Finanzen

Callcenter-Angestellte der Deutschen Bank streiken vierten Tag in Folge

Der Telefondienst der Deutschen Bank wird von einem Großstreik beeinträchtigt. Die Mitarbeiter sind sauer, weil sie wenig verdienen während in der Chefetage saftige Boni ausgezahlt werden. Die Schließung von Filialen und die Konzentration auf das Online-Banking hatten das Arbeitsaufkommen in den vergangenen Monaten massiv erhöht.
02.02.2021 12:36
Aktualisiert: 02.02.2021 12:36
Lesezeit: 1 min

Bei den seit vier Tagen dauernden Streiks der Callcenter-Mitarbeiter der Deutschen Bank ist kein Ende in Sicht. Die Gewerkschaften Verdi und DBV gehen davon aus, dass die Arbeitsniederlegungen noch einige Tagen dauern werden. "Es sieht derzeit nicht danach aus, dass bald wieder Gespräche starten", sagte Verdi-Verhandlungsführer Roman Eberle am Dienstag zur Nachrichtenagentur Reuters. "Die Mitarbeiter sind auf Krawall gebürstet. Wir bereiten der Bank Schmerzen zu und sind gespannt, wie schmerzempfindlich sie ist." Die Deutsche Bank sei nun am Zug und müsse auf die Arbeitnehmer-Vertreter zukommen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft DBV. "Ich glaube nicht, dass die Bank das lange durchhalten wird." Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ab.

Seit Samstag befindet sich nach Angaben der Gewerkschaften ein Großteil der 650 Callcenter-Mitarbeiter in Berlin und Essen in einem unbefristeten Streik. In den Hotlines der Bank sei es je nach Tageszeit zu Wartezeiten von 45 Minuten gekommen, sagte Eberle. Die DBV sprach von Verzögerungen von teilweise bis zu vier Stunden. Zuletzt gab es Anfang Januar einen viertägigen Streik. Arbeitsniederlegungen ohne konkretes Enddatum sind bei Banken äußerst selten. Der Tarifstreit zieht sich seit Sommer.

Die Deutsche Bank weicht an Streiktagen auf externe Anbieter zurück und sieht sich einem Insider zufolge deshalb nur wenig betroffen. Verdi argumentiert, Callcenter seien durch die Krise wichtiger geworden und der höhere Beratungsbedarf von Kunden könne über Dienstleister nicht abgedeckt werden. Die Callcenter-Mitarbeiter gehörten zu den Geringverdienern im Konzern. "Es ist nicht nachvollziehbar, warum für sie kein Geld da sein soll, wenn gleichzeitig Boni für die Investmentbanker deutlich steigen", sagte Eberle.

Die Deutsche Bank baut weltweit 18.000 Stellen ab und schließt zahlreiche Filialen. Analysten rechnen damit, dass das Geldhaus 2020 vor Steuern zwei Milliarden Euro verdient hat. Besonders das Kapitalmarktgeschäft brummte. Der Bonustopf soll einem Insider zufolge um 20 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro aufgestockt werden. Am Donnerstag legt die Bank ihre Jahreszahlen vor.

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