Politik

Lagebericht Syrien: Regierung startet Großoffensive in Idlib

Am Wochenende haben syrische Regierungstruppen in der Provinz Idlib eine Offensive gegen „Rebellen und dschihadistischen Fraktionen“ durchgeführt. Wenige Tage zuvor kam es zu einer großen Explosion im Norden des Landes.
14.12.2020 14:00
Aktualisiert: 14.12.2020 14:28
Lesezeit: 2 min
Lagebericht Syrien: Regierung startet Großoffensive in Idlib
Syrische Regierungstruppen mit Offensive in Idlib. (DWN/Syria Live Map)

Am vergangenen Sonntag führten die syrischen Regierungstruppen in der Provinz Idlib eine Offensive gegen „Rebellen und dschihadistischen Fraktionen“ durch. Die Offensive konzentrierte sich auf den südlichen Teil von Idlib, so Voice of America (VoA). „Durch die Intensivierung seiner Angriffe will das Assad-Regime die Autobahn, die die Provinzen Aleppo und Latakia verbindet und durch Idlib führt, vollständig kontrollieren“, meint Rami Abdulrahman, Direktor des in Großbritannien ansässigen syrischen Observatoriums für Menschenrechte.

VoA wörtlich: „Das Observatorium, das über ein Netzwerk von Forschern in Syrien verfügt, sagte, dass Hayat Tahrir al-Sham (HTS), Ansar al-Tawhid und Hurras al-Din zu den Gruppen gehörten, die bei dem jüngsten Regierungsangriff in Idlib ins Visier genommen wurden. HTS ist die mächtigste islamistische Gruppe in Idlib und wird von den Vereinigten Staaten als terroristische Organisation angesehen. Die beiden anderen kleineren Gruppen sind der Al-Qaida-Terrorgruppe angeschlossen.“

Idlib fällt in eine sogenannte Deeskalationszone, die im Rahmen eines Abkommens zwischen Russland und der Türkei von 2017 eingerichtet wurde. Trotz des Abkommens haben von Russland unterstützte syrische Regierungstruppen die Kontrolle über mehr mehrere Landstriche von Idlib eingenommen. Im März letzten Jahres haben Russland und die Türkei ein neues Abkommen erzielt, das eine große Offensive der syrischen Regierung auf Idlib vereitelte. Im Rahmen des Abkommens begannen die beiden Länder gemeinsame Patrouillen entlang der wichtigsten Autobahn M4.

Die Türkei, die ein Dutzend Beobachtungsposten in Idlib hat, plant Berichten zufolge, einige ihrer Truppen aus dem Gebiet abzuziehen. Letzte Woche berichteten lokale Medien, dass türkische Truppen einen weiteren Beobachtungsposten und zwei militärische Positionen verlassen werden. Seit Oktober hat sich die Türkei von vier Beobachtungsposten und mindestens zwei Militärpositionen in Idlib zurückgezogen.

16 Tote bei Explosion in Nordsyrien

Bei der Explosion einer Autobombe in der nordsyrischen Stadt Ras al-Ain sind Aktivisten zufolge mindestens 16 Menschen getötet worden, darunter drei türkische Soldaten. Zwölf Menschen wurden verletzt, wie die in Großbritannien ansässige sogenannte Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am vergangenen Donnerstag meldete. Der Grenzort steht unter Kontrolle türkischer Truppen und verbündeter syrischer Söldner.

Die türkische Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Anschlag. Bislang ist unklar, wer für die Explosion verantwortlich ist. Den Beobachtern zufolge detoniert die Bombe am Ortseingang an einem Kontrollpunkt lokaler Sicherheitskräfte. In den vergangenen Monaten war es in der Region mehrfach zu Anschlägen gekommen. Ende Oktober drohte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit einem weiteren Militäreinsatz in Syrien, sollten sich die «Terroristen» nicht wie versprochen aus der Grenzregion zurückziehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutschland setzt auf Wasserstoff – Länder planen gemeinsames Versorgungsnetz
01.12.2025

Die ostdeutschen Bundesländer wollen gemeinsam ein Wasserstoff-Verteilnetz aufbauen, um Kommunen, Industrie und Gewerbe besser mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Neue Studie: Grüne Fonds unterscheiden sich nur minimal von traditionellen Produkten
01.12.2025

Viele Anleger erwarten, dass nachhaltige Fonds klare Alternativen zu traditionellen Produkten bieten und Kapital in verantwortungsvollere...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose: Experten sehen weiterhin Potenzial am Markt
30.11.2025

Die Entwicklung am Goldmarkt sorgt derzeit für besondere Aufmerksamkeit, da viele Anleger Orientierung in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Start-ups: Talente ziehen lieber in die USA statt nach Europa
30.11.2025

Immer mehr europäische Start-ups verlagern ihre Aktivitäten in die USA, um dort leichter an Risikokapital zu gelangen. Kann Europa durch...

DWN
Politik
Politik Militärischer Schengen-Raum: Wie die EU die Truppenmobilität beschleunigen will
30.11.2025

Die sicherheitspolitischen Spannungen in Europa erhöhen den Druck auf die EU, ihre militärische Handlungsfähigkeit neu auszurichten. Wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digital Champions: Das sind die neuen deutschen Tech-Vorbilder
30.11.2025

Von Leipzig bis Heidelberg entsteht eine Generation von Startups, die KI-Forschung in Markterfolg übersetzt. Digitale Champions wie Aleph...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase durch steigende Investitionen: Wie EU und deutsche Wirtschaft betroffen sind
30.11.2025

Die rasanten Investitionen in künstliche Intelligenz lassen Experten vor einer möglichen KI-Blase warnen. Droht diese Entwicklung, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Rüstungsindustrie im Aufschwung: USA profitieren von der Aufrüstung
30.11.2025

Europa versteht sich gern als Friedensmacht, die auf Diplomatie und Werte setzt, während in ihrem Inneren eine hochdynamische Sicherheits-...