgemeinheit: Mit solch hochtrabenden Zielen lässt sich so gut wie jede Maßnahme rechtfertigen. Zu diesen Maßnahmen zählen auch der von der EU-Kommission initiierte Green Deal mit einem geschätzten Volumen von einer Billion Euro innerhalb der nächsten zehn Jahre. In den USA will der designierte neue Präsident Joe Biden ein ähnliches Programm in Höhe von zwei Billionen Dollar auflegen.

Die Autoren der PwC-Studie behaupten, dass die „zunehmende öffentliche Wahrnehmung von ESG-verbundenen Risiken den Klimawandel und Nachhaltigkeitsthemen an die Spitze der globalen Agenda katapultiert hat“. Das ist sicherlich nicht falsch, aber es ist nun wahrlich keine Übertreibung zu sagen, dass zusätzlich von politischer und institutioneller Seite ein gehöriger Schub in die ´richtige´ Richtung erfolgt ist.

Unter der Schirmherrschaft des World Economic Forum (WEF) plädieren hochrangige Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft für einen globalen „Großen Neustart“ (Great Reset). Manche Kritiker bezeichnen die Agenda im Kern als sozialistisch. Klaus Schwab, der Gründer des WEF, aber betont, dass er den Kapitalismus nicht abschaffen wolle, sondern nur der ungehemmte Kapitalismus „ausgedient“ habe: „Wir dürfen nicht nur das Finanzkapital berücksichtigen, sondern auch das Sozialkapital, das Naturkapital und das menschliche Kapital.“

Zu den designierten Gestaltern unserer Zukunft zählt auch Blackrock, der mächtigste Vermögensverwalter der Welt. Laut Blackrock-Chef Larry Fink befinden wir uns an der Schwelle einer „fundamentalen Neugestaltung des Finanzwesens“. Bei der Geldanlage könnte die aktuelle Krise nach Finks Einschätzung zum Katalysator für Angebote werden, die Kriterien wie Umweltschutz, Soziales und gute Unternehmensführung berücksichtigen. „Die aktuelle Pandemie führt uns vor Augen, wie fragil die Welt ist und welcher Wert in nachhaltigen Portfolios steckt. Wenn wir diese Krise überstanden haben und Anleger ihre Portfolios anpassen, haben wir die Möglichkeit, eine nachhaltigere Welt zu schaffen.“

An seiner Wortwahl („fundamentale Neugestaltung des Finanzwesens“) erkennt man deutlich, dass der Trend des nachhaltigen Investierens nahtlos an den Great Reset anknüpft, dessen Ziel ja die fundamentale Neugestaltung der Gesellschaft ist. So gesehen ist die große Umwälzung des Finanzwesens eine wichtige Voraussetzung für die große Umwälzung der Gesellschaft.

Sozialisten im Schafspelz

Wen kümmert es schon, dass die angestrebte Umgestaltung der Gesellschaft mit höheren Kosten für Energie und Mobilität, mit höheren Steuern und einer zunehmenden Einschränkung der Konsumfreiheit einhergeht? Es geht schließlich um etwas viel Größeres: das (angebliche) Wohl der Menschheit.

Genau um solch hehre Ziele geht es seit jeher auch den Sozialisten, aber die verheerenden Ergebnisse sprechen eine andere Sprache. Planwirtschaftliche Systeme verarmen kümmerlich und leiden auch noch an horrender Umweltverschmutzung – viel schlimmer als in vergleichbaren Marktwirtschaften. Das ist gar nicht anders möglich, denn Märkte sind der effizienteste Weg zur Verteilung von Ressourcen und Produktionsmitteln. Je mehr man von dieser Verteilung abweicht, umso ineffektiver wird diese. Je ineffektiver die Verteilung, umso geringer wird der Wohlstand, umso stärker wird die Ressourcenverschwendung und damit auch die Umweltverschmutzung. Der große Neustart der Gesellschaft wird also in dieser Hinsicht genau das Gegenteil von dem erreichen, was er verspricht.

Die Architekten der Zukunft sprechen sogar selbst von Sozialismus. Auf dem Weg zur gewünschten Produktionsstruktur und -verteilung müssten Kapitalismus und Sozialismus verschmelzen, um – in den Worten des WEF –„ein gleichberechtigtes, integratives und nachhaltiges Wirtschafts- und Sozialmodell zu schaffen.“ Dank des Kapitalismus wäre mehr als genug Reichtum vorhanden, der aber jetzt „breiter umverteilt werden muss, wie es die Sozialisten seit langem gefordert haben.“

Der Finanz-Sozialismus ist nur der erste Schritt. In nicht allzu ferner Zukunft wird es unter dem Deckmantel sozialer und ökologischer Ziele genaueste Vorgaben geben, wer was wie und in welcher Menge produzieren beziehungsweise konsumieren darf. Die Umverteilungs-Maschinerie wird derweil neue Höhen erklimmen. De facto handelt es sich dabei um nichts anderes als einen schleichenden Weg in eine vollumfängliche Planwirtschaft.

Die Macher des Great Reset sind Sozialisten im Schafspelz. Sie verkaufen uns nur alten Wein in neuen Schläuchen.

Erfahren Sie mehr in unserer Artikel-Reihe zum Great Reset.

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Jakob Schmidt ist studierter Volkswirt und schreibt vor allem über Wirtschaft, Finanzen, Geldanlage und Edelmetalle.


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