Finanzen

Die letzte solide Zentralbank der Welt steht in Afrika

Während Zentralbanken auf der ganzen Welt Billionen aus dem Nichts erschaffen, um die Schuldenspirale am Laufen zu halten, verweigert eine afrikanische Notenbank ihrer Regierung weitere Kredite.
29.12.2020 12:56
Aktualisiert: 29.12.2020 12:56
Lesezeit: 2 min
Die letzte solide Zentralbank der Welt steht in Afrika
Ein Auszubildender setzt sich am 08.04.2015 im Accra Technical Training Centre und National Vocational Training Institute für Schweißer und Elektronik seine Schweißerbrille auf. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Am 18. Dezember erklärte der Gouverneur der Zentralbank von Ghana, Ernest Addison, dass seine Notenbank der Regierung des afrikanischen Landes fortan keine neuen Kredite mehr gewähren werde. Diese wolle die Regierung nur dazu benutzen, das sich ausweitende Defizit im Staatshaushalt zu stopfen, so Addison. Die in Aussicht stehenden – und nun blockierten – Kredite beliefen sich auf ein Volumen von 10 Milliarden Cedis (etwa 1,7 Milliarden US-Dollar).

Das Haushaltsdefizit Ghanas wird sich aufgrund der Corona-Krise im laufenden Jahr Schätzungen zufolge auf 11,4 Prozent belaufen – ein deutlicher Anstieg verglichen mit den noch Anfang des Jahres erwarteten 4,7 Prozent, berichtet Bloomberg.

Addison begründete seine Entscheidung damit, dass eine steigende Neuverschuldung Ghanas den Wechselkurs der Landeswährung unter zu starken Druck bringen würde.

Die letzte solide wirtschaftende Zentralbank der Welt

Die Weigerung der ghanaischen Zentralbank, der Regierung weitere dringend benötigte Kredite auszugeben, kontrastiert stark mit der Strategie der allermeisten Notenbanken der Welt. Diese hatten im laufenden Jahr Billionen von Dollar, Euro, japanischen Yen und anderen Währungen aus dem Nichts erschaffen, um die durch die Lockdown-Maßnahmen der Regierungen entstandenen wirtschaftlichen Schäden aufzufangen. Als Folge davon ist die Schuldenlast der Staaten massiv angestiegen und spiegelbildlich dazu auch die Bilanzsummen der Zentralbanken – auch in Deutschland, wo die Politik der „Schwarzen Null“ über Bord geworfen wurde, was zu einem Anstieg der Verschuldung gemessen an der Wirtschaftsleistung von 60 Prozent auf 80 Prozent innerhalb weniger Monate geführt hatte.

Die Zentralbank Ghanas hingegen verfolgt als einziges Finanzinstitut weltweit inmitten der Krise keine expansive, sondern eine konservative Geldpolitik. „Das große Haushaltsdefizit verursacht wichtige Finanzierungsprobleme. Dessen Finanzierung sollte nicht mithilfe von Zentralbankgeld ermöglicht werden, weil dies die Fähigkeit der Notenbank schwächen würde, als Anker für die Stabilität von Geldpolitik und Wechselkurs zu fungieren“, zitiert Bloomberg Addison. „In Zukunft werden schwierige Entscheidungen zu treffen sein, um die Staatsfinanzen und die Prioritäten bei den Ausgaben zu reorganisieren und neue Einnahmequellen zu erschließen.“

Ghana gilt als eine der stabilsten Demokratien Afrikas und ist nach der benachbarten Elfenbeinküste der weltweit zweitgrößte Kakaoproduzent. Es ist zudem einer der wichtigsten Goldproduzenten des Kontinents.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...