Deutschland

Luftfahrtbranche fordert Ende der Reiseverbote ab Ostern

Der Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) kämpft für "Test statt Quarantäne", damit die geltenden Reisebeschränkungen ab Ostern wieder aufgehoben werden können.
28.01.2021 15:53
Lesezeit: 2 min
Luftfahrtbranche fordert Ende der Reiseverbote ab Ostern
Beamte der Bundespolizei kontrollieren am Flughafen Frankfurt Passagiere. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Angesichts des drastischen Geschäftseinbruchs bei Airlines und Flughäfen in der Corona-Krise fordert die Luftfahrtbranche ein Ende der Reisebeschränkungen ab Ostern. Die kaum von den Behörden kontrollierbaren Quarantänepflichten müssten durch eine wirksame Teststrategie ersetzt werden, forderte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Peter Gerber, am Donnerstag. "Wir setzen darauf, dass Bund und Länder diesen Weg einschlagen werden, damit mit diesen Maßnahmen ab Ostern die Reisebeschränkungen aufgehoben werden können."

Allerdings sei dabei vorausgesetzt, dass die Infektionszahlen weiter sinken, ergänzte Gerber. Die Branche sei sich der aktuell schwierigen Phase in der Pandemie bewusst. Doch mit der Regierung zusammen müsse jetzt festgelegt werden, wie Reisen nach dem Lockdown und bei absehbarem Andauern der Pandemie wieder möglich werde. Nach dem Konzept des BDL sollten Tests mit negativem Ergebnis statt Quarantäne das Fliegen in Ländern mit einer Corona-Inzidenz unter 200 erlauben.

Der BDL-Chef gab sich zuversichtlich, dass die ansteckenderen Mutationen des Corona-Virus den Reiseverkehr im Sommer nicht zum Erliegen bringen werden. Die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol erwartet bis Ostern nur eine Erholung auf 25 bis 30 Prozent des Vorkriseniveaus.

"Das ist ein komplettes Desaster für die europäische Luftfahrt - eine Branche, die schon auf den Knien ist", erklärte Eurocontrol-Chef Eamonn Brennan. Die Behörde prognostizierte zwei Szenarien: Wenn sich die Infektionslage verbessert und die Risikogruppen in der Bevölkerung geimpft sind, wäre eine Erholung auf 45 Prozent der Kapazität von 2019 bis Juni möglich. Sollten viele Staaten trotzdem an Reisebeschränkungen festhalten, bessere sich die Lage nicht. Der Flugverkehr werde dann im Juni noch 70 Prozent unter Vorkrisenniveau liegen.

FAST JEDER VIERTE JOB GEFÄHRDET

Im vergangenen Jahr seien die Passagierzahlen an deutschen Flughäfen und bei den deutschen Airlines um 75 Prozent eingebrochen und damit stärker als in Europa insgesamt. Die Flughäfen zählten 63 Millionen Fluggäste, die deutschen Airlines rund 40 Millionen. "Die deutsche Luftverkehrswirtschaft war über weite Teile des Jahres im Dauerlockdown und ist nun nahe des Stillstands", sagte Gerber. Das Flugangebot liege derzeit bei nur 20 Prozent des vor der Krise üblichen Niveaus. Der Februar könne noch schwächer werden. "Das darf sich in diesem Jahr nicht fortsetzen, sonst drohen irreversible Strukturbrüche mit dramatischen Folgen für die Anbindung des deutschen Wirtschaftsstandortes und für die Reisewirtschaft."

Derzeit seien 60.000 der 255.000 Arbeitsplätze in der deutschen Luftverkehrswirtschaft von Abbau bedroht und damit fast jeder vierte Job. "Das zeigt, wie groß und wie tief die Krise bei uns tatsächlich ist."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...