Politik

Eskalation? Russland setzt deutsche Geheimdienst-Beamte auf schwarze Liste

Russland hat mehrere hochrangige deutsche Geheimdienst-Beamte auf eine schwarze Liste gesetzt. Der Kreml macht deutlich, dass er sich das Recht vorbehält, künftig „Reaktionsmaßnahmen zu ergreifen“, falls Deutschland seinen konfrontativen Ansatz fortsetzt.
30.12.2020 14:25
Aktualisiert: 30.12.2020 14:25
Lesezeit: 1 min
Eskalation? Russland setzt deutsche Geheimdienst-Beamte auf schwarze Liste
In der Geheimdienstwelt kracht es gewaltig. (Foto: dpa)

Vor einer Woche kündigte Russland Pläne an, deutsche und andere EU-Beamte wegen ihrer früheren Sanktionen gegen Kreml-Geheimdienstbeamte nach der mutmaßlichen staatlich geförderten Vergiftung des Oppositionsaktivisten und der politischen Persönlichkeit Alexej Nawalny im August mit Sanktionen zu belegen.

Russland verhängte daraufhin gegen EU-Beamte aus Frankreich, Deutschland und Schweden Reiseverbote - da diese den Weg für das Verbot der Einreise von mindestens sechs hochrangigen russischen Beamten in die EU ebneten. Frankreich und Deutschland waren führend bei der Einführung der EU-Strafmaßnahmen gegen Russland.

Nun reagiert der Kreml: Am Dienstag hat Moskau mehrere deutsche Geheimdienst- und Strafverfolgungsbehörden auf die schwarze Liste gesetzt – diesmal insbesondere als Reaktion auf frühere EU-Sanktionen im Zusammenhang mit Anschuldigungen, dass der Kreml hinter einem großen Cyberangriff aus dem Jahr 2015 auf das Computersystem des Bundestages steckt. Die betroffenen deutschen Beamten wurden namentlich nicht genannt.

„Als Reaktion auf die zerstörerischen Maßnahmen der EU hat Moskau beschlossen, die schwarze Liste der deutschen Staatsangehörigen, die von der Einreise nach Russland ausgeschlossen sind, zu erweitern. Nach dem diplomatischen Prinzip der Gegenseitigkeit hat Russland Spitzenbeamte der Strafverfolgungs- und Geheimdienste des deutschen Verteidigungsministeriums auf die schwarze Liste gesetzt“, zitiert die staatliche russische Nachrichtenagentur „Tass“ das russische Außenministerium.

Russland hatte wiederholt Beweise und Zugang zu den Daten gefordert, die auf die Beteiligung russischer Bürger am Bundestags-Hack im Jahr 2015 hinweisen. Doch diese Forderung wurde von der Bundesregierung zurückgewiesen. Zudem wurde in diesem Zusammenhang der Leiter der Hauptdirektion des Generalstabs der russischen Streitkräfte, Igor Kostjukow mit einem EU-Einreiseverbot belegt. Für den Angriff auf die Server des Bundestages 2015 sollen laut Angela Merkel russische Agenten verantwortlich sein, berichtet „Euronews“.

„Ihr Ansatz macht deutlich, dass Berlin nie daran interessiert gewesen ist, den sogenannten russischen Hacker-Fall wirklich zu untersuchen, und die gesamte Situation wurde zunächst als eine weitere Provokation gegen unser Land inszeniert“, meint das russische Außenministerium.

EU-Beamte haben kürzlich Russlands verspätete Vergeltungsmaßnahmen gegen europäische Beamte als „ungerechtfertigt“ und unfair bezeichnet. Der Kreml hat jedoch mit der Bekanntgabe seiner neuen schwarzen Liste deutlich gemacht, dass er sich das Recht vorbehält, künftig „Reaktionsmaßnahmen zu ergreifen“, falls Deutschland seinen konfrontativen Ansatz fortsetzt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...

DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...