Wirtschaft

Westeuropas Automarkt stürzt auf 30-Jahres-Tief

Dem Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer zufolge wird auch 2021 ein rabenschwarzes Jahr für Europas Autobranche.
02.03.2021 14:00
Lesezeit: 2 min
Westeuropas Automarkt stürzt auf 30-Jahres-Tief
Ein Autotransport auf den Rhein. (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

Mit nur 762.525 Pkw-Neuwagen-Zulassungen ist der Automarkt im Januar in West-Europa auf sein tiefstes Niveaus seit mehr als 30 Jahren abgestürzt. Das ergibt die Autowertung der Daten der nationalen Zulassungsbehörden des CAR - Center Automotive Research, Duisburg. Selbst zu Zeiten des zweiten Golfkriegs (1990), der Weltfinanzkrise nach der Lehman-Pleite (2008) und der Griechenland-Krise (2011) brachen die Autoverkäufe in West-Europa nicht so stark ein wie im Januar 2021. Gegenüber dem Vorjahresvergleichsmonat beträgt das Minus 263.000 Fahrzeuge oder 25,6 Prozent.

Abb. 1 zeigt die Januar-Verkaufs-Entwicklung im Automarkt West-Europa seit Januar 1990. Damals wurden im Januar 1,34 Mio. Pkw neu zugelassen. Gegenüber Januar 1990 verzeichnet damit der Januar 2021 ein Minus von 577.000 Pkw oder 43 Prozent.

Natürlich definiert ein Einzelmonat noch lange nicht das Jahresergebnis, aber eines dürfte feststehen, die Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Automärkte in West-Europa kann man abhaken. In den nächsten Monaten bleibt Corona das dominierende Thema. Hinzu kommen immer höhere Haushaltsdefizite, die neue Konjunkturprogramme für die Autoindustrie in allen westeuropäischen Ländern ausschließen.

Damit dürfte der Automarkt in West-Europa im Jahr 2021 mit viel Fortune auf einen Absatz von 11,5 Millionen Pkw kommen; weniger ist durchaus möglich. Damit ist klar, das Jahr 2021 wird das zweite rabenschwarze Autojahr der letzten 30 Jahre in West-Europa. Die früheren Prognosen - etwa des Sachverständigenrats mit der Annahme einer V-Konjunkturdelle – sind Makulatur. Es wird ein langer Weg zurück in die wirtschaftliche Normalität.

Abb. 2 zeigt die Pkw-Märkte in West-Europa im Detail. Den größten Einbruch hat Spanien zu verzeichnen. Dort wurden im Januar knapp 42.000 Neuwagen verkauft. Spanien galt bis zur Welt-Finanzkrise als großes europäische Auto-Wachstumsland. 2007 wurden noch mehr als 1,6 Millionen Pkw jährlich in Spanien abgesetzt. Im letzten Jahr waren es noch 851.000 – ein Rückgang von 48 Prozent. Und jetzt der Januar 2021. Es ist der schlechteste Auto-Januar in Spanien seit mehr als 30 Jahren.

Auch der deutsche Automarkt verzeichnete im Januar ein historisch Tief seit der Wiedervereinigung, wie Abb. 3 zeigt. In Deutschland kam dazu, dass im letzten Jahr die Autointeressierten noch mit der niedrigen Mehrwertsteuer sich mit Fahrzeugen eindecken. Zusätzlich gehen die Autobauer trotz Krise äußerst zurückhaltend mit Verkaufsföderungsmaßnahmen um. Viele haben sich auf Kurzarbeit und das staatliche Kurzarbeitergeld eingestellt und verkaufen weniger, aber profitabler - Dank des staatlichen Kurzarbeitergeldes.

Die Pkw-Nachfrage in Deutschland ist während des Lockdowns zudem weiter geschrumpft. Im Februar seien gut 194.000 Neuwagen auf die Straßen gekommen, 19 Prozent weniger als vor einem Jahr, sagte eine Person mit Kenntnis der Neuzulassungszahlen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Damit fiel der Markt nicht ganz so stark wie zu Jahresanfang, als die Nachfrage um mehr als 30 Prozent eingebrochen war. Eine rasche Erholung zeichnet sich nicht ab. "Der Markt steckt im Lockdown fest", sagte der Insider. Insgesamt sei der Pkw-Markt in den ersten beiden Monaten um 25 Prozent auf rund 364.000 Fahrzeuge geschrumpft. Die offiziellen Zahlen für Februar will das Kraftfahrt-Bundesamt gegen Mittag veröffentlichen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Einzelhandel Insolvenzen: Wie sich die Branche gegen den Niedergang stemmt
05.12.2025

Der Einzelhandel rutscht tiefer in die Krise, während Traditionsmarken reihenweise fallen. Trotz leicht verbesserter Konjunkturdaten...

DWN
Politik
Politik Europa prüft Alternativen für Ukraine-Finanzierung: Umgang mit russischem Vermögen bleibt offen
05.12.2025

Europa ringt um einen verlässlichen finanziellen Rahmen für die Ukraine, während politische Verzögerungen den bisherigen Ansatz ins...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Positiver Analystenkommentar von JPMorgan und Silberstreifen am Cloud-Horizont
04.12.2025

SAP und Salesforce senden an den Börsen neue Signale: Während JPMorgan der SAP-Aktie frische Impulse zuschreibt, ringen Anleger bei...

DWN
Finanzen
Finanzen Schott Pharma-Aktie: Zähe Nachfrage nach Glasspritzen – Pharmazulieferer Schott Pharma schaut vorsichtig auf 2026
04.12.2025

Die Schott Pharma-Aktie ist am Donnerstag nachbörslich unter Druck geraten, Anleger beäugen den Ausblick des Mainzer Pharmazulieferers...

DWN
Politik
Politik Die EZB blockiert: Streit um EU-Pläne für eingefrorene russische Vermögenswerte
04.12.2025

Die EU ringt um einen Weg, die finanziellen Belastungen des Ukrainekriegs abzufedern, doch zentrale Institutionen setzen klare Grenzen. Wie...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...